Mountain Wilderness → News → Feuer in den Alpen Gasterntal: Gletschervorfelder als schützenswerte Vielfalt
Feuer in den Alpen Gasterntal: Gletschervorfelder als schützenswerte Vielfalt

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Kurz nachdem alle Teilnehmenden begrüsst waren, geht’s los. Die Geographin und ausgewiesene Kennerin von Gletschervorfeldern Mary Leibundgut erläutert vor Exkursionsstart ins Gletschervorfeld erste Begriffe. Seit sie den Kanderfirn vor rund 20 Jahren kartiert hat, hat sich dieser um mehrere hundert Meter zurückgezogen. «Freigelegt wurde keine Steinwüste», betont sie. Was sich auch den Teilnehmenden zunächst als karge Flusslandschaft zeigt, entpuppt sich während der Wanderung über die Schwemmebene zur Seitenmoräne als vielfältiges Gebiet in stetigem Wandel. Das Gletschervorfeld ist eines von knapp 70 als alpine Auen geschützten Vorfeldern – die Fülle an, teils seltenen, Pflanzen, geomorphologischen Formen und abwechslungsreichen Gewässern ist atemberaubend. Die traurige Realität sieht die Kantone in ihrem Schutzauftrag jedoch im Rückstand. Nur ein Bruchteil der insgesamt rund 1800 Gletschervorfelder ist geschützt. Den Teilnehmenden wird bei den emotionalen Erläuterungen klar: Den drohenden Naturgefahren und der Ausbeutung durch Energiegewinnung zum Trotz – diese Gebiete sollen unberührt bleiben!
Doch wie kalkuliert man den Wert einer solch einzigartigen Landschaft und macht diesen Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern begreiflich? Fragen, ohne abschliessende Antwort, die die Wichtigkeit von Pionierinnen wie Mary und Anlässen wie dem Feuer in den Alpen betonen. Die angeregten Diskussionen werden auch nach der Rückkehr nach Selden weitergeführt.
Verschiedene Ansprachen geben abends den Inputs von Mary Leibundgut einen weiteren Rahmen. Maren Kern, Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz, stellt den Einsatz für mehr Wildnis vor. Dieser führt auch auf die höchsten Gipfel, wie mit einer jüngst lancierten Petition zum Abbau unnötiger Gipfelwerbung.
Hansueli Rauber, Präsident der Bäuert Gasterntal, stimmt die Zuhörenden mit Lokalkenntnissen und Anekdoten auf das Tal ein. Das Motto der Einwohnenden kommt deutlich zum Vorschein: «Klar und ehrlich!» Ihre Eigenwillikeit hat zum Beispiel zum heute für den Alpenschutz höchst förderlichen Umstand geführt, dass das Tal nur mit einer schmalen, einspurigen Strasse erschlossen ist.
«Nur noch 5% der Schweizer Gewässer befinden sich in naturnahem Zustand», erklären Antonia Eisenhut und Kurt Eichenberger vom WWF Schweiz. Das neue Label «Gewässerperle PLUS» fördert das Engagement der lokalen Entscheidungstragenden. Die wilde Kander wäre ein heisser Kandidat für das Label!
Derweil stellt Mitveranstalter Hans Weber die CIPRA Schweiz als Dachorganisation der Alpenschutzorganisationen vor. Die Teilnehmenden werden die Bedeutung der Buchstaben CIPRA wohl nie mehr vergessen. Für alle anderen: Sie stehen für Commission Internationale pour la Protection des Alpes. Am Feuer an der Kander klingt der Abend aus. Sebastian Moos erklärt, dass Mountain Wilderness Schweiz sich dafür einsetzt, dass sich die Qualität der wildesten Räume der Schweiz nicht schmälert. Die neue Wildnis der Gletschervorfelder spielt dabei eine wichtige Rolle.
Während das Feuer langsam ausbrennt, liegen einige noch auf dem Rücken und verfolgen die weniger werdenden Sternschnuppen der Perseiden. Das tolle Zusammenspiel der vielen Sonnenstunden, einer gut durchmischten und geselligen Gruppe sowie zuvorkommender Gastfreundschaft hat dazu geführt, dass rund zwei Drittel der Teilnehmenden auch die Nacht in der Höhe verbringen.
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