Mountain Wilderness Schweiz https://mountainwilderness.ch MoMountain Wilderness Schweiz ist eine Alpenschutzorganisation. Wir engagieren uns für die Wildnis und einen umweltverträglichen Bergsport. de-DE TYPO3 News Tue, 03 Oct 2023 20:20:06 +0200 Tue, 03 Oct 2023 20:20:06 +0200 TYPO3 EXT:news news-838 Mon, 02 Oct 2023 11:12:18 +0200 Klimademo in Bern /aktuell/detail/klimademo-in-bern/ Über 60'000 Menschen kamen am Samstag, 30.09.23 auf den Strassen in der Berner Altstadt zusammen, um gemeinsam für klimagerechte Politik zu demonstrieren und für längst überfällige, endlich wirksame Massnahmen gegen die Klimakatastrophe. Die Alpen in der Klimakrise

Die Klimakrise sorgt für drastische Veränderungen in den Alpen: Die Waldgrenze wandert in der Höhe, Gletscher schmelzen in Rekordtempo, extreme Niederschläge verursachen heftige Lawinen und Murgänge, der Permafrost taut auf und sorgt für vermehrte Fels- und Bergstürze. All dies bedroht nicht nur den Bergsport und unser Leben in den Alpen, es hat weitreichende Auswirkungen auf das Leben von Tieren und Pflanzen, die extrem wichtig sind für unser Ökosystem. Wildnis kann die Widerstandsfähigkeit des alpinen Ökosystems stärken und Schutzräume bieten - deshalb spielt der Erhalt von Wildnis und unser Respekt für wilde Natur eine essenzielle Rolle im Unterfangen, die Klimakatastrophe zu überstehen.

Alpenschutz ist Klimaschutz!

Wir waren bei der nationalen Klimademo vor Ort und haben gemeinsam mit der Alpen-Initiative ein Zeichen für den Schutz der Alpen gesetzt. Inmitten von über 60'000 Menschen aus verschiedensten Bereichen zeigten wir als Vertretung der Bergsport-Gemeinde: Alpenschutz ist Klimaschutz! Bei den eidgenössischen Wahlen am 22. Oktober 2023 muss der Klimaschutz an erster Stelle stehen, damit sich endlich die Weichen stellen für eine klimagerechte und lebenswerte Zukunft, in der wir hoffentlich auch weiterhin noch in die Berge gehen und Wildnis erleben können!

Wie aber können wir den Klimaschutz wählen? Ein sehr hilfreiches Tool ist das Umweltrating der Umweltallianz, das eine Übersicht bietet, welche Parteien sich am meisten für den Umwelt- und Klimaschutz engagieren. Und zwar nicht nur kurz vor den Wahlen, sondern tatsächlich während der Legislatur 2019-2023.

Für eine klimagerechte und wildnisverträgliche Zukunft!

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news-836 Thu, 28 Sep 2023 12:08:54 +0200 Die keepwild! climbing days 2023 /aktuell/detail/die-keepwild-climbing-days-2023/ Vom 15. bis 17. September 2023 fand der (fast) alljährliche Höhepunkt der Kampagne «keepwild! Climbs» statt. Austragungsort war die Capanna Piansecco östlich des Nufenen-Passes im Val Bedretto, wo herrlicher Rotondo-Granit zum Clean Klettern einlädt. Gratkletterei und Mehrseillängen

Beim Aufstieg im Nieselregen zur Capanna Piansecco am Freitagnachmittag zeigt sich das Val Bedretto sehr bedeckt: Die Hütte wird erst wenige Meter vor ihr sichtbar, von den dahinterliegenden Felswänden ganz zu schweigen. Doch die gemütliche Hütte und die Hoffnung auf besseres Wetter am nächsten Tag motivieren zur Tourenplanung. Am Samstag gibt es, aufgeteilt in zwei Gruppen, eine Gratkletterei und zwei wunderschöne Mehrseillängen, davon eine in der Südwand des Cassina Baggio, während derer sich sogar mehrmals die Sonne blicken lässt. Der Nebel vermittelt uns das Gefühl, wirklich in wildem Gebiet zu sein, kaum Geräusche dringen zu uns an die Wand.

Clean Climbing und Erfahrungsaustausch

Beim feinen Abendessen in der Hütte tauschen wir unsere Tageserlebnisse aus und es gibt allerlei Erfahrungsberichte von Clean- und Trad-Kletterei in der Schweiz zu hören. Es wird über mobile Sicherungsgeräte gefachsimpelt und übers Wetter diskutiert - die gemütlichen Hüttenabende sind ein toller Tagesabschluss. Die Erfahrungslevel sind unterschiedlich, so konnten wir voneinander lernen, gerade beim Klettern in der Wand. Clean Climbing hat uns wilde Erlebnisse am Fels ermöglicht und wir sind froh um die wunderschönen Felsstrukturen, die das Clean Climbing im Rotondo-Granit so leicht machen. Zwar ziehen sich auch einige gebohrte Routen durch den Fels, doch die meisten Bohrhaken konnten wir entspannt links - oder rechts - liegen lassen.

Das Wetter am Sonntag erlaubt uns zwar leider keine Kletterei mehr, da der Fels zu nass ist, aber beim Zu- und Absteig vom Fels gibt es dann zum Abschluss noch ein paar wunderschöne Aus- und Einblicke im Val Bedretto.

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news-834 Wed, 13 Sep 2023 09:36:25 +0200 Ein erster Schritt in Richtung Rückbau /aktuell/detail/ein-erster-schritt-in-richtung-rueckbau/ Zusammen mit der Summit Foundation haben wir am Samstag, den 09.09. eine Rückbauaktion in einem Waldstück oberhalb von La Robella (Val-de-Travers) durchgeführt. In einer kleinen Gruppe von 8 Personen haben wir den das Waldstück eingrenzenden Stacheldrahtzaun, der zum Teil noch aufgebaut, zum Teil tief im Unterholz und Boden vergraben war entfernt. 

Das Ziel war eigentlich nur, im kleinen Rahmen einen ersten Testlauf zu organisieren, um Erfahrung für grössere Aktionen im nächsten Jahr zu sammeln. Dank der enormen Motivation der Teilnehmer:innen konnte sich das Ergebnis jedoch schon sehen lassen: Ein kompletter Anhänger wurde mit altem (Stacheldraht-)zaun gefüllt, und das gesamte Waldstück wurde von den Zaunresten befreit. 


Warum führen wir solche Aktionen durch? 

Bei den Rückbauaktionen geht es nicht darum «Müll zu sammeln», sondern Anlagen und Infrastrukturausbau in den Bergen zu problematisieren. Ob Überreste der Landwirtschaft, stillgelegte (Ski)Lifte oder nicht mehr genutzte militärische Anlagen: Für uns ist es selbstverständlich, dass ein Gebiet nach Nutzungsaufgabe wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden muss. Nur dank dem Rückbau kann wieder Landschaft ohne sichtbare menschliche Nutzung entstehen. 

Besonders in der Schweiz, wo unverbaute Landschaft zu einer immer knapperen Ressource wird, ist es wichtig, einerseits neue Bauprojekte in den Bergen sehr kritisch zu hinterfragen und andererseits obsolete Infrastruktur wieder zu entfernen.  

Bei unseren Nachbarn von Mountain Wilderness Frankreich ist das Thema der «installations obsolètes» seit über zwanzig Jahren ein zentraler Bestandteil ihrer Arbeit und sie konnten auf diese Weise bereits wichtige politische Erfolge erzielen.  

Rückbau braucht (wo-)manpower und kostet Geld. Zudem ist das Ergebnis für viele intuitiv nicht gleich attraktiv wie ein Neu-Projekt: Anstatt einer neuen Anlage, mit der man Profit machen kann, ist nach dem Rückbau "lediglich" etwas nicht mehr da. 

Durch unsere Freiwilligenaktionen wollen wir aufzeigen, dass durch den Rückbau sehr wohl ein echter Mehrwert geschaffen wird für Mensch und Natur: Einerseits können hier wieder Räume für das Erleben von Wildnis entstehen, andererseits wird – wie bei der Aktion in la Robella – im Falle von Stacheldraht das Habitat der Wildtiere aufgewertet, für die der Stacheldraht eine Verletzungsgefahr darstellt. 

Daran, dass dies selbst inmitten eines Skigebiets ein für die Wildnis relevanter Dienst sein kann, erinnerte uns auch ein Luchs, der sich während unserer Arbeit am Samstag flüchtig im Wald zeigte. 

Wir sind bereit für nächstes Jahr!

