Wildnisverträgliche Energiewende
Auf der Suche nach geeigneten Standorten für neue Projekte zur Gewinnung von erneuerbarer Energie gelangen zunehmend wilde und unerschlossene Gebirgsräume in den Fokus.
Mountain Wilderness Schweiz setzt sich für eine Energiewende ein, die das enorme Energiesparpotenzial nutzt und in erster Linie auf den Ausbau erneuerbarer Energien im Siedlungsgebiet setzt.
Die Energieproduktion im Gebirge bedroht Wildnis
Der politische und gesellschaftliche Druck für eine rasche Energiewende ist momentan sehr hoch. Gebirgsräume werden in diesem Zusammenhang hoch gehandelt: es wird davon ausgegangen, dass sie dank starker Sonneneinstrahlung, guter Windverhältnisse oder frei werdende Gletschervorfelder attraktive Stromproduktionsbedingungen bieten können. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit sind diese Räume für viele Menschen unsichtbar oder werden als «nutzbare Freiräume» wahrgenommen. Auch die Ansprüche und Interessensvertretungen sind hier geringer als beispielsweise im dicht besiedelten Mittelland.
Wertvolle Rückzugsräume, nicht «nutzbare Freiräume»!
Aus Sicht von Mountain Wilderness Schweiz ist die Überbauung wilder und unerschlossener Gebirgsräume höchst problematisch. Es sind die letzten grossflächigen Rückzugsräume für viele Tier- und Pflanzenarten, in ihnen kann sich die Natur frei entwickeln. Diese Räume sind von unschätzbarem Wert und müssen deshalb geschützt werden. Auch für uns Menschen haben diese Landschaften eine grosse Bedeutung, die verloren geht, wenn sie als Solar- oder Wasserkraftwerke industrialisiert werden.
Eine wildnisverträgliche Energiewende ist möglich: Die Klimaerhitzung und der Verlust der Biodiversität und natürlicher Ökosysteme sind riesige Herausforderungen unserer Zeit. Für uns ist deshalb klar: Die Energiewende und der Schutz von Wildnis und Biodiversität müssen Hand in Hand gehen. Die Energiewende muss wildnisverträglich geschehen.
Definition:
Energieeffizienz & -suffizienz:
Hinter dem Begriff «Effizienz» verbergen sich meist technische Lösungen. Eine neue Technik hilft mit weniger Aufwand mehr Energie zu erzeugen oder im Umkehrschluss mit weniger Energie mehr Leistung bringen.
Suffizienz hingegen zielt auf eine Änderung des Lebensstils ab, die mehr Lebensqualität bietet mit weniger Energieverbrauch. Das heisst, der Ausflug in die Berge wird statt einer stressigen Anreise mit dem Auto inkl. Stau mit einer entspannten Velotour verbunden.
Für Mountain Wilderness gelten folgende Grundsätze:
Wirksame politische Massnahmen zur Energieeffizienz- und Suffizienz
Die Schweiz hat ein enormes Stromsparpotenzial, welches zur Zeit nicht genutzt wird. Durch Effizienzsteigerungen in allen Bereichen (Industrie, Wohnen, Mobilität, Konsum) können wir den Energiebedarf stark senken.
Zudem braucht es eine gesellschaftliche Diskussion darüber, wie viel und was wir für ein gutes Leben brauchen. In den letzten Jahrzehnten ist die Lebensqualität in der Schweiz nicht mehr gestiegen, trotz starkem Wirtschaftswachstum. Eine suffiziente Lebensweise hat enormes Potenzial den Energiebedarf zu reduzieren.
Energie dort produzieren und speichern, wo sie gebraucht wird
Die in situ Stromproduktion ist zu fördern. Die Möglichkeiten zur Energieproduktion und -speicherung in besiedelten Gebieten sollen ausgeschöpft werden.
Kein Neubau zur Erzeugung erneuerbarer Energien in
Schutzgebieten und Gebieten mit hoher Wildnisqualität
Schutzgebiete und Gebiete mit hoher Wildnisqualität müssen frei von neuer Infrastruktur bleiben. Die Schutzziele dürfen weder aufgeweicht noch aufgehoben werden.
Neue Anlagen zur Energieproduktion nur in bereits bebauten und erschlossenen Gebieten
Zuerst muss das Potenzial in bereits bebauten und erschlossenen Gebieten genutzt werden. Neubauten erfordern eine sorgfältige Planung und sind so landschafts- und umweltverträglich wie möglich zu gestalten. Dies beinhaltet geringe Emissionen beim Bau und Unterhalt sowie die Verpflichtung zum Rückbau.
Neuerschliessungen erst als Ultima Ratio
Neue Anlagen für die Energieproduktion, die neue Gebietserschliessungen erfordern, sind für Mountain Wilderness Schweiz erst dann zulässig, wenn das Potenzial von erneuerbaren Energien in bereits bebauten und erschlossenen Gebieten sowie das Energiesparpotenzial vollständig ausgeschöpft ist.
Was wir tun:
Bewusstsein schaffen
Mit kreativen und konstruktiven Vorschlägen wenden wir uns an die Öffentlichkeit. Dies geschieht in Form von Medienarbeit, Filmvorführungen, Tagungen, Publikationen, Newslettern und Social Media (Instagram, Facebook, Youtube). Mit Aktionen mit Betroffenen und Politiker:innen machen wir auf die Bedrohung unerschlossener Gebirgsräume durch Energieprojekte aufmerksam.
Fordern
Teilnahme an Vernehmlassungen (z.B. Energieverordnung) und Referenden (z.B. Dekret Wallis)
Eingreifen
Wenn Energieprojekte die letzten Räume der Schweiz mit hoher Wildnisqualität gefährden, nutzt Mountain Wilderness Schweiz das Verbandsbeschwerderecht.
Vernetzen
Wir arbeiten mit national und international tätigen Natur- und Umweltschutzorganisationen, Schutzgebietsverwaltungen, Forschenden und Personen aus der Raumplanung zusammen, um Gebirgsräume mit hoher Wildnisqualität zu schützen.
Was du tun kannst
Mitspracherecht nutzen
Du wohnst in einer Gemeinde, in der ein alpiner Solarpark geplant ist und darfst dich dazu äussern? Nutze dein Mitspracherecht und setzte ein Zeichen für eine Energiewende mit Rücksicht auf die Natur.
An Aktionen teilnehmen
Mountain Wilderness Schweiz führt regelmässig Demonstrationen für eine wildnisverträgliche Energiewende durch. Zum Beispiel im Rahmen der jährlichen Aktion “Feuer in den Alpen”, welche meist als zweitätige Wandertour stattfindet. Dafür suchen wir immer motivierte Teilnehmer:innen. Die Aktion ist in jedem Fall ein unvergessliches Erlebnis und eine gute Gelegenheit für einen Austausch mit Gleichgesinnten. Melde dich, falls du Interesse an einer Teilnahme hast!
Unsere Arbeit unterstützen
Unterstütze die Arbeit von Mountain Wilderness Schweiz für den Erhalt wilder und unerschlossener Gebirgsräume mit einer Mitgliedschaft oder Spende.
Dich inspirieren lassen / Wireless Wilderness
Unser Kurzfilm zeit wie eine wildnisverträgliche Energiewende in der Schweiz gelingt.