Unsere Berge sind von hunderten nicht mehr genutzten Bauten und Anlagen gezeichnet. Dabei handelt es sich um Überreste früherer touristischer, militärischer, landwirtschaftlicher oder industrieller Nutzung. Diese Anlagen haben eins gemeinsam: Sie verunstalten die Landschaft häufig, ohne dass jemand etwas dagegen unternimmt.
Was du tun kannst
Melde uns nicht mehr genutzte Anlagen & Bauten in der Natur!
Jede Rückbauaktion wirft ein Schlaglicht auf die Problematik nicht mehr genutzter Anlagen und Bauten. Werde Teil unserer Bewegung und setze dich für wilde Berge ein, indem du solche Objekte auf unserer Karte vermerkst.
Sind dir auch ausgediente oder verwahrloste Bauten in den Bergen aufgefallen?
Alternativ kannst du deine Meldungen auch per Email (info@mountainwilderness.ch), oder WhatsApp (079 266 80 84) einreichen, bitte immer mit Bild, kurzem Beschreib und Koordinaten.
Nächste Aktion
Rückbauaktion Brig
Gemeinsam mit den Grünen Oberwallis entfernen wir am 04. Oktober kaputte Weidezäune in der Nähe von Brig.
Vom diesem Rückbau profitieren Wildtiere, für die Zäune immer ein erhebliches Verletzungsrisiko darstellen. Jede Rückbauaktion macht ausserdem die Problematik von nicht mehr ungenutzten Anlagen und Bauten sichtbar. Packe mit uns an und vernetze dich beim Einsatz für unverbaute Berge mit Gleichgesinnten!
Als Dankeschön für deinen Einsatz und um unsere Aktionen für mehr Menschen zugänglich zu machen, übernehmen wir die Kosten für die Anreise mit dem öV, Übernachtung und die Verpflegung für den Tag.
Ein gesichtsloses Problem sichtbar machen
In den Schweizer Bergen zerfallen Hunderte ehemalige touristische, militärische, landwirtschaftliche sowie zahlreiche Versorgungs- und Kommunikationsanlagen. Da die Behörden keinen Überblick über alle solche Bauten und Anlagen haben, nehmen wir die Dinge selbst in die Hand: Mit der Unterstützung von Mitgliedern und Freiwilligen wollen wir diese Bauten und Anlagen auf unserer interaktiven Karte eintragen und so unser Inventar ergänzen. Dieses soll dann als Grundlage für unsere Arbeit dienen, sei es durch das Organisieren von Freiwilligenaktionen, indem wir die Verantwortlichen selbst zum Rückbau aufrufen oder uns für bessere politische Rahmenbedingungen stark machen.
Die Auswirkungen auf Natur und Landschaft dieser nicht mehr genutzten Anlagen unterscheiden sich je nach Art: Während Zäune, die nach Aufgabe im Unterholz verwachsen, eine grosse Gefahr für Wildtiere darstellen, können bei aufgegebenen Gebäuden zusätzlich durch den Verfall giftige Bausubstanzen in die Umwelt gelangen. Im Falle von alten Gletscherabdeckungen wiederum gelangt Mikroplastik über Jahre hinweg in Gewässer.
Grosse Anlagen wie Lifte hingegen prägen vor allem das Landschaftsbild auf besonders negative Weise. Mountain Wilderness ist davon überzeugt: Unverbaute Berglandschaften sind von unschätzbarem Wert. Je weniger menschliche Spuren wir um uns herum wahrnehmen, desto tiefgehender ist unser Bergerlebnis. Gerade weil die touristische Erschliessung der Berge stets voranschreitet ist es umso wichtiger, stillgelegte Lifte abzubrechen.
Warum werden nicht mehr genutzte Anlagen nicht rückgebaut?
Der Rückbau ungenutzter Anlagen ist gesetzlich nicht effektiv geregelt.
Dieses Problem wird besonders bei Skiliften und Bahnen festgestellt, da diese aufgrund der Klimaerwärmung in tiefen Lagen immer öfters aufgegeben werden. Obwohl das Seilbahngesetz von 2007 eine rechtliche Grundlage bietet und eine Pflicht zum Rückbau nicht mehr genutzter Anlagen vorschreibt, wird dies in der Praxis häufig nicht umgesetzt. Und selbst wenn ein Rückbau in Betracht gezogen wird: Da im Gesetz keine Frist festgelegt wird, verzögert sich dieser oft um Jahre, nicht selten Jahrzehnte. Grund hierfür sind die fehlenden Mittel für den kostenintensiven Rückbau, sowie oftmals vergebliche Versuche, die Bahnen doch noch wiederzubeleben.
Im militärischen Bereich sind viele alte, sogar zerfallende Anlagen denkmalgeschützt, oder werden trotz Fonds und gesetzlicher Pflicht nicht immer rückgebaut. Auch im Bereich Energie werden z.B. Hilfsinstallationen für den Bau von Staudämmen längst nicht alle wieder abgebaut.
Um die Ausgangslage bei Skiliften und Bahnen zu verbessern, fordert Mountain Wilderness, dass das Seilbahngesetz mit Finanzierungsmassnahmen für den Rückbau sowie eine Frist für dessen Umsetzung ergänzt wird. Mehr Informationen dazu hier.
