Winterruhe auf Strassen

Ab einer bestimmten Höhe über Meer werden Passstrassen aus verschiedenen Gründen für die Wintermonate gesperrt. Dadurch kann Fahrsicherheit gewährleistet werden und teure Unterhaltungsarbeiten fallen weg. Gerade in einem so dicht besiedelten Land wie der Schweiz ist diese Winterruhe für die Natur eine wichtige Erholungsphase. Hinzu kommt, dass die Stille eine bedeutende Chance für den sanften Tourismus darstellt.

Spezialbewilligungen für Fahrspass

Allzu oft wird diese Chance aber von einer gewichtigen Lobby gekauft: BMW, Porsche & Co bieten auf verschneiten Passstrassen oder zugefrorenen Seen Fahrsicherheitstrainings an. Im Vergleich zum Trainingsgelände setzen frisch verschneite Strassen der Schulung natürlich das Sahnehäubchen auf. Der Lerneffekt ist zwar nicht grösser, verkaufen lässt es sich aber besser. Denn inmitten der wilden Bergkulisse wird jeder Ausbildungstag zum Abenteuer. Wie die Strassen während den gesperrten Monaten genutzt werden, ist nur in wenigen kantonalen Gesetzen klar geregelt. Spezialbewilligungen sind daher schnell erteilt und schon können die dicken Fische auf abgelegenen Pässen auf Schnee Vollbremsen üben. Eines ist klar: Hier wird der Fahrspass höher gewertet als das eigentliche Sicherheitstraining.

Verzicht auf Winterfahrtrainings gefordert

Orte mit geringer Lärmbelastung sind selten und daher unbedingt zu schützen. Im Winter sind besonders Tiere durch Störungen gefährdet. Ihre Nahrungsgrundlage ist auf ein Minimum beschränkt, während Stress überlebenswichtige Energie verbraucht. Energie verbrauchen auch die Autos – und stossen als Abfallprodukt CO2 aus. Lokal führt das zu einer unnötigen Umweltbelastung. Hinzu kommen die Abgase, die während der An- und Abreise produziert werden. Eine völlig unnötige Störung der Winterlandschaft, wenn man an die extra für Fahrsicherheitstrainings angelegte Trainingsgelände denkt. Mountain Wilderness Schweiz fordert, dass auf Passstrassen mit Wintersperre vollständig auf solche Übungen verzichtet wird. Auch für die Region entsteht durch die Winterfahrtrainings kein wirtschaftlicher Mehrwert. Zusätzliche Logiernächte entstehen praktisch keine (0.03%), während der Langsamtourismus auf der anderen Seite zunehmend an Bedeutung gewinnt. Das Kapital des sanften Tourismus ist die Landschaft. Die Fahrsicherheitstrainings auf der anderen Seite machen genau dieses Kapital zunichte.

Meilensteine im Engagement für Winterruhe auf Passstrassen

Ein Beispiel für unser Engagement für Winterruhe auf Strassen sind die BMW-Winterfahrtrainings auf dem Flüelapass. Mit der Eröffnung des Vereinatunnels 1999 wird der Pass über den Winter nicht mehr geräumt und für die Durchfahrt gesperrt. Eine einmalige Chance für Natur und Landschaft, sich zu erholen.

  • Aktuell

    Wichtiger Erfolg

    Eine der Kernforderungen der Umweltverbände – der Verzicht auf die Nutzung des Schottensees – ist nach dem Entscheid 2013 erfüllt. Die Schleudertrainings finden nun auf der umwelttechnisch viel weniger problematischen Fläche weiter unten im Tal statt. Auch wenn dieser Kompromiss nicht den ursprünglichen Forderungen entspricht, ist er für die Winterruhe um den Schottensee trotzdem von grosser Bedeutung.

  • 2013

    Schottensee wird gesperrt

    Auf Initiative von Mountain Wilderness Schweiz wird schliesslich ein offizielles Baubewilligungsverfahren für Bauten ausserhalb von Bauzonen eröffnet – denn im rechtlichen Sinn kann auch eine Umnutzung eines Ortes wie eine Baute beurteilt werden. Unsere Hartnäckigkeit zeigt endlich Erfolg und ein Kompromiss wird ausgehandelt: Der Schottensee ist ab sofort für Fahrtrainings und anderweitige Veranstaltungen gesperrt, die Flüelapassstrasse hingegen darf weiterhin im bestehenden Rahmen für Winterfahrtrainings genutzt werden.

  • 2006

    Sieben Jahre Einsatz für die Stille

    Zusammen mit Pro Natura Graubünden, WWF Graubünden, VCS Graubünden und der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz setzt sich Mountain Wilderness Schweiz für die Winterruhe am Flüelapass ein. In gemeinsamen Stellungnahmen werden mehrmals Forderungen für eine naturverträgliche Nutzung des Flüelatals formuliert und die Prüfung von Alternativen verlangt. Sieben Jahre lang ist die Antwort stets dieselbe: Nein, die Fahrtrainings gehen weiter, die Forderungen sind unverhältnismässig, die «geprüften» Alternativen nicht brauchbar.

  • 2004

    Schleudertrainings auf dem Flüelapass

    BMW beginnt, den Flüelapass für Trainingsfahrten zu nutzen. Nun kann in den Kurven der Passstrasse und auf dem gefrorenen Schottensee Schleudern gelernt werden.

  • 1999

    Winterruhe auf dem Flüelapass

    Mit der Eröffnung des Vereinatunnels wird der Pass über den Winter nicht mehr geräumt und für die Durchfahrt gesperrt. Umweltschützer loben den Entscheid und sprechen von einem Gewinn für Natur und Landschaft.

Weiterführende Links:

Hast du mögliche illegale Fahrten beobachtet? Hier findest du alle nötigen Informationen: