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Film und Gespräch über bedrohte Gebirgslandschaften

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Text: Aaron Heinzmann
Der Film Greina widmet sich dem Künstler und Architekt Bryan Cyril Thurston und seinem künstlerischen Schaffen. Bryan Cyril Thurston engagierte sich gegen das geplante Stauseeprojekt in der einzigartigen Gebirgslandschaft der Greina im Kanton Graubünden und Tessin. Nach dem Film sprachen wir an der Filme für die Berge-Veranstaltung vom 26. Februar in Bern mit dem Geomorphologen Mauro Fischer von der Universität Bern über Hochgebirgslandschaften, die heute von Energieprojekten bedroht sind: Gletschervorfelder.
Gletschervorfelder sind jene Gebiete zwischen dem aktuellen Gletscherstand und dem Stand des Gletschers während der kleinen Eiszeit um ca. 1850. Gletschervorfelder gehören zu den wildesten Landschaften in den Alpen. Diese von natürlichen Dynamiken geprägten Landschaften stechen durch ihre enorme Anzahl an geomorphologischen Formen und Lebensräumen hervor. Dadurch zeichnen sich Gletschervorfelder durch ihre enorme Artenvielfalt aus und sind deshalb von unschätzbarem Wert. Mit der fortschreitenden Klimakrise können Gletschervorfelder neuen Lebensraum für Lebewesen darstellen.
Die Schweizer Raumplanung sieht vor, dass verschiedene Interessen wie Energiegewinnung und Naturschutz gegeneinander abgewogen werden. Leider fällt die Waage aus verschiedenen Gründen oft zugunsten der Energiegewinnung aus. Insbesondere das von der Schweizer Stimmbevölkerung 2024 angenommene Stromgesetz hat die Abwägung zugunsten der Energiegewinnung verschoben. Mountain Wilderness Schweiz hat sich damals für ein kritisches Ja stark gemacht.
Zudem ist der Schutz von Schutzgebieten in der Praxis oft weniger umfassend, als es den Anschein hat. Viele Gebiete, die als geschützt gelten, sind nicht so effektiv gesichert und Eingriffe sind weiterhin möglich.
Für die Energiewende benötigen wir mehr Strom, das ist unbestritten, die Frage ist jedoch wie viel mehr. Wenn wir uns einzig auf den Ausbau der Stromproduktion beschränken und Versuche Strom zu sparen ungenutzt lassen, müssen wir die Stromproduktion unaufhaltsam steigern, was unweigerlich zahlreiche weitere Eingriffe in die Natur zur Folge hätte.
Im Fall der Greina Hochebene wurde das geplante Stauseeprojekt 1986 zurückgezogen. Heute erfreuen sich die Menschen an der unverbauten Schönheit dieser Hochebene.
Doch es gibt auch Hoffnung: Laut Studien des Bundes könnten wir durch die Nutzung des Stromsparpotenzials durch Effizienzmassnahmen oder dem Stoppen der Stromverschwendung beim Nutzen ohne Gebrauch mehr als ein Drittel unseres Strombedarfs in der Schweiz einsparen. Dies könnte den Druck auf Gletschervorfelder verringern.
Ein weiterer Vorschlag kommt von Mauro Fischer und seinem Forschungsteam an der Universität Bern. Sie schlagen vor, ein Moratorium für den Bau von neuen Stromanlagen in Gletschervorfeldern zu verhängen, ähnlich wie es bei der Gentechnologie der Fall ist. Ein Moratorium würde es ermöglichen, die Gletschervorfelder zu erforschen und zu schützen, bevor irreversible Schäden entstehen.
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