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news-830 Tue, 15 Aug 2023 16:38:50 +0200 Wir demonstrieren an der Klima-Demo für einen kompromisslosen Alpenschutz /aktuell/detail/wir-demonstrieren-an-der-klima-demo-fuer-einen-kompromisslosen-alpenschutz/ Am 30. September wird in Bern für eine längst überfällige gerechte Klimaschutzpolitik demonstriert und wir sind dabei! Alpenschutz bedeutet Klimaschutz – dafür setzen wir uns ein. Wir sind Teil der globalen Klimabewegung und fordern endlich konsequenten Schutz von Wildnis in in den Alpen. Komm mit uns zur Demo und setze ein klares Zeichen! Abschmelzende Gletscher, trockene Wiesen, auftauender Permafrost und vermehrte Waldbrände bedrohen nicht nur das Leben in den Alpen, sie sind auch klare Anzeichen für die dramatische Klimakatastrophe, in der wir uns befinden. Die Alpen sind extrem sensibel für Klimaveränderungen und zeigen uns schon seit vielen Jahren, dass wir unsere Lebensweise grundlegend ändern müssen, wenn wir als Menschheit auf einem gesunden Planeten weiterleben wollen. Aber leider passiert politisch wie wirtschaftlich, an den Dreh- und Angelpunkten unserer Gesellschaft, kaum etwas. Deswegen wird am 30. September 2023 in Bern lautstark auf den Strassen für eine längt überfällige, gerechte Klimapolitik demonstriert!

Für uns als Alpenschutzorganisation ist klar: Alpenschutz bedeutet Klimaschutz – und wir brauchen Wildnis, denn sie bietet Erholungsmöglichkeiten für Tiere und Pflanzen, sie steigert die Biodiversität und stabilisiert Ökosysteme.

Wir werden uns auf der Klimademo am 30. September als Alpen- und Bergsportbegeisterte erkennbar zeigen!

Kommt in eurer Ausrüstung, mit Helm, Rucksack oder Gurt, und wir bilden gemeinsam einen „Alpen-Block“, um zu zeigen, dass auch wir Alpen- und Bergsportbegeisterte Teil der globalen Klimabewegung sind und endlich sinnvolle und wirksame Klimapolitik sehen wollen!

Komm mit uns zur Klimademo am 30. September in Bern!

Treffpunkt: 13:30 Uhr, Schützenmatte (vor den öffentl. Toiletten). Wir machen ein cooles Gruppenfoto.

Dauer: ca. 2,5 Stunden, der Demozug wird bis auf den Bundesplatz führen, wo im Anschluss noch Rahmenprogramm stattfindet.

Wie? Wir werden mit unserer Botschaft „Stop Heliskiing!“ präsent sein, denn mitten in der Klimakatastrophe gibt es für eine solch absurde Tätigkeit schlicht keinen Platz. Du kannst mit jeder Botschaft deiner Wahl kommen, in Bergstiefeln oder Flip-Flops – wir freuen uns auch dich!

Melde dich bei Jutta an: jutta.stackelberg(at)mountainwilderness.ch

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news-828 Mon, 14 Aug 2023 08:38:02 +0200 Solaranlagen aufs Dach, nicht in die Wildnis! /aktuell/detail/solaranlagen-aufs-dach-nicht-in-die-wildnis/ Unter diesem Slogan hat Mountain Wilderness Schweiz am Samstag, 12. August anlässlich des «Feuers in den Alpen» gegen das Projekt «Grengiols-Solar» demonstriert. Der riesige Solarpark droht eine einmalige Naturlandschaft zu industrialisieren. Dabei würden Solaranlagen im bebauten Gebiet und das bewusste Sparen von Energie für das Gelingen der Energiewende reichen. 30 Aktivistinnen und Aktivisten der Alpenschutzorganisation Mountain Wilderness Schweiz haben am Samstag, 12. August 2023, vor der Testanlage des geplanten Mega-Solarparks «Grengiols-Solar» in der Mondlandschaft beim Breithorn im Walliser Saflischtal demonstriert. Wir setzen damit, unterstütz von der IG Saflischtal und den Grünen Oberwallis, ein klares Zeichen: Solaranlagen gehören aufs Dach, nicht in die Wildnis! Sebastian Moos, Projektleiter bei Mountain Wilderness Schweiz, erklärt: «Wir brauchen die Energiewende, und zwar dringend! Dafür jedoch Natur und Biodiversität aufs Spiel zu setzen, ist der falsche Weg. Wir brauchen stattdessen mehr Solaranlagen im bebauten Gebiet und müssen endlich übers Energiesparen reden.»

Das Stimmvolk wird sich am 10. September erstmals über alpine Solarparks äussern

Die bekannte Schweizer Klimagerechtigkeits-Aktivistin Marie-Claire Graf hat ebenfalls am «Feuer in den Alpen» teilgenommen. Sie weist darauf hin: «Lokale Akteur:innen müssen bei Projekten für erneuerbare Energie unbedingt miteinbezogen werden. Dies war bei Grengiols-Solar nicht der Fall.» Eine erste Gelegenheit dazu bietet sich am 10. September, wenn das Wallis über den beschleunigten Bau alpiner Solarparks abstimmt.

Siehe: Bilderauswahl und Medienmitteilung

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Wildnis
news-825 Mon, 19 Jun 2023 12:28:00 +0200 JA zum Klimaschutz, JA zum Alpenschutz /aktuell/detail/ja-zum-klimaschutz-ja-zum-alpenschutz/ Mit der deutlichen Annahme des Klimaschutz-Gesetzes am 18. Juni 2023 ist endlich ein klarer Absenkpfad für Treibhausgas-Emissionen gesteckt. Dabei muss der Eingriff in die Umwelt so gering wie möglich bleiben. Das Schweizerische Stimmvolk hat das Klimaschutz-Gesetz mit einem JA-Anteil von 59.1% angenommen. Somit müssen die Treibhausgas-Emissionen spätestens bis 2050 netto null erreichen. Damit setzt die Schweiz endlich verbindlich das Pariser Klimaabkommen um: Bis in 27 Jahren dürfen Verkehr und Gebäude kein Treibhausgas mehr ausstossen – die Industrie muss ihre Emissionen gegenüber 1990 um 90% senken.

Klimawende muss wildnisverträglich sein

Mountain Wilderness Schweiz erwartet eine rapide Inkraftsetzung des neuen Gesetzes, erinnert jedoch daran, dass die Klimawende nicht ohne eine Reduktion des Energieverbrauchs stattfinden kann. Wir befürworten die Effizienz und Suffizienz und wenden uns gegen den konstant steigenden Verbrauch und den stetigen Ausbau der Infrastruktur. Die Produktion mittels erneuerbarer Energiequellen soll am Ort des Energiebedarfs gedeckt werden, z.B. mittels Solaranlagen auf Hausdächern. Die Energieproduktion im Alpenraum soll nur dort möglich sein, wo der Eingriff in die Umwelt am geringsten ist, z.B. an bestehenden Bauten und Installationen.

Energieproduktion auf Gebäuden, nicht in den Alpen

Dies ist ganz im Sinne der Schweizer Bevölkerung. Gemäss einer Nachwahlbefragung des Tages-Anzeigers sind 57 Prozent für eine Solarpflicht auf Neubauten, wohingegen sich nur 38 Prozent für Solarparks in den Alpen aussprechen. Das JA zum Klimaschutz vom 18. Juni war damit klar auch ein JA zum Alpenschutz. Eine repräsentative Umfrage von ETH Zürich und Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Rahmen des Projekts ENERGYSCAPE hat unlängst aufgezeigt, dass die Bevölkerung Anlagen erneuerbarer Energien im siedlungsgeprägten Flachland und im touristisch geprägte Berggebiet am positivsten beurteilt. In naturnahen Berggebietslandschaften sind die Anlagen unerwünscht.

Mehr Infos: Klimaschutz | Mountain Wilderness Schweiz

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Alpenschutz
news-769 Mon, 12 Jun 2023 16:21:00 +0200 Feuer in den Alpen für eine wildnisverträgliche Energiewende /aktuell/detail/feuer-in-den-alpen-fuer-eine-wildnisvertraegliche-energiewende-1/ Solarmodule statt wilde Räume? Nein Danke! Mountain Wilderness setzt sich mit dem Feuer in den Alpen vom 12. und 13. August entschieden für eine wildnisverträgliche Energiewende ein! Der Anlass findet dieses Jahr im Saflischtal statt, wo der Mega-Solarpark «Grengiols-Solar» geplant wird. Wilde Landschaft statt Solarpark!

Diesen Sommer findet das Feuer in den Alpen im Saflischtal (VS) statt. Wo wir aktuell noch durch naturnahe Landschaft wandern können, stehen eventuell bald 160'000 Solarmodule. Zwischen Breithorn und Saflischpass, wo das Grossprojekt «Grengiols-Solar» geplant ist, existieren noch Räume mit hoher Wildnisqualität, welche durch ein solches Projekt stark beeinträchtigt würden. Mountain Wilderness hat sich entschieden gegen das Projekt positioniert. Solange nicht alle Möglichkeiten ausgereizt sind, Strom zu sparen sowie im bebauten Gebiet und auf Dächern im Mittelland Solaranlagen zu installieren, gibt es keinerlei Gründe, solche Anlagen in naturnaher Landschaft zu bauen. Der Erhalt von Wildnis und die Energiewende dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden!

Ein Zeichen für den Erhalt der Alpen setzen

Mit dem Feuer in den Alpen wollen wir ein Zeichen setzen für den Erhalt des natürlichen und kulturellen Lebensraumes in den Alpen – und dieses Jahr insbesondere für eine wildnisverträgliche Energiewende.

