Rewild Flühli: Hunderte Meter Stacheldraht im Biosphärenreservat entfernt

Mountain Wilderness Schweiz

Seit 80 Jahren rostete in einem stotzigen Wald oberhalb von Flühli, im Entlebuch, Militärstacheldraht vor sich hin. Gebaut, um feindliche Truppen während des zweiten Weltkriegs aufzuhalten, war diese Sperre fortan eine Gefahr für Wildtiere.

Mit insgesamt 15 Freiwilligen konnten wir am 9. und 10. Mai dieses lebensfeindliche Relikt rückbauen. Den Stein ins Rollen brachte ein lokaler Kletterer, der sich immer wieder beim Feierabendklettern über den im Wald kreuz und quer wuchernden Stacheldraht aufgeregt hatte. Auf Umwegen und durch zufällige Begegnungen hatte dann Mountain Wilderness letzten Sommer hiervon erfahren und den Festungsverein, der vor zwei Jahren das Gelände vom Militär gekauft hatte, kontaktiert.

Bei dem sechsköpfigen Verein liefen wir mit unserem Vorschlag, eine gemeinsame Rückbauaktion zu organisieren, offene Türen ein. Ihnen war der Stacheldraht selbst schon länger ein Dorn im Auge, doch fehlten bisher die Ressourcen und helfende Hände um es selbst anzupacken. Die örtliche Jagd hatte kein Interesse gehabt, sie zu unterstützen, obwohl solch kaputter Stacheldraht ein erhebliches Verletzungsrisiko für Wildtiere darstellt.

Bei Regen, in rutschigem, schwierigem Gelände, mit verwachsenem Stacheldraht, der sich ständig und überall verhängte, war die Herausforderung für die Freiwilligen gewaltig. Doch nach 1.5 Tagen mühsamer Arbeit hatten wir es tatsächlich geschafft, die gesamten, geschätzte achthundert Meter Stacheldraht aus dem Wald zu entfernen. Zwei Autoanhänger voll. Wer jetzt denkt, achthundert Meter seien keine besonders grosse Menge, muss sich nur kurz vor Augen führen, dass es keinen Meter dieser sich in drei Linien über ca. 120hm den Berg hinaufziehenden Militärsperre gab, der nicht im Boden verwachsen war, oder unter umgestürzten Bäumen lag. Das hatte zur Folge, dass man den störrischen Draht nicht einfach aufrollen konnte, sondern alle 40 cm entwirren und durchschneiden musste, um anschliessend kleine Päckchen zu formen.

Die Mitglieder des Festungsvereins staunten daher nicht schlecht, als wir es schafften, den gesamten Draht bereits bei der ersten Aktion zu entfernen.

Ein grosses Dankeschön geht an alle starken Helfer:innen für ihren Einsatz!

Eine Folgeaktion, um nun auch noch die Metallpfähle der Sperre zu entfernen, ist in Planung.

Mit Aktionen wie dieser können wir einerseits einen handfesten Unterschied für die Natur vor Ort machen und andererseits Aufmerksamkeit generieren für die Problematik nicht mehr genutzter Anlagen und Bauten.

Willst du uns bei einer Rückbauaktion unterstützen? Hier kannst du dich bereits zur nächsten vom 05./06. Juli im Binntal anmelden.

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Hast du auch kaputten Draht oder andere obsolete Anlagen und Bauten in den Bergen gesehen? Dann trage sie hier ein: installationsobsoletes.org.

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