Keine einheitlichen Daten
Der Bund hat keine Übersicht über die Gesamtheit aller nicht mehr genutzten Skilifte, da die meisten Anlagen unter kantonaler Hoheit stehen. Aus diesem Grund hat Mountain Wilderness Schweiz die Sache selbst in die Hand genommen und bereits 2023 ein umfassendes schweizweites Inventar nicht mehr genutzten Seilbahnen und Lifte erstellt. Im Herbst 2023 gab es nach unserer Recherche mindestens 55 stillgelegte, (noch) nicht rückgebaute Skilifte. Die Lage vor Ort kann sich schnell ändern, weshalb wir unser Inventar nicht laufend auf einem aktuellen Stand halten können. Ausserdem gibt es über andere Arten ausgedienter Anlagen und Bauten wie z.B. Zäune noch gar keine Übersicht. Aus diesem Grund haben wir gemeinsam mit Mountain Wilderness Frankreich eine interaktive Karte geschaffen, auf der man eigene Sichtungen hinzufügen kann. Auf diese Weise wollen wir ein vollständigeres Bild zeichnen und aufzeigen, wie dringend Handlungsbedarf besteht. Hilf auch du mit: Trage nicht mehr genutzte Anlagen hier ein!

Partizipative Rückbauaktionen: Ein Engagement mit Tradition
Wir packen auch selbst an: Zwischen 1995 und 2017 sammelten und entsorgten Freiwillige von Mountain Wilderness Schweiz mindestens 137 Tonnen Militärschrott. Die Aktionen wurden aufgrund der Gefährdung eingestellt, die Armee hat daraufhin jedoch die App für Blindgängermeldungen erstellt. In Zusammenarbeit mit der Armee konnten wir ausserdem im 2014 mit einem Dutzend Freiwilligen eine marode, besitzerlos gewordene Holzhütte aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg auf dem Safierberg (GR) abbauen.
Mit dem Start unserer neuen Rückbaukampagne haben wir seit 2023 mit Hilfe von Freiwilligen kaputte Zäune in La Robella (NE), Ernen (VS) und Flühli (LU) entfernt.
Für die nächsten Jahre sind weitere Aktionen geplant, um Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema zu lenken. Dabei können wir auf die Erfahrung von Mountain Wilderness France zählen: Unsere Schwesterorganisation führt das Projekt «Installations obsolètes» seit über 30 Jahren mit zahllosen partizipativen Rückbauaktionen durch. Willst du uns bei einer Rückbauaktion unterstützen? Infos findest du hier.


Prémanon (F), 2021
Mountain Wilderness Schweiz engagiert sich seit ihrer Gründung gegen den Ausbau von Infrastruktur in den Alpen – der Rückbau obsolet gewordener Anlagen ist die andere Seite der Medaille und unumgänglich, wenn wir natürliche Landschaften in den Alpen erhalten wollen.
Medienspiegel
Für Mountain Wilderness gelten folgende Grundsätze:
Zurück zur Wildnis
Sobald der Anspruch unserer Gesellschaft auf eine Nutzung nicht mehr besteht oder sich nicht mehr rechtfertigt, soll das Gebiet an die Natur zurückgegeben werden.
Mehrwert durch Rückbau
Infrastrukturelle Anlagen in den Alpen mindern den Erlebniswert sowie den kulturellen und natürlichen Wert der alpinen Landschaft. Wildniserfahrungen werden eingeschränkt. Es geht beim Rückbau folglich nicht darum, Flächen zu «säubern», sondern darum, den Wert der Landschaft wiederherzustellen und zu erhalten. Statt einer Ruine entsteht aufs Neue eine Landschaft, in der Menschen potenziell Wildnis erfahren können. Auf diese Weise wird durch Rückbau ein echter Mehrwert geschaffen.
Was wir tun:
Bewusstsein schaffen
Wir wollen die gesellschaftliche Perspektive auf Rückbau verändern und die Öffentlichkeit für den hierdurch entstehenden Mehrwert sensibilisieren.
Fordern
Verantwortliche müssen ihrer Pflicht nachkommen und nicht mehr genutzte Anlagen zurückbauen. Bei Neu-Projekten muss der Rückbau bereits Teil des Finanzplans sein.
Wir fordern die Behörden auf, effektive und allgemeingültige eidgenössische Gesetze zum Rückbau und zum Schutz der alpinen Landschaft zu schaffen. Wir treten dafür ein, dass der Vollzug dieser Gesetze durch häufigere Kontrollen sichergestellt wird.
Eingreifen
Wo die Natur die menschlichen Spuren nicht selbst überdecken kann, braucht es Massnahmen. Bei gemeinsamen Rückbau-Aktionen bauen wir ganz konkret mit Säge, Bolzenschneider, Flex und Muskelkraft obsolete Infrastruktur zurück.
Vernetzen
Mountain Wilderness Schweiz arbeitet mit anderen national und international tätigen Organisationen wie der Summit Foundation oder Mountain Wilderness France zusammen, um gemeinsam den Rückbau alpiner Anlagen voranzutreiben. Bei Rückbauaktionen kommen zudem tatkräftige Gleichgesinnte zusammen.
Was du tun kannst
Rückbau einfordern
Informiere uns über obsolet gewordene Infrastruktur (z.B. der kleine Skilift deiner Gemeinde, der seit langem stilliegt) und erinnere die Betreiberfirma oder Gemeinde direkt an die Pflicht zum Rückbau.
An Aktionen teilnehmen
Schliesse dich unserer nächsten Rückbau-Aktion an! Pack‘ mit uns an und entferne obsolete Infrastruktur, lerne Gleichgesinnte bei einer sinnvollen Arbeit kennen und gib wertvolle Flächen der Natur zurück!
Unsere Arbeit unterstützen
Unterstütze die Arbeit von Mountain Wilderness Schweiz für mehr wilde Räume in den Bergen mit einer Mitgliedschaft oder Spende.
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