Bei der gemeinsamen Wanderung über den Saflischpass und die Alp Furgge bis aufs Breithorn kann das Projektgebiet besichtigt werden. Wir setzen damit ein Zeichen für eine wildnisverträgliche Energiewende und gegen das schädliche Mega-Projekt. Dieser stets gesellige Anlass ist zudem eine tolle Möglichkeit, uns und unsere Arbeit besser kennenzulernen. Wir freuen uns, wenn du beim diesjährigen Feuer in den Alpen dabei bist!


Programm

09:15 Treffen in Rosswald

09:15 - 16:00 Gemeinsame Wanderung bis aufs Breithorn, über den Saflischpass, die Alp Brunegge und die Alp Furggechäller. Während der Wanderung gibt es kurze Info-Vorträge zum Projekt Grengiols-Solar und von Mountain Wilderness. Bitte selbst für ausreichend Geträke und Verpflegung sorgen.

16:00 - 17:00 Aktion für eine wildnisverträgliche Energiewende.

Ab 17:00 Rückkehr zum Übernachtungsplatz, Einrichten der Biwaks, individuelles Kochen und geselliges Beisammensein.

Für alle, die nicht biwakieren wollen, gibt es die Möglichkeit, selbstständig ab 17:00 Uhr entweder von der Alp Furggerchäller direkt nach Grengiols abzusteigen oder über Grummela nach Binn/Langthal (ca. 2 bis 2,5 Stunden).

Das Wichtigste in Kürze

Wann 12./13. August 2023

Anreise SBB bis Brig, mit dem Postauto nach Ried-Brig Talstation, von dort mit der Gondel nach Rosswald.

Teilnahmegebühr 10.- CHF für Mitglieder von Mountain Wilderness, 20.- CHF für Nicht-Mitglieder. Bitte vor Ort in bar begleichen.

Mitnehmen Wasser und Verpflegung, Biwak- und Koch-Utensilien, je nach Wetter Sonnen- oder Regenschutz. Gutes Schuhwerk und Ausdauer von Vorteil.

Die Teilnahme erfolgt auf eigene Verantwortung. Versicherung ist Sache der Teilnehmenden.


Vielen Dank fürs zahlreiche Erscheinen!

 

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news-827 Mon, 05 Jun 2023 17:27:00 +0200 Die Natur selbst als Lösung anerkennen /aktuell/detail/die-natur-selbst-als-loesung-anerkennen/ Marie-Claire Graf, eine der bekanntesten Klimagerechtigkeits-Aktivistinnen der Schweiz und Maren Kern, Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz, diskutieren im Interview darüber, weshalb erneuerbare Energie nicht auf Kosten von Natur und Landschaft produziert werden soll. Beide sehen grosses Potenzial in der Suffizienz und stören sich daran, dass die Lösung von Klima- und Biodiversitätskatastrophe vor allem mit technischen Mitteln gesucht wird. Seit eineinhalb Jahren ist ein Wettlauf um erneuerbare Energie im Gang, der zunehmend unerschlossene alpine Räume tangiert: Ende 2021 erscheint die 15er-Liste des Runden Tischs Wasserkraft. Im Herbst 2022 verabschiedet das Schweizer Parlament den Solarexpress und im Frühling 2023 diskutiert es mit dem sogenannten «Mantelerlass» schwerwiegende Eingriffe in den Natur- und Landschaftsschutz zugunsten der Förderung von Erneuerbaren. Der Mantelerlass führt die Revisionen des Energiegesetzes und des Stromversorgungsgesetzes unter dem Namen «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» zusammen. Politiker:innen begründen die Schritte mit der Dringlichkeit der Klimakatastrophe und einer drohenden Strommangellage. Es scheint sich ein Graben aufzutun zwischen Menschen, denen Klimaschutz wichtig ist und Menschen, die sich für Biodiversität und Landschaft einsetzen. Gibt es diesen Graben tatsächlich, und wie können wir ihn gegebenenfalls überwinden? Marie-Claire Graf und Maren Kern diskutieren über brennende Fragen der Klima- und Umweltbewegung.

 

Mountain Wilderness: Was beschäftigt euch zurzeit am meisten?

Marie-Claire Graf: Im sechsten Weltklimabericht beschreibt die Wissenschaft erneut ein klares Bild der Lage: Wir befinden uns in einer Klima- und Biodiversitätskrise, und das Fenster zum Handeln schliesst sich rapide. Auch wird klar aufgezeigt, dass es essenziell ist, Biodiversitäts- und Klima-Aktionen miteinander zu denken und umzusetzen – zusammen mit den Menschen vor Ort.

Maren Kern: Mich wühlen aktuell vor allem die Verhandlungen zum Mantelerlass im Parlament auf. Menschen wie Raimund Rodewald, die sich seit Jahrzehnten mit Natur- und Landschaftsschutz beschäftigen, sagen mir, dass sie einen solch grossen Angriff auf Umwelt und Raumplanung noch nie erlebt haben.

 

Die Energiewende ist ein zentrales Thema…

Marie-Claire: Einerseits ist die Dringlichkeit bei vielen Entscheidungstragenden angekommen und viele Akteur:innen beschäftigen sich endlich damit – auch gerade in Wirtschaft und Politik. Das ist dringend nötig, weil die anstehenden Herausforderungen keine Partei alleine lösen kann. Andererseits führt dies dazu, dass sich viele unfundiert mit dem Thema beschäftigen. Sie übersehen bei dieser Dringlichkeit die Komplexität und sind dann offen für Schnellschüsse.

Maren: Die Komplexität ist eine grosse Hürde. Die Gesetzesfahne des Mantelerlasses umfasst mehr als 140 Seiten. Da den Überblick zu behalten, sich die Konsequenzen plastisch vorzustellen und eine ausgewogene Vorlage auszuarbeiten, ist sehr schwierig. Die Dringlichkeit und die vielen Interessen, die reinspielen, machen es nicht einfacher.

 

Die Dringlichkeit ist oft ein Argument dafür, die Energiewende über alles zu stellen. Was siehst du für Lösungsansätze in diesem Punkt, Marie-Claire?

Marie-Claire: Ich setzte mich immer für klimagerechte Lösungen statt Klimalösungen ein. Klimalösungen beziehen zum Beispiel oft nicht alle sozialen Schichten ein, weil sich nicht alle einen Tesla leisten können. Zu klimagerechten Lösungen gehört neben dem Einbezug der Menschen auch der Einbezug der Natur.

 

Wie geht das?

Marie-Claire: Einerseits müssen die Lösungen zur Energiewende die Biodiversitäts- und Klimakrise gemeinsam bekämpfen und andererseits die Menschen auf dem Weg zur gesamtgesellschaftlichen Transformation begleiten. Zudem bin ich der Meinung, dass Suffizienz – also weniger zu konsumieren – immer die erste Lösung sein muss. In der Politik und im Parlament wird sie praktisch nicht angesprochen. Eines der grössten Probleme ist, dass wir zu schnell auf technologische Lösungen eingehen, anstatt gesellschaftliches Verhalten zu ändern. Da ist so viel Potenzial, über das nur ganz wenige Leute sprechen wollen.

Maren: Wie bringst du Suffizienz in den Diskurs ein? Was hast du da für Erfahrungen gemacht?

Marie-Claire: Da ich keine Interessenslobby vertrete, kann ich unkonventionelle Narrative vertreten. Für den nötigen Systemwandel brauchen wir keine digitalen oder technischen Innovationen und auch keine Hypes um Start-ups, die den Status Quo erhalten, sondern einen Wandel zu dem, was wir bereits kennen. Leider befürchten die Parteien, dass es sie Sitze kosten oder die Glaubwürdigkeit schädigen würde, wenn sie von Suffizienz sprechen.

Maren: Auf der anderen Seite gibt es einen gesellschaftlichen Trend zu Reduktion und Degrowth. Es ist logisch und fassbar für alle, dass dies die schnellste Massnahme ist, die wir ergreifen können, um die Energietransformation zu schaffen.

Marie-Claire: Leider interessiert sich noch immer nur eine sehr kleine Gruppe für solche systemischen Lösungen. Und wir haben noch nicht die Lösungen eruiert, die es bräuchte, um das System lebenswert und zukunftsfähig zu gestalten. So hängen zum Beispiel unsere sozialen Institutionen wie Vorsorge, Pensionskassen, Gesundheitssystem und Schulsystem am wirtschaftlichen Wachstum. Wir können heute gar nicht weniger wachsen, wir würden die sozialen Ungleichheiten verschärfen. Darum müssen wir darüber sprechen, um ein Momentum aufzubauen, damit wir solche gesellschaftlichen Lösungen erproben können. Wir brauchen zudem ganz viele Leute, die an der Schnittstelle zwischen den politischen Rahmenbedingungen, der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Zivilbevölkerung arbeiten und dazwischen hin- und herübersetzen können.

 

Marie-Claire, du bist im Komitee der Initiative «Jede einheimische + erneuerbare Kilowattstunde zählt». In dieser geht es vor allem um den Ausbau der Erneuerbaren, wenn es sein muss auf Kosten von Natur und Landschaft.

Marie-Claire: Für die Energiewende ist es entscheidend, dass wir in der Schweiz souverän unsere Energie herstellen, damit wir nicht von Importen aus problematischen Staaten abhängen. Wir müssen selber die Hoheit über unsere Energie haben, viel unabhängiger und nachhaltiger werden, sodass die Geldflüsse im Land bleiben. Damit wir hier nachhaltige Jobs kreieren können. Gleichzeitig weiss ich, dass es bei nicht gut durchdachten Projekten Konflikte mit Natur und Umwelt gibt.

 

Wieso dann die Initiative?

Marie-Claire: Mir geht es vor allem um den Abbau bürokratischer und koordinativer Hürden bei Solar-Projekten im bebauten Gebiet, die nicht im Clinch mit Natur und Umwelt sind.

 

Maren, wie steht Mountain Wilderness zu dieser Initiative?

Maren: Unsere Hauptkritik ist, dass die Natur nicht vorkommt im Initiativtext. Ich habe grosse Bedenken, dass auf dieser Verfassungsgrundlage massiv ausgebaut würde, ohne Rücksicht auf Natur und Landschaft. Es gilt zu differenzieren: Dezentrale Produktion macht für Solarenergie total Sinn, Kleinwasserkraftwerke schädigen jedoch ganze Ökosysteme bei sehr wenig Produktionsleistung.

 

Allenthalben heisst es jedoch, Photovoltaik auf Dächern reiche nicht. Wie schaffen wir die PV-Wende im bebauten Gebiet endlich?

Marie-Claire: Eines der grössten Probleme ist die Thematik um Mieter:innen und Besitzer:innen. Oft besitzen oder mieten Menschen Häuser, welche nicht die finanziellen Ressourcen besitzen, um Photovoltaikanlagen zu bauen. Ebenfalls braucht es dringend mehr politischen Willen und langfristige Subventionen. Wir müssen zudem Personal ausbilden, welches die Anlagen überhaupt installieren, warten und die Leute beraten kann. Es werden zum Beispiel noch immer meistens dieselben fossilen Heizungen empfohlen, anstatt auf erneuerbare Energien zu setzen.

Maren: Ich denke auch, dass Bildung, Ausbildung und Umschulung von Personal ein grosses Nadelöhr sind. In der Schweiz ist zudem der Schutz von Privatbesitz sehr gross. Der Hauseigentümerverband hat sich immer gegen eine Solarpflicht auf Hausdächern gestellt. Es gibt jedoch durchaus Fortschritte für «grüne Anliegen» in den neusten politischen Diskussionen: Neue Bestimmungen für Solaranlagen auf Parkplätzen und Verbesserungen bei Stromeffizienz und Elektromobilität. Gleichzeitig wurden letzten Herbst mit dem Solarexpress gigantische Anlagen auf der freien Fläche in den Alpen von Planungspflichten befreit und Subventionen für sie in Aussicht gestellt. Das stösst uns sauer auf: Für die Kleinen ist noch immer eine Bremse drin und grosse Solarkraftwerke in der Natur werden massiv gefördert.

Marie-Claire: Ich stimme dir zu, Maren. Es sind keine klimagerechten Lösungen, wenn nur für grosse Anlagen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt und die kleinen ausgelassen werden.

 

Es scheint eine Verhärtung zu geben zwischen Menschen – in meiner Erfahrung oft älteren – die finden, wir müssten die Biodiversität schützen und auf der anderen Seite eher jüngeren Menschen, die im Klimaschutz die grösste Dringlichkeit sehen.

Marie-Claire: Ich habe mit vielen jungen Menschen zu tun, welche die Natur sehr schätzen und ehren. Viele junge Menschen verbinden die Biodiversitäts- und Klimakrise mit der sozialen Ungleichheit und Unterdrückung und können so klimagerechte Lösungen präsentieren. Sie stossen darum zum Beispiel bei älteren Parlamentarier:innen auf Unverständnis, die einen technokratischen Ansatz verfolgen.

Maren: Ich glaube schon, dass viel Verständnis da ist im Sinne von Klimaschutz für die Welt als Gesamtsystem. Vielleicht braucht es ein paar Lebensjahre, bis man überhaupt schätzt, was so eine intakte Landschaft bedeutet. Meinen Blick über unverbaute Berge schweifen zu lassen, das gibt mir einfach sehr viel.

 

Natur- und Landschaftsschutz oder Klimaschutz – wo würdet ihr euch einteilen?

Maren: Ich habe an der ETH studiert. Klimaschutz und die Sensibilisierung dafür hatten schon damals einen wichtigen Stellenwert. Vieles war sehr technologiefreundlich, gerade auch in Hinblick auf eine Zukunft mit erneuerbaren Energien. Meine Arbeit bei Mountain Wilderness hat mich sensibilisiert für die Anliegen von Natur und Landschaft bei der Energieversorgung. Ich denke, dass wir diese Bereiche gemeinsam denken müssen, weil wir sonst unsere Zukunft verbauen.

Marie-Claire: Ich habe ebenfalls an der ETH studiert und einer der Gründe, weshalb ich an die Uni gewechselt habe, war, dass meiner Meinung nach ein sehr technischer Ansatz gewählt worden ist. Dieser entspricht meinem Verständnis des Lösungsansatzes nicht und verhindert, dass wir die Wende schaffen, die klimagerecht ist und die Menschen und die Natur mitnimmt. Ich glaube, das Spannungsfeld liegt eher zwischen natürlichen Lösungen – die Natur als Lösung selbst anzuerkennen – und den technischen Lösungen.

 

Das Interview erschien in der 86. Ausgabe des Mitgliedermagazins Wildernews.

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news-822 Sat, 03 Jun 2023 17:12:55 +0200 Viele gute Wünsche für den Wildnis-Trail Kandersteg /aktuell/detail/viele-gute-wuensche-fuer-den-wildnis-trail-kandersteg/ Ab jetzt können Kinder spielerisch Kanderstegs Wildnis entdecken. Rund 30 Personen haben am 3. Juni feierlich den Wildnis-Trail Kandersteg eröffnet. Mountain Wilderness hat das Projekt zusammen mit lokalen Partnern entwickelt, mit dem Ziel, die Wertschätzung für Wildnis zu fördern. Nach drei Jahren intensiver Aufbauarbeit haben wir am 3. Juni 2023 in Kandersteg zusammen mit Tourismus und Gemeinde sowie dem UNESCO-Weltnaturerbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch den Wildnis-Trail Kandersteg eröffnet. Rund 30 Personen waren bei der feierlichen Eröffnung dabei. Alle waren sich einig: Der Wildnis-Trail ist ein hochwillkommenes, sanftes touristisches Angebot für Kandersteg, fernab des Rummelplatzes vom Oeschinensee.

Natur-Beziehung zu stärken, ist eine Investition in die Zukunft

Die Beteiligten verbindet, dass alle Natur und Wildnis Sorge tragen und diesen Wert auch weitergeben wollen. Sebastian Moos von Mountain Wilderness Schweiz, Projektleiter des Wildnis-Trails, hat an der Eröffnung erklärt, dass deshalb der Wildnis-Trail auch Kinder und Jugendliche ansprechen soll: «Kinder sind unsere künftigen Tourist:innen und Bergsteigenden. Ihre Beziehung zur Natur zu stärken, ist eine Investition in die Zukunft.» Die Redner:innen haben dem Wildnis-Trail Kandersteg viele gute Wünsche mitgegeben. Gemeindepräsidentin Barbara Jost hat die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure gelobt. Wenn man zusammenarbeite, könne es eigentlich nur gut werden. Zusammen mit «Götti» Ernst Wandfluh und Sonja Reichen, Leiterin des Tourist-Centers Kandersteg, hat sie die Stele bei der Bahnhofmatte enthüllt. Sie macht direkt unterhalb des Bahnhofs prominent auf den Wildnis-Trail aufmerksam. Damit geht das Projekt nun in die Hände von Tourismus und Gemeinde Kandersteg über, die sich um dessen Unterhalt und Nutzung kümmern werden.

Mit allen Sinnen in die Wildnis eintauchen

Der Wildnis-Trail soll in erster Linie Kindern zwischen 6 und 12 Jahren Wildnis spielerisch näherbringen. Dazu erkunden sie entweder mit Smartphone oder gedruckter Broschüre das Gebiet «Uf der Höh» gleich westlich des Bahnhofs Kandersteg. Der Wildnis-Trail führt sie durch die abwechslungsreiche Landschaft mit offenen Wiesen und Weiden, durch Wald und Heide – immer wieder mit Tiefblicken aufs Dorf Kandersteg und Weitblicken auf die imposanten 3000er. Mittels dezent platzierter QR-Codes werden die Posten auf dem Smartphone aufgerufen. Ziel ist es, dass die Kinder mit allen Sinnen in die Wildnis eintauchen: Da gilt es einmal die Veränderung der Landschaft zu beobachten, mit spitzen Ohren zu horchen oder ein andermal barfuss über Stock und Wurzel zu gehen.

Mountain Wilderness Schweiz hat die Steuerungsgruppe bestehend aus Vertretenden von Tourismus, Gemeinde und Zivilgesellschaft Kandersteg geleitet. Die Stiftung UNESCO-Weltnaturerbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch hat den Wildnis-Trail im Auftrag der Steuerungsgruppe entwickelt.

Die Broschüren des Wildnis-Trails können beim Bahnhof Kandersteg und im Tourist-Center bezogen werden.

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news-816 Fri, 12 May 2023 23:21:28 +0200 Applaus für positiven Geschäftsgang bei der Generalversammlung 2023 /aktuell/detail/applaus-fuer-positiven-geschaeftsgang-bei-der-generalversammlung-2023/ Ein neues Vorstandsmitglied, ein erfolgreiches Geschäftsjahr und viel zu tun: an unserer Generalversammlung vom 11. Mai im Berner PROGR gab es viele Gründe zum Feiern. Ein mit farbigen, essbaren Blüten dekoriertes Buffet erwartete die Mitglieder von Mountain Wilderness Schweiz, die sich am 11. Mai anlässlich der diesjährigen Generalversammlung im PROGR in Bern trafen. Vor den blumigen Speisen und dem Anstossen entlasteten die Mitglieder den Vorstand für den Jahresgang 2022 und genehmigten die Pläne fürs aktuelle Jahr.

Unsere Arbeit trägt Früchte

Er freue sich sehr, dass die Mitgliederzahl stetig wachse und gratuliere zur wichtigen Arbeit, meldete sich ein Teilnehmer. Die Positionen von Mountain Wilderness Schweiz, zum Beispiel zur wildnisverträglichen Energiewende, aber auch der allgemeine Einsatz für wilde Gebirgsräume scheint stetig mehr Menschen zu berühren. Dies zeigt auch der positive Geschäftsgang. Für das aktuelle Jahr werden wir diese Themen weiter bearbeiten und es kommen neue hinzu, wie der Rückbau obsoleter Infrastruktur. Dafür wird es Verstärkung auf der Geschäftsstelle geben. In den Vorstand wird mit Annettina Herren ein neues Mitglied gewählt. Sie bringt insbesondere Erfahrung in regionaler Entwicklung im Berggebiet mit.

Hätten wir den Land Rover mehr in der Garage stehen lassen sollen?

Im Anschluss an den offiziellen Teil trugen Antoine Jaccoud und Beat Sterchi den Text «Désalpe / Alpabzug» auf französisch und berndeutsch vor. Der Text handelt von der Entwicklung der Lebensbedingungen aus der Perspektive der Bergbevölkerung: Vom Kühe treiben, um die Wünsche der internationalen Gäste zu erfüllen, vom Antrieb mit Esel (Wert 5'000 CHF) zum Ratrac (Wert 500'000 CHF) und vom Schnee, der in Flocken fiel so gross wie Mäuse, zu Flöckchen so winzig wie Mücken. Bis der Schnee ganz ausbleibt. Auch bombastische Events können die Tourist:innen nicht mehr halten und Schlammlawinen machen den Bergort unwirtlich. Hätten sie massvoller sein und den Landrover mehr in der Garage stehen lassen sollen, fragt sich die Bergbevölkerung rückblickend nostalgisch.

Unsere Antwort auf den tragisch-komischen Text der Literaten: Gemeinsam schaffen wir eine umweltverträgliche Zukunft! 
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news-814 Mon, 17 Apr 2023 15:02:34 +0200 Heliskiing: Absurdität im Schutzgebiet /aktuell/detail/heliskiing-absurditaet-im-schutzgebiet/ Am Petersgrat (VS/BE), dem meist frequentierten Gebirgslandeplatz der Schweiz, setzte eine Gruppe von 15 Mountain Wilderness Aktivist:innen ein Zeichen gegen Heliskiing. Am Petersgrat (VS/BE), dem meist frequentierten Gebirgslandeplatz der Schweiz, setzte eine Gruppe von 15 Mountain Wilderness Aktivist:innen dieses Jahr ein Zeichen gegen Heliskiing. Aufgrund der heiklen Lawinenlage passten sie den ursprünglichen Plan an und packten ihre Banner bereits unterhalb des Sackhorns aus. Der Elan der Aktivist:innen war hiervon ungetrübt: Respektvoll in den Bergen unterwegs zu sein bedeutet eben auch die aktuellen Bedingungen zu akzeptieren. Dafür konnten sie die ruhige Schneelandschaft zwischen den Wolken ungestört geniessen. Denn aufgrund schlechter Sichtverhältnisse war der Himmel an diesem Tag ohnehin ungewohnt leer.  

Das ist am Petersgrat eher die Ausnahme: die touristischen Bewegungen nahmen hier von 2016 bis 2021 um 40% zu – obwohl der Landeplatz inmitten eines grossen Gebiets von hoher Wildnisqualität und am Rande einer geschützten Landschaft liegt. Der Heliboom steht hier in krassem Kontrast zu den Schutzzielen des angrenzenden BLN Gebiets Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn, in dem «Ungestörtheit der Lebensräume» sowie «landschaftliche Unberührtheit» erhalten werden soll. Mountain Wilderness fordert deshalb, dass zumindest die Gebirgslandeplätze in Schutzgebieten aufgehoben werden.

Freizeitvergnügen mit miserabler CO2-Bilanz

"Ecology is bullshit, heliski is fun", meinte ein Heliski-Tourist kürzlich in einer Reportage von RTS. Er steht sinnbildlich für die Zunahme von Helikopterflügen im Gebirge in Zeiten der Klimakrise. 15'000 Personen jährlich lassen sich in der Schweiz alleine fürs Heliskiing ins Gebirge fliegen, während die Gletscher immer weiter abschmelzen. Die Klimakrise könnte die Nachfrage nach Heliskiing paradoxerweise sogar noch vergrößern: Wenn in tieferen Lagen der Schnee weniger wird, könnten Flüge ins Hochgebirge immer attraktiver werden.

Spassflüge reduzieren und Störungen minimieren

«Mit unserer Aktion wollen wir daran erinnern, dass die Schweiz sich zu einem Anziehungspunkt für Spassfliegerei in den Alpen entwickelt – was nicht in unserem Interesse sein kann», so Maren Kern, Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness. «Ungestörte Naturräume stehen zunehmend unter Druck und die Klimaerhitzung drängt uns, konsequent zu handeln». Das sieht auch Nationalrat Christophe Clivaz (Grüne VS) so: Er hat motiviert durch die RTS-Reportage eine Interpellation mit kritischen Fragen zum Heliskiing in der Schweiz eingereicht.

Zum Bericht der Sonntagszeitung (Cyrill Pinto, 23.4.2033)

Zur Medienmitteilung

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news-813 Thu, 16 Mar 2023 14:59:37 +0100 Schön war's: Rückblick Filme für die Berge 2023 /aktuell/detail/schoen-wars-rueckblick-filme-fuer-die-berge-2023/ Bewegende Filme, spannende Vorträge und Diskussionen sowie ausverkaufte Säle! Unser zweites «Filme für die Berge» begeisterte in vielerlei Hinsichten. Heute schauen wir zurück auf drei erfolgreiche Abende. Bewegende Filme, spannende Vorträge und Diskussionen sowie ausverkaufte Säle! Unser zweites «Filme für die Berge» begeisterte in vielerlei Hinsichten. Heute schauen wir zurück auf drei erfolgreiche Abende. Es war grossartig, mit euch eindrückliche Bergaufnahmen zu bewundern, über Energie und Konsum zu diskutieren, zu hören, weswegen die Wildnis schützenswert ist und vieles mehr. Insbesondere hat es uns gefallen zusammen zu thematisieren, was wir alle zum nachhaltigen Umgang mit den Bergen beitragen können - ob bezüglich Energiekrise oder betreffend Bergsport. Denn: Wollen wir unsere einzigartige Bergwelt bewahren, müssen wir gemeinsam für die letzten Stücke Unversehrtheit und Wildnis einstehen.

Jeder Festivalabend war ausverkauft. Das ist für uns ein Zeichen, dass die Berge interessieren und das Thema sehr aktuell ist. Herzlichen Dank an all unsere Gäste und an Filme für die Erde für die tolle Zusammenarbeit und Unterstützung!

Mehr Bilder und Infos zu den einzelnen Abendprogrammen gibt es hier.

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news-809 Thu, 09 Mar 2023 11:40:54 +0100 Kundgebung: Mit Hörnern und Wanderstock für intakte Berggebiete /aktuell/detail/kundgebung-mit-hoernern-und-wanderstock-fuer-intakte-berggebiete/ Eine fossil-freie Energieproduktion ist dringend nötig – und sie ist möglich, ohne dafür die letzten intakten Naturräume im Berggebiet zu zerstören. Mit einer Aktion auf dem Bundesplatz haben wir am 9. März an unsere Verantwortung zum Schutz von Natur und Mensch appelliert. Eine fossil-freie Energieproduktion ist dringend nötig – und sie ist möglich, ohne dafür die letzten intakten Naturräume im Berggebiet zu zerstören. Mountain Wilderness Schweiz hat zusammen mit namhaften Schweizer Umweltorganisationen am 9. März mit einer Aktion auf dem Bundesplatz an unsere Verantwortung zum Schutz von Natur und Mensch appelliert.

Es gibt sie noch, die Postkartenschweiz

Bewaldete Bergflanken im Jura, bunte Trockenwiesen mit tanzenden Schmetterlingen, Bergbäche, die verschlungen durch alpine Auen strömen: Es gibt sie noch, die Postkartenschweiz. Sie ist mit ihren Natur- und Landschaftswerten nicht nur faszinierend und wichtig für unsere Erholung, sondern von unschätzbarem Wert für die akut bedrohte biologische Vielfalt und unsere Lebensgrundlagen. Die jetzige Vorlage der Ständerats- sowie Nationalratskommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) zum sogenannten Mantelerlass droht genau diese Grundlagen zu gefährden: Sie will der Realisierung von Speicherwasserkraftwerken sowie Solar- und Windkraftanlagen grundsätzlich Vorrang vor anderen nationalen Interessen einräumen.

Tier und Mensch fordern das Parlament zur Schonung ihrer Lebensräume auf

Unverbaute, naturnahe Berggebiete sind nicht einfach toter Raum, den wir unbegrenzt verbauen und nutzen können. In diesen Natur- und Kulturräumen leben und wirtschaften Menschen zum Teil seit Generationen. Anderen wiederum bieten sie Raum zur Erholung. Und in erster Linie sind sie Heimat für unzählige Tiere und Pflanzen. Steinbock, Alpen-Smaragdlibelle und Grasfrosch haben an der gemeinsamen Aktion namhafter Schweizer Landschafts- und Naturschutzorganisationen am 9. März symbolhaft die lebendige Vielfalt unserer Schweizer Bergregionen vertreten. Ihre unverzichtbaren Lebensräume stehen nun durch die Entscheidungen des Parlaments auf dem Spiel. Neben den tierischen Bergbewohner:innen appellierten ebenso Bergsteigende und Hirt:innen an das Parlament, diese Naturräume zu erhalten. Gemeinsam verlangten Natur und Mensch von den Parlamentarier:innen, auf ihre Lebensgrundlagen Rücksicht zu nehmen und die letzten freien Naturräume nicht dem Ausbau der Erneuerbaren Energien zu opfern.

Die Schweiz hat sich zum Schutz der Biodiversität verpflichtet

Hierzulande sind geschützte Biodiversitätsflächen rar, nur auf einem geringen Teil der Schweizer Landesfläche hat die Natur Vorrang. Wir verpflichten uns mit internationalen Konventionen, wie der Alpenkonvention und neuerlich dem Biodiversitätsabkommen von Kunming-Montreal, das drastische Artensterben zu stoppen und dem Schutz der Biodiversität mehr Platz einzuräumen. Anstatt diese Räume im Namen der Energieproduktion weiter zu zerstören, sollten wir uns endlich stärker für ihren Schutz einsetzen. «Eine biodiversitätsfreundliche Energiewende, weg von fossilen Energien, ist möglich. Wir haben genügend Potenzial für die Energieproduktion im bebauten und versiegelten Raum, auch im Berggebiet», sagt Maren Kern, Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz, «dafür müssen wir nicht noch die letzten, wilden Gebirgsflächen verbauen.»

Teilnehmende Organisationen:

  • Mountain Wilderness Schweiz
  • CIPRA International
  • CIPRA Schweiz
  • Stiftung Landschaftsschutz Schweiz
  • Aqua Viva
  • Grimselverein
  • Triftkomitee

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news-807 Mon, 27 Feb 2023 09:00:56 +0100 «Wireless Wilderness» – Wie eine wildnisverträgliche Energiewende gelingt /aktuell/detail/wireless-wilderness-wie-eine-wildnisvertraegliche-energiewende-gelingt/ Im Namen der Energiewende greifen Politiker:innen und Energiekonzerne in der Schweiz nach den letzten unerschlossenen Gebieten der Alpen. Im Film «Wireless Wilderness» zeigen wir, wie der Ausbau erneuerbarer Energien im Einklang mit der Natur gelingen kann. Der neue Film von Mountain Wilderness Schweiz ist ein Appell an uns alle, uns für Sonnenenergie im bebauten Gebiet und fürs Strom-Sparen einzusetzen. Im Film besuchen wir die Schauplätze von Klimawandel und Energiewende: Die Bergführerin Zoe Hart setzt sich für gemeinschaftsbasierte Stromproduktion auf Gebäuden ein, damit auch ihre Enkelkinder Gletscher erleben. Wenn die Gletscher verschwinden, entstehen Gletschervorfelder. Der Geologe Tobias Ibele ist fasziniert von diesem neuen Land, das durch mehrere Staudamm-Projekte bedroht ist. Im Kanton Wallis protestiert Maren Kern von Mountain Wilderness gegen «Gondosolar»; ein alpiner Solarpark, so gross wie 14 Fussballfelder. Dabei könnten wir den Strom mit Photovoltaik dort produzieren, wo wir ihn brauchen, wie Michael Casanova von Pro Natura aufzeigt.

>> Film jetzt ansehen <<

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news-804 Mon, 23 Jan 2023 09:18:02 +0100 Filme für die Berge geht in die zweite Runde! /aktuell/detail/filme-fuer-die-berge-geht-in-die-zweite-runde/ An drei Abenden erwarten dich packende Filme zu den Themen Mensch und Berg, Energie sowie Konsum. In den an die Filme anschliessenden Inputreferaten und Diskussionen gehen wir zentralen Fragen in unserem Umgang mit der Bergwelt auf die Spur. Drei Abende und drei packende Filme: Das diesjährige Filme für die Berge steht im Zeichen der Themen Mensch und Berg, Energie sowie Konsum. Nach den Filmen erörtern wir mittels Inputreferaten und in gemeinsamen Diskussionen spannende Fragen: Wie hat sich die Beziehung zwischen Mensch und Berg über die Jahrhunderte verändert? Warum stillen wir unseren Energiehunger in den Bergen? Und welche Rolle spielen Konsument:innen, Produzent:innen und Händler:innen bei nachhaltiger Bergsportausrüstung?

Diese und weitere Fragen diskutieren wir beispielsweise gemeinsam mit der bekannten Alpinistin und Bergführerin Caro North oder Christian Schneidermeier, dem CEO der Bergsportmarke Ortovox. Sichere dir jetzt deine Tickets – es lohnt sich!

>>Programm und Tickets<<

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news-802 Thu, 19 Jan 2023 13:15:59 +0100 Geschafft: Danke für eure Unterstützung bei unserem Crowdfunding! /aktuell/detail/geschafft-danke-fuer-eure-unterstuetzung-bei-unserem-crowdfunding/ Anfang Dezember haben wir ein Crowdfunding gestartet. Das Ziel: Unsere Geschäftsstelle bald mit 100% Solarstrom betreiben zu können. Dank zahlreichen Unterstützenden haben wir den Zielbetrag erreicht und sogar übertroffen. Mit eurer Hilfe ist unser Weihnachtswunsch wahr geworden: Bald dürfen wir unsere Geschäftsstelle mit 100% wildnisverträglichen Sonnenstrom von Berner Dächern betreiben. Die noch fehlenden 8 Quadratmeter Solarfläche auf Berner Hausdächern konnten wir diese Woche bei Sunraising einkaufen. Ganz besonders freut uns, dass der Zielbetrag des Crowdfundings sogar übertroffen wurde. Auch die zusätzlichen Gelder sind gut aufgehoben: Sie fliessen in unser Engagement für eine wildnisverträgliche Energiewende - das Klima, die Biodiversität und unsere Landschaft freuts!

Wir machen uns nun eifrig ans Versenden der Belohnungen, die alle Unterstützenden innerhalb der nächsten Wochen erhalten solltet. Ein nächstes Update folgt spätestens nach erfolgreicher Installation der Solaranlage. Ein herzliches Dankeschön an alle, die uns diesen Schritt ermöglicht haben!

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news-800 Mon, 19 Dec 2022 13:59:31 +0100 Umfrage zur Kartierung alpiner Freiräume in der Schweiz /aktuell/detail/umfrage-zur-kartierung-alpiner-freiraeume-in-der-schweiz/ Die Allianz für alpine Freiräume hat zusammen mit der ETH und der WSL ein Projekt zur Modellierung alpiner Freiräume in der Schweiz lanciert. Erster Teil in diesem mehrstufigen Prozess bildet eine Umfrage, wo nach eigener Interpretation und Wahrnehmung alpine Freiräume vorhanden sind. Der SAC, die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und Mountain Wilderness Schweiz bilden zusammen die Allianz für alpine Freiräume. Sie alle haben sich statuarisch dem Erhalt alpiner Freiräume verpflichtet. Zusammen mit der ETH Zürich und der WSL hat die Allianz nun ein Projekt zur Modellierung alpiner Freiräume in der Schweiz lanciert. Erster Teil in diesem mehrstufigen Prozess bildet eine Umfrage, wo nach eigener Interpretation und Wahrnehmung alpine Freiräume vorhanden sind.

Definition alpiner Freiräume

Alpine Freiräume sind für uns Räume in den Alpen und im Jura, die wenig erschlossen sowie frei von technischer, raumwirksamer Infrastruktur sind und sich durch ihre akustische und visuelle Ruhe, den naturnahen Charakter sowie die hohe Erholungsqualität auszeichnen. Im Gegensatz zu Wildnis ist in alpinen Freiräumen gegebenenfalls eine extensive Land-, Forst- und Jagdwirtschaft möglich.

Modellierung alpiner Freiräume in einem mehrstufigen Prozess

Um alpine Freiräume schützen zu können, muss man wissen, wo sie überhaupt liegen. Dazu hat die Allianz für alpine Freiäume sich mit der ETH Zürich (Professur Adrienne Grêt-Regamey) und der WSL (Professur Felix Kienast) zusammengeschlossen und ein Projekt zur Modellierung alpiner Freiräume in der Schweiz lanciert. Zentraler Schritt für die Kartierung bildet eine zweistufige Umfrage. Sie richtet sich in erster Linie an Fachpersonen und an Leute, die sich ausgezeichnet in den Alpen oder im Jura auskennen.

 

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news-799 Thu, 15 Dec 2022 12:02:35 +0100 Stellungnahme zum dringlichen Energiegesetz /aktuell/detail/stellungnahme-zum-dringlichen-energiegesetz/ Im September 2022 wurde ein dringliches Bundesgesetz für den raschen Ausbau von alpinen Freiflächen-Solaranlagen vom Parlament bewilligt. Mountain Wilderness Schweiz hat zur dazugehörigen Verordnung kritisch Stellung bezogen und Verbesserungsvorschläge eingereicht. Der Vorschlag des Bundesrats zur Umsetzung des dringlichen Bundesbeschlusses zu Photovoltaik Grossanlagen (Art. 71a EnG) würde zu vielen teuren, entlegenen und aufwändigen Anlagen führen. Aus der Perspektive von Mountain Wilderness Schweiz ist die Verordnung so anzupassen, dass Anlagen in bereits erschlossenen und vorbelasteten Gebieten priorisiert werden. Die Förderung solcher Anlagen ist landschaftsschonender, birgt weniger Konfliktpotenzial mit Raumplanungs- und Biodiversitätszielen und bedeutet geringere Kosten, weil teure Erschliessungen und Sicherungen wegfallen. Ausserdem sollen auch in mittleren Lagen nachgeführte Anlagen erstellt werden können, welche die vom Gesetz geforderte Winterstromproduktion aufweisen.

Grosse Unsicherheiten in Planung und Unterhalt

Bisher gibt es in der Schweiz und im Alpenraum keine Freiflächensolaranlagen in den vom Gesetz geforderten Dimensionen. Das führt zu beträchtlichen Unsicherheiten bei der Planung solcher Anlagen: Der effektive Stromertrag, insbesondere die Winterproduktion, diverse technische Fragen sowie die Auswirkungen auf die Biodiversität sind unbekannt. Ebenfalls bestehen Unklarheiten im Unterhalt der Anlagen: Wie findet dieser statt? Braucht es dazu gar Helikopterflüge? Aus unserer Sicht geht hiervon das grösste Störpotenzial für Mensch und Biodiversität gleichermassen aus.

Wichtige Anpassungen in Verordnung gefordert

Durch das befristete Bundesgesetz ist der zeitliche Druck für den Bau solcher Anlagen gross. Gleichzeitig liegen wenig bis keine Erfahrungswerte mit Anlagen im geforderten Grössenbereich vor. Damit es unter diesen Voraussetzungen nicht zu negativen Auswirkungen auf Landschaftsqualität und Biodiversität kommt, braucht es wichtige Anpassungen in der Verordnung. Unsere detaillierte Stellungnahme zur Verordnungsrevision und unsere Anträge lassen sich hier nachlesen.

Solaranlagen im alpinen Raum gehen auch anders

Wir haben nun die Chance, die Rolle der Schweiz als Pionierin von intelligenten alpinen Solaranlagen wieder zu erlangen. Diese hatte sie sich z.B. mit der 1989 gebauten Photovoltaikanlage an der Autobahn A13 zwischen Felsberg und Domat/Ems im Kanton Graubünden erworben. Es war die weltweit erste an einer Schallschutzwand installierte Photovoltaikanlage überhaupt.

Weiterführende Links

Stellungnahme und Anträge zur Verordnungsrevision von Mountain Wilderness Schweiz

Unser Positionspapier für eine wildnisverträgliche Energiewende

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news-798 Mon, 12 Dec 2022 12:39:20 +0100 Workshop Alpine Wertelandschaften und Energieinfrastrukturen /aktuell/detail/workshop-alpine-wertelandschaften-und-energieinfrastrukturen/ Was sind Werte von alpinen Landschaften, die wir nicht in Geld oder TWh ausdrücken können? Oder müssen wir von Bedeutungen sprechen? Solche und ähnliche Fragen wurden am Workshop vom 21. November an der Uni Basel aufgeworfen und diskutiert. Bisher weitgehend unerschlossene Berggebiete befinden sich im Fokus des Infrastrukturausbaus für die Energie­wende. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit sind alpine Frei­räume kaum im öffentlichen Bewusstsein präsent. Im Kontext der Energiewende werden ebendiese Freiräume zu nutzbaren Ressourcen – mit potenziell gravierenden Auswirkungen für alpine Landschaften.

Die Organisatoren des Workshops, der Schweizer Alpen-Club SAC, die Stiftung Landschaftsschutz und Mountain Wilderness Schweiz («Allianz für Alpine Freiräume»), sind statutarisch dem Erhalt der alpinen Freiräume verpflichtet. Im Rahmen dieses inter- und transdisziplinären Workshops an der Universität Basel haben sich verschiedene Akteure aus den Sozialwissenschaften und dem Umweltschutz mit der Frage beschäftigt, was unter Wertelandschaften zu verstehen ist und wie sich daraus Argumente für den Erhalt alpiner Freiräume ableiten lassen.

Perspektiven

Kaspar Schuler erinnert daran, dass die Alpen neben Heimat für 14 Mio Menschen ein Hort der Biodiversität und ein durch die Klimakrise massiven Veränderungen ausgesetzter Raum sind. Er legt dar, worauf es gemäss seinen Erfahrungen ankommt, damit die Energiewende landschaftsverträglich erfolgt. So konnte er mit einer kleinen Gruppe in den 80er-Jahren den Bau von Wasserkraftwerken in wilden, abgelegenen Bündner Tälern stoppen. Er hebt insbesondere das Handeln am Ort selbst hervor, was Erkenntnisse fördert und Betroffenheit weckt. Ausserdem relevant seien die Kraft diverser symbolischer Aktionen, welche das Anliegen immer wieder neu aufzeigen, das Mobilisieren von Gleichgesinnten und die Gesprächsbereitschaft, wenn Projekte trotzdem realisiert werden.

Präsentation Kaspar Schuler

Sabine Eggmanns Vortrag bringt die kulturhistorische Perspektive zum Thema ein, bei der nicht die Geschichte, sondern die «Geschichten» der Stauseen in der Schweiz im Vordergrund stehen. Am Beispiel der Geschichte(n) verschiedener Akteure (den Behörden, Ingenieur:innen, Naturschützer:innen, Anwohner:innen, Arbeiter:innen, Tourist:innen) zeigt sie deren unterschiedliche Wahrnehmungen und Vorstellungen einer sich im Zuge des Infrastrukturausbaus verändernden Landschaft. Die Beispiele stehen sinnbildlich für die Pluralität und Ambivalenz moderner Zusammenhänge und deren Verflechtungen in sich transformierenden alpinen Landschaften.

Präsentation Sabine Eggmann

Norman Backhaus präsentiert in seinem Vortrag den Begriff der Wertelandschaft aus konzeptueller Perspektive. Im Sinne einer Einführung unterscheidet er die generisch verschiedenen Typen von Landschaftswerten (instrumentelle, intrinsische und relationale Werte), Landschaftsleistungen (z.b. Identifikation, Wohlbefinden, Ästhetischer Genuss etc.) und Dimensionen der Landschaftswahrnehmung (z.b. sinnlich, ökonomisch, politisch etc.). Er zeigt damit die Vielfältigkeit, in der Landschaften oder Landschaftselemente bedeutsam sein können. Landschaften verankern als Solche subjektive Bewertungen und Wahrnehmungen, sind Gegenstand alltäglicher Aushandlungen und somit fluider Bedeutungszuschreibung. Welche Werte zählen, hängt ab von den tragenden Machtstrukturen, den Rechtfertigungen, die hinter den transformativen Prozessen stehen und dem Gerechtigkeitsempfinden.

Präsentation Norman Backhaus

Kurzinputs

Boris Salak: Wo wollen wir Energielandschaften und wo nicht?

Gian-Luca Kämpfen: Die Gletscher und ihr Vermächtnis: atmosphärische Qualitäten der Landschaft am Beispiel der neu entstehenden Gletschervorfelder und Gletscherseen in den Alpen

Marco Pütz: <<Input>>

Eike von Lindern: Umweltpsychologische Impulse

Philippe Wäger: Perspektive der "Allianz für alpine Freiräume"

Synthesen

Maren Kern und Philippe Wäger: Für die weitere Arbeit der «Allianz für Alpine Freiräume» haben sich folgende Reflexionsfelder aufgetan:

  • Verwendung von Begriffen: Aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive ist das Wort «Freiräume» im Zusammenhang mit «Schutz» zu hinterfragen, weil es «Brachliegen» und damit «Verschwendung eines Potenzials» impliziert. Das könnte zu stark ein Begehren für die Nutzung, z.B. für Energieinfrastruktur, hervorrufen.
  • Welt des Stroms: Wir können uns der Nachfrage nach Strom und z.B. dem Ausbau von Freiflächen-Photovoltaik nicht verschliessen. Vielmehr müssen wir Expert:innen werden in smarter Stromproduktion an geeigneten Standorten. Dabei ist es immer wieder wichtig einzubringen, dass der Ausbau nicht die einzige Option ist: Es geht auch um das Spüren und Aufzeigen unserer Grenzen und wie wir die vorhandene Energie bescheiden und effizient einsetzen. Wir müssen ausserdem bei den Machtstrukturen ansetzen, welche bestimmen, wie wir aktuell Strom produzieren. Denn, wie die repräsentative Studie der WSL im Rahmen des Projekt Energyscape aufzeigt, will die Bevölkerung grundsätzlich keine Energieinfrastruktur in alpinen Freiräumen.
  • Alternative Narrative stärken: Für den Erhalt der bisher weitgehend infrastukturfreien alpinen Landschaften müssen wir starke Geschichten, z.B. unter Einbezug von Akteur:innen des Alltags vor Ort, aufspüren. Denn diese Orte sind nicht austauschbar.

Rony Emmenegger: Im Sinne einer Synthese des Workshops lassen sich die folgenden Grundpfeiler für eine sozialwissenschaftlich inspirierte Landschaftsforschung zu alpinen Energieinfrastrukturen identifizieren:

  • Deskriptive Landschaftsforschung: Im Sinne einer Diagnose werden unterschiedliche Bedeutungen und Bewertungen von Landschaften und Landschaftselementen erfasst. In interdisziplinärer Manier stehen die subjektiven, emotionalen und ästhetischen Dimensionen im Vordergrund und werden als Wahrnehmungen oder Alltagspraktiken in vernetzten Landschaften erfasst. Im Sinne der klassischen «Akzeptanz»-Forschung kann auf dieser Grundlage die Frage der Wünschbarkeit oder Machbarkeit von alpinen Energieinfrastrukturprojekten im Vordergrund stehen.
  • Politische Landschaftsforschung: Im Sinne einer Analyse der «Werte» Politik stehen hier die gesellschaftspolitischen Aushandlungsprozesse im Vordergrund. Die Bewertung von alpinen Landschaften wird nicht primär als lokales, sondern als «multi-skalares» Phänomen verstanden – was erlaubt, die aktuell prominente Einbindung von alpinen Landschaften in lokalen, nationalen und globalen Debatten um die Energiewende und den Klimawandel, bzw. deren Verankerung in der Landschaft zu begreifen. Im Sinne einer Analyse von «Politischen Landschaften» gilt es zu fragen, welche Landschaftsbewertung sich durchsetzt und welche nicht, und welche Machtstrukturen sich entsprechend in Landschaft konsolidieren und diese transformieren.
  • Aktivistische Landschaftsforschung: Ausgangspunkt für eine eher aktivistisch Ausrichtung ist die Einsicht, dass sozialwissenschaftliche Forschung, über das Schaffen von Wissen über alpine Landschaften, selber Teil einer «Werte» Politik ist. Dies legt die kritische Reflexion über die Wissensproduktion in Wissenschaft und Gesellschaft nahe, u.a. über deren institutionelle Einbettung und deren Wirkungsmacht. Zugleich eröffnet sich hier politischer Raum für transdisziplinäre Zusammenarbeit zwecks der «Ko-produktion» oder «Ko-kreation» von Wissen, Visionen und Strategien im Umgang mit gesellschaftlichen Problemstellungen in sich transformierenden alpinen Landschaften.

Weiterführende Links:

Programm Workshop vom 21. November 2022

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news-795 Thu, 08 Dec 2022 12:44:33 +0100 100% Solarstrom: Unterstütze unser Crowdfunding! /aktuell/detail/100-solarstrom-unterstuetze-unser-crowdfunding/ Ab 2023 wollen wir unsere Geschäftsstelle in Bern mit 100% wildnisverträglichen Solarstrom von Berner Dächern betreiben. Unterstütze unser Crowdfunding und hilf mit, dass wir dieses Ziel erreichen! Darum geht es

Fürs neue Jahr wünschen wir uns 100% Solarstrom für unsere Geschäftsstelle in Bern! Aktuell wird bereits 30% unseres Strombedarfs durch Sonnenstrom von Berner Dächern gedeckt. Um beim Berner Solardachanbieter «Sunraising» genügend Fläche für eine hundertprozentige Deckung mit Solarstrom einzukaufen, fehlen uns aktuell noch 3650 CHF. Indem du unser Crowdfunding unterstützt, schenkst du uns 100% wildnisverträglichen Solarstrom. Danke!

Darum solltest du uns unterstützen

Wenn es nach uns geht, gehört Solarenergie dringend ausgebaut - und zwar im bereits bebauten Gebiet. In der aktuellen Diskussion um den Ausbau von Solarenergie geraten zunehmend unberührte Gebiete in den Fokus. Das ist für uns ein absolutes No-Go! Bevor wir unsere letzten wilden Freiräume der Stromproduktion opfern, soll das Potenzial in bereits bebautem Gebiet ausgeschöpft werden. In erster Linie auf Dachflächen in Städten, aber auch im alpinen Raum entlang von Skigebieten, Staumauern oder stark befahrenen Passstrassen. Also an diesen Orten, wo der Strom auch verbraucht wird und der Mensch bereits einen starken Einfluss hat. Als Organisation wollen wir mit einem guten Beispiel vorangehen und unseren eigenen Strom dort produzieren, wo er auch verbraucht wird. In unserem Fall in der Stadt Bern. Als kleine NGO finanzieren wir uns durch die Beiträge unserer Mitglieder und Spendenden. Mit deiner Spende unterstützt du unsere Arbeit und machst erst noch etwas Gutes fürs Klima (Ausbau Solarenergie) und unsere Biodiversität (Erhalt wilder Freiräume).

>> Crowdfunding jetzt unterstützen <<

Weiterführende Links:

Unser Positionspapier für eine wildnisverträgliche Energiewende

Unser Berner Solardachanbieter Sunraising

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news-793 Thu, 08 Dec 2022 12:19:25 +0100 Gewinnerin gekürt: Jetzt Weihnachtskarten bestellen! /aktuell/detail/gewinnerin-gekuert-jetzt-weihnachtskarten-bestellen/ Die Gewinnerin des Weihnachtskarten-Wettbewerbs wurde gekürt: Von allen tollen Einsendungen besonders gefallen hat uns der Siebdruck des Daubenhorns bei Leukerbad (VS) von Nathaline Château-Basler. Gewinnerin gekürt

Letzen Monat haben wir unsere Community dazu aufgefordert, uns ihre winterlichen Lieblingssujets zu schicken. Zahlreiche tolle Fotos, Zeichnungen, Collagen und Malereien haben uns daraufhin erreicht – herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben! Die Auswahl ist uns alles andere als leicht gefallen. Schlussendlich doch besonders gut gefallen hat uns der Siebdruck des Daubenhorns bei Leukerbad (VS) von Nathaline Château-Basler. Herzliche Gratulation an Nathaline für dieses tolle Kunstwerk!

Jetzt Karten bestellen (leider alle Karten ausverkauft :))

Den wunderschönen Druck kannst du jetzt in Form einer A5-Postkarte bei uns gegen einen freiwilligen Spendenbetrag bestellen. Möglich sind Bestellungen von 5, 10, 15 oder 20 Karten. Wir wünsche dir viel Freude beim Verschicken deiner Weihnachtsgrüsse!

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news-785 Wed, 30 Nov 2022 17:10:00 +0100 Gut für die Umwelt ist gut fürs Portemonnaie /aktuell/detail/gut-fuer-die-umwelt-ist-gut-fuers-portemonnaie/ Seit der Corona-Pandemie boomt Bergsport wie noch nie. Viele entdecken die Berge neu für sich, die Materialschlacht ist vorprogrammiert. Auch wenn bereits viele Produkte nachhaltiger produziert werden, bei der Herstellung entstehen die grössten Emissionen. Deshalb: wiederverwenden statt neu kaufen. Zu Besuch am Alpin-Flohmi in Bern

Gespanntes Warten in der langen Schlange, die bis zu den nächsten Häusern reicht. Wir befinden uns vor dem Eventlokal «Heitere Fahne» in Bern, heute Abend findet hier einer der beliebten Alpin-Flohmis statt. Mitglieder von Mountain Wilderness haben bereits um 17.45 exklusiven Einlass und sichern sich heiss begehrte und seltene Stücke. Dann geht das Gedränge los. Samuel ist zum ersten Mal hier, pünktlich um 18.30 stellt er sich ans Ende der Schlange. Er sucht nach Bergschuhen, Trailrunning-Stöcken und