Wildnis-Trail
Wir schützen nur, was wir schätzen und wir schätzen nur, was wir erfahren haben. Der Wildnis-Trail Kandersteg ist ein Idealbeispiel dafür: Kinder im Primarschulalter tauchen in die wilde Gegend «Uf der Höh» ein und lernen Wildnis so spielerisch kennen und schätzen.
Wildnis-Trail Kandersteg
Spielerisch Wildnis erkunden
Die Idee ist simpel: Kinder lernen spielerisch und mit allen Sinnen Wildnis kennen: Was ist Wildnis? Warum ist sie wichtig? Was ist herausfordernd im Umgang mit ihr? Durch dieses Erkunden und Erfahren bauen sie eine Beziehung zur Natur auf. Aus der Umweltpsychologie wissen wir, dass wer die Natur erfährt und spürt, sich künftig auch eher für ihren Schutz einsetzen wird. Gleichzeitig fördert das Projekt die Wertschätzung für Wildnis in Kandersteg. Das Projektgebiet bekommt einen Wert, weil dieser sichtbar gemacht wird.
Bestens mit dem ÖV erschlossen
Über neun Posten geht es durch das meist bewaldete Gebiet «Uf der Höh» direkt westlich vom Bahnhof. Durch den Trail führt entweder eine gedruckte Broschüre oder das Smartphone. Mit diesem lassen sich QR-Codes scannen, die einen von Posten zu Posten führen. Die komplette Variante des Wildnis-Trails erstreckt sich über 4,6 Kilometer und 215 Höhenmeter, die kürzere über 3,7 Kilometer und 170 Höhenmeter. Viele Wildniselemente wie umgestürzte Bäume zieren die abwechslungsreiche Landschaft.. Gleichzeitig ist der Wildnis-Trail bestens für den ÖV erschlossen..
Kandersteg ist herausgefordert
Der Wildnis-Trail liegt nicht aus Zufall in Kandersteg. Das unter anderem durch Bundesräte und das Pfadi-Zentrum bekannte Dorf im Berner Oberland hat mit grossen Herausforderungen zu kämpfen. Naturgefahren wie Felsabbrüche bedrohen das Dorf, der Tourismus hat insbesondere seit Corona mit einer Zunahme von Gästen zu kämpfen, die sich rücksichtslos verhalten, Müll hinterlassen und an gefährlichen Stellen oder auf Kuhweiden biwakieren. Gleichzeitig ist die berühmte Bergwelt Kanderstegs noch grösstenteils wild und unerschlossen.
Wildnis für kommende Generationen sichern
Auf Kandersteg sind wir während unserer Recherchen zu der Idee eines Wildnis-Positivbeispiels gestossen. Immer wieder trieb uns die Frage um: Wie gelingt es uns, Wildnis für nachkommende Generationen zu sichern? Wie erhalten wir grossflächig Wildnis, ohne den Menschen ganz auszusperren? Die letzten Nationalparkprojekte («Adula» und «Locarnese») sind am Widerstand der lokalen Bevölkerung gescheitert. Sie stiessen auch bei Menschen auf Skepsis, die in genau diesen Räumen Erholung suchen.
Partizipativ entstanden
Wir wollten Positivbeispiele entwickeln, die aufzeigen, dass Naturerfahrungen in wilden Gebieten möglich sind, ohne damit die Natur zu schädigen. Die Idee dahinter: Wenn wir die Wertschätzung für Wildnis fördern, fördern wir damit ihren Erhalt. In Kandersteg sind wir auf die Gruppe «natürlich ! Kandersteg» gestossen. Menschen diverser beruflicher Hintergründe, die versuchen, ein faires Mit- und Nebeneinander zwischen Schutz und Nutzen zu finden. Während eines partizipativen Prozesses haben wir zusammen mit «natürlich ! Kandersteg» sowie externen Fachpersonen Ideen entwickelt, wie wir in Kandersteg die Wertschätzung von Wildnis fördern können. So entstand die Idee des Wildnis-Trails.
Weitere Informationen zum Wildnis-Trail Kandersteg
Die Broschüre kann im Tourist-Center Kandersteg bezogen werden. Der Wildnis-Trail ist von Mai bis Oktober geöffnet. Mountain Wilderness Schweiz hat den Wildnis-Trail zusammen mit Gemeinde, Tourismus und Zivilgesellschaft Kandersteg erarbeitet. Konkret entwickelt hat das Endprodukt die Stiftung UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch (SAJA).
Mountain Wilderness Schweiz setzt sich dafür ein, dass es in der Schweiz mehr grossflächige, von Infrastruktur nicht oder kaum erschlossene Wildnis gibt, in denen die Natur sich frei entwickelt. Der Mensch ist als Gast willkommen.
Für Mountain Wilderness gelten folgende Grundsätze:
Was ist Wildnis
Unter Wildnis versteht Mountain Wilderness Schweiz Räume ohne nennenswerte Infrastruktur und menschliche Einwirkung, in denen die Natur sich frei entwickelt. Wildnis beinhaltet aber auch die Art und Weise, wie wir Menschen mit der Natur umgehen, von der wir auch selbst Teil sind. Wir begegnen der Mitwelt auf Augenhöhe und nehmen uns bewusst zurück. Mountain Wilderness Schweiz legt grossen Wert darauf, Wildnis nicht nur im Hochgebirge zu suchen. Natur und Wildnis müssen auch im Lebensumfeld der mittelländischen und städtischen Bevölkerung Platz haben.
Darum Wildnis
Heute wird in der Schweiz vor allem der klassische, erhaltende Natur- und Artenschutz betrieben. Dieser ist unverzichtbar, um die Kulturlandschaft mit ihren vielfältigen Lebensräumen und der dazugehörigen Artenvielfalt zu schützen. Mountain Wilderness Schweiz setzt sich dafür ein, dass es daneben auch Räume gibt, in denen Prozesse frei und dynamisch ablaufen können, ohne dass der Mensch lenkend eingreift. Solche Wildnis ist von unschätzbarem Wert: für Forschung und Lehre, für die Biodiversität aber auch für uns Menschen. Wildnis bietet Glück, Ruhe und Erholung, sie lässt uns Einsamkeit und Stille, Rhythmen und Dimensionen weitläufiger Landschaften erfahren.
Wildnis-Vision
Es gibt in der Schweiz besonders im Gebirge mehr grossflächige, von Infrastruktur nicht oder kaum erschlossene Wildnisgebiete, in welchen Menschen (eigenverantwortlich, kompetent und respektvoll) die Natur frei erleben können. Wo nötig und zweckdienlich sind diese als Schutzgebiete ausgewiesen. Wildnis als Naturschutzoption ist bei Behörden, Naturschutzorganisationen, Wissenschaft sowie der Bevölkerung an sich als Handlungsoption im Naturschutz verankert. Wildnisgebiete kommen in erster Linie da vor, wo Prozessschutz Sinn macht (zum Beispiel in Mooren, Auen und Wäldern) und in Berggebieten, wo bisher wenig menschlich überprägte Landschaften vor künftigen Eingriffen geschützt werden können.
Mensch und Wildnis
Der Mensch ist Teil der Natur und wird daher nicht aus dieser ausgeschlossen – auch nicht aus Wildnisgebieten. Wir können Wildnis in Eigenverantwortung frei erfahren. Mountain Wilderness Schweiz unterstützt, dass Zugang und Nutzung in Wildnisgebieten dort eingeschränkt werden, wo dies aus naturschutzfachlicher Sicht angebracht ist. Wildnisgebiete sind frei von motorisierten Hilfsmitteln und werden nicht durch zusätzliche Infrastruktur besser erreichbar gemacht. Der Mensch ist in Wildnisgebieten zu Gast –eine minimale Infrastruktur an Wegen ohne technischen Ausbau, die eigene Kraft und das eigene Können regeln den Zugang.
Was wir tun:
Bewusstsein schaffen
Wir wenden uns mit kreativen und konstruktiven Denkanstössen im Bereich der Erschliessung von Gebirgsräumen an die Öffentlichkeit. Dies in Form von Medienarbeit, Social Media (Facebook, Instagram, Youtube), Newslettern, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und Tagungen und Publikationen.
Fordern
Mit öffentlichen Aktionen machen wir aufmerksam auf Infrastruktur, welche die Erschliessung der Bergwelt übermässig vorantreibt. Unsere Positionen bringen wir in Form von Stellungnahmen in den Planungs- und Gesetzgebungsprozess ein.
Eingreifen
Wenn Erschliessungsprojekte sensible Gebirgsräume gefährden und im Widerspruch zu rechtlichen Bestimmungen stehen, nutzt Mountain Wilderness Schweiz das Verbandsbeschwerderecht.
Vernetzen
Mountain Wilderness Schweiz arbeitet mit national und international tätigen Naturschutz- und Bergsportorganisationen zusammen. Gemeinsam suchen wir nach Lösungen für den Erhalt alpiner Freiräume und tauschen uns über die Notwendigkeit vom Bau neuer Infrastrukturen aus.
Was du tun kannst
Entdecke!
Entdecke den Wildnis-Trail in Kandersteg:
Entwickle!
Entwickle in deiner Region selbst einen Wildnis-Trail: Melde dich bei uns, wir unterstützen dich dabei!
Unsere Arbeit unterstützen
Unterstütze die Arbeit von Mountain Wilderness Schweiz für mehr Ruhe und Stille in den Bergen mit einer Mitgliedschaft oder Spende.
Dein Verhalten / How to keepwild!
How to #keepwild – Episode 4/6: Schutzgebiete und Wildtiere
Partner
Der Wildnis-Trail Kandersteg wäre ohne diese Partnerschaften nicht möglich gewesen:
Wir danken den Stiftungen und Partnern, welche den Wildnis-Trail Kandersteg finanziell unterstützt haben:
- Walder-Graf-Stiftung
- Dr. Beat Fuchs Stiftung
- Styner-Stiftung
- Lotteriefonds Kanton Bern
- Peter Bockhoff Stiftung
- Stiftung Temperatio
- Karl Mayer Stiftung