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Wildnis, also Räume ohne nennenswerte Infrastruktur und menschliche Einwirkung, in denen die Natur sich frei entwickelt, ist von unschätzbarem Wert. Wir setzen uns mit diversen Ansätzen dafür ein, dass es noch grossflächige Wildnis, wo der Mensch als Gast willkommen ist, in der Schweiz gibt.

Bedrohungen der Wildnis: Aus dem Bergbach wird ein Rinnsal

Wildnis fasziniert: Ein Bergbach, der wild und schäumend gen Tale stürzt, unendliche Weiten aus Fels und Eis. Wen berühren solche Naturerfahrungen nicht? Die Schweiz trägt dabei mit ihrem Alpen-Anteil grosse Verantwortung für Wildnis. In den schwer erschliessbaren Hochalpen haben sich viele wilde Räume erhalten können. Diese sind jedoch bedroht: Staumauern machen aus dem reissenden Bergbach und den artenreichen Auen ein kümmerliches Rinnsal, Solarparks auf der freien Fläche industrialisieren die letzten unerschlossenen Räume der Schweiz.

Wo gibt es noch Wildnis?

Rund 17 Prozent der Schweizer Landesfläche haben eine hohe bis höchste Wildnisqualität bewahrt. Sie sind naturnah, wenig menschlich beeinflusst, abgeschieden und weisen eine raue Topographie auf. Diese Flächen sind mindestens 500 Hektar gross und weisen hohe Werte für alle oder Teile der vier beschriebenen Wildnis-Kriterien auf. Flächen hoher und höchster Wildnisqualität liegen vor allem in den Alpen, besonders im Bereich des Hochgebirges und der vergletscherten Gebiete. Diese Erkenntnisse haben wir 2019 zusammen mit der Eidg. Forschungsanstalt WSL in der Studie «Das Potenzial von Wildnis in der Schweiz» publiziert.

Die Wildniskarte basiert auf dem 100 mal 100 Meter Raster der Arealstatistik und stellt eine Kombination folgender vier Wildniskriterien dar: Natürlichkeit, Menschliche Einflüsse, Abgeschiedenheit, Rauheit der Topografie.  
Alle vier Kriterien wurden mit Geodaten berechnet. Fachpersonen haben die Analyse verfeinert und festgelegt, ab welchem Wert ein Gebiet Potenzial für freie Naturentwicklung aufweist, auch wenn es nicht die hohe Wildnisqualität der grossen naturnahen Landschaften im Alpenraum erreicht. 

Wildnis-Strategie: koordiniert Vorgehen

Um das Vorgehen in der Schweiz für mehr Wildnis besser zu koordinieren und Synergien zu nutzen, haben wir zusammen mit wichtigen Akteuer:innen aus den Bereichen Natur- und Landschaftsschutz, Raumplanung und Bergsport die Wildnis-Strategie Schweiz entwickelt. Die Wildnis-Strategie Schweiz ist ein unverbindlicher Leitfaden für alle, die sich für Wildnis interessieren oder sich dafür einsetzen. In drei Handlungsfeldern zeigt sie Handlungsoptionen für mehr Wildnis in der Schweiz auf. Die Idee dahinter: Möglichst umfassend die Wildnis-Aktivitäten in der Schweiz bis 2030 bündeln und uns damit der Vision von mehr Wildnis annähern.

Wildnis ist Erfahrungsraum

Wildnis ist für uns Menschen unersetzlich: Sie bietet uns Glück, Ruhe und Erholung. Sie lässt uns Einsamkeit und Stille, Rhythmen und Dimensionen weitläufiger Landschaften erfahren. In einer stark geordneten und zivilisierten Welt vermitteln Wildnisgebiete Faszination und Dynamik von frei ablaufenden Prozessen. Wilde Natur reinigt für uns Wasser und Luft. Viele pharmazeutisch genutzte Pflanzen stammen aus der Wildnis. Und: Der Tourismus ist in der Schweiz ohne die weitläufigen, unverbauten Gebirgslandschaften undenkbar.

Wildnis ist Rückzugsraum

Wilde Räume, in denen Prozesse frei und dynamisch ablaufen können, sind ungemein wertvoll: Sie sind Referenzflächen für Forschung und Lehre, stabilisieren Ökosysteme gegenüber dem Klimawandel, bieten Arten Rückzugsräume, die auf grosse, ungestörte Flächen angewiesen sind. Wildnis bedeutet Solidarität mit entwicklungsschwächeren Ländern – wie können wir sonst erwarten, dass auch sie grosse Flächen schützen und nicht nutzen? 

Wildnis geht weltweit zurück

Wildnis ist weltweit im Rückgang begriffen: Zum Beispiel durch die Rodung von Regenwald oder die Suche nach Öl und anderen Bodenschätzen gehen jedes Jahr grosse Flächen an Wildnis verloren. Im Vergleich zu diesen riesigen Wildnisflächen mögen die stark erschlossenen Schweizer Alpen klein erscheinen. In Mitteleuropa gehört die Schweiz jedoch zu den Ländern mit dem grössten Anteil an kaum erschlossenen Räumen, in denen die Natur sich frei entfalten kann.

Mountain Wilderness Schweiz setzt sich dafür ein, dass es in der Schweiz mehr grossflächige, von Infrastruktur nicht oder kaum erschlossene Wildnis gibt, in der die Natur sich frei entwickelt. Der Mensch ist als Gast willkommen.

Für Mountain Wilderness gelten folgende Grundsätze:

Was ist Wildnis?

Unter Wildnis versteht Mountain Wilderness Schweiz Räume ohne nennenswerte Infrastruktur und menschliche Einwirkung, in denen die Natur sich frei entwickelt. Wildnis beinhaltet aber auch die Art und Weise, wie wir Menschen mit der Natur umgehen, von der wir auch selbst Teil sind. Wir begegnen der Mitwelt auf Augenhöhe und nehmen uns bewusst zurück. Mountain Wilderness Schweiz legt grossen Wert darauf, Wildnis nicht nur im Hochgebirge zu suchen. Natur und Wildnis müssen auch im Lebensumfeld der mittelländischen und städtischen Bevölkerung Platz haben.

Darum Wildnis

Heute wird in der Schweiz vor allem der klassische, erhaltende Natur- und Artenschutz betrieben. Dieser ist unverzichtbar, um die Kulturlandschaft mit ihren vielfältigen Lebensräumen und der dazugehörigen Artenvielfalt zu schützen. Mountain Wilderness Schweiz setzt sich dafür ein, dass es daneben auch Räume gibt, in denen Prozesse frei und dynamisch ablaufen können, ohne dass der Mensch lenkend eingreift. Solche Wildnis ist von unschätzbarem Wert: für Forschung und Lehre, für die Biodiversität aber auch für uns Menschen. Wildnis bietet Glück, Ruhe und Erholung, sie lässt uns Einsamkeit und Stille, Rhythmen und Dimensionen weitläufiger Landschaften erfahren.

Wildnis-Vision

Es gibt in der Schweiz besonders im Gebirge mehr grossflächige, von Infrastruktur nicht oder kaum erschlossene Wildnisgebiete, in welchen Menschen (eigenverantwortlich, kompetent und respektvoll) die Natur frei erleben können. Wo nötig und zweckdienlich sind diese als Schutzgebiete ausgewiesen. Wildnis als Naturschutzoption ist bei Behörden, Naturschutzorganisationen, Wissenschaft sowie der Bevölkerung an sich als Handlungsoption im Naturschutz verankert. Wildnisgebiete kommen in erster Linie da vor, wo Prozessschutz Sinn macht (zum Beispiel in Mooren, Auen und Wäldern) und in Berggebieten, wo bisher wenig menschlich überprägte Landschaften vor künftigen Eingriffen geschützt werden können.

Mensch und Wildnis

Der Mensch ist Teil der Natur und wird daher nicht aus dieser ausgeschlossen – auch nicht aus Wildnisgebieten. Wir können Wildnis in Eigenverantwortung frei erfahren. Mountain Wilderness Schweiz unterstützt, dass Zugang und Nutzung in Wildnisgebieten dort eingeschränkt werden, wo dies aus naturschutzfachlicher Sicht angebracht ist. Wildnisgebiete sind frei von motorisierten Hilfsmitteln und werden nicht durch zusätzliche Infrastruktur besser erreichbar gemacht. Der Mensch ist in Wildnisgebieten zu Gast – eine minimale Infrastruktur an Wegen ohne technischen Ausbau, die eigene Kraft und das eigene Können regeln den Zugang.

Was wir tun:

Machen

Mit öffentlichen Aktionen machen wir aufmerksam auf Aktivitäten und Infrastrukturen, welche sensible Wildnisgebiete gefährden. Wir arbeiten gleichzeitig an positiven Lösungen, welche die Wertschätzung für Wildnis erhöhen. So ist der Wildnis-Trail Kandersteg entstanden.

Fordern

Wo möglich bringen wir Wildnis und die Idee, Natur Natur sein zu lassen, in Konzepte und Gesetzgebungsprozesse ein. Wir fordern bei allen menschlichen Aktivitäten ein, Wildnis so weit als möglich zu schonen.

Bewusstsein schaffen

Wir wenden uns mit kreativen und konstruktiven Denkanstössen im Bereich Wildnis an die Öffentlichkeit. Dies in Form von Medienarbeit, Social Media (Facebook, Instagram, Youtube), Newslettern, Podiumsdiskussionen, Vorträgen, Filmvorführungen, Tagungen und Publikationen.

Vernetzen

Wir haben mit Pro Natura zusammen das Forum Wildnis Schweiz ins Leben gerufen, ein Netzwerk für alle, die sich für Wildnis interessieren oder sich dafür einsetzen. Wir arbeiten zudem mit national und international tätigen Natur- und Umweltschutzorganisationen, Schutzgebietsverwaltungen, Forschenden und Personen aus der Raumplanung zusammen, um gemeinsam Wildnis zu fördern.

Eingreifen

Wenn touristische Projekte die letzten Räume der Schweiz mit hoher Wildnisqualität gefährden, nutzt Mountain Wilderness Schweiz das Verbandsbeschwerderecht.

Was du tun kannst

Rückbau

Du hast in wilder Natur Infrastruktur gesehen, die nicht mehr gebraucht wird? Melde sie uns – wir schauen, ob es eine Möglichkeit, sie zurückzubauen.

Fotos

Du hast qualitativ hochwertige Fotos einmaliger Wildnis in der Schweiz? Schicke sie uns – sie helfen uns, die Faszination für Wildnis einer breiteren Öffentlichkeit näherzubringen.

Teilnehmen

Nimm am Forum Wildnis Schweiz teil und werde damit Teil einer Bewegung für mehr Wildnis.

Wählen

Unterstütze politische Parteien, die sich für Natur und Wildnis einsetzen.

Diskutieren

Informiere andere Menschen über den Wert von Wildnis. Gerne unterstützen wir dich dabei, wenn du z.B. einen Informations- oder Diskussionsabend organisieren möchtest.

Dein Fussabdruck

Halte deinen Wildnis-Fussabdruck möglichst gering, gerade auch, wenn du in den Bergen unterwegs bist. Tipps findest du u.a. im Wildernews 78 und in unserer Videoserie «How to #keepwild!».

Initiativen

Unterstütze lokale Initiativen, die sich für mehr Wildnis einsetzen, z.B. wenn es darum geht, einen Wald als Waldreservat auszuscheiden oder beim Widerstand gegen einen Solarpark in einem unerschlossenen Raum.

Unsere Arbeit unterstützen

Unterstütze die Arbeit von Mountain Wilderness Schweiz für mehr Ruhe und Stille in den Bergen mit einer Mitgliedschaft oder Spende.

Anlegen

Lege dein Geld wildnisfreundlich an und entziehe es denen, die damit neue Infrastruktur in entlegene Täler bauen oder nicht nachhaltig wirtschaften.

Dein Verhalten / How to #keepwild!

How to #keepwild! in winter – Episode 1/4: Ökologisch anreisen

News zum Thema

«Der Mensch ist Teil der Natur und wird daher nicht aus dieser ausgeschlossen – auch nicht aus Wildnisgebieten.»

«Mountain Wilderness Schweiz setzt sich dafür ein, dass es auch Räume gibt, in denen Prozesse frei und dynamisch ablaufen können, ohne dass der Mensch lenkend eingreift.»

«Mountain Wilderness Schweiz versteht unter Wildnis Räume ohne nennenswerte Infrastruktur und menschliche Einwirkung, in denen die Natur sich frei entwickelt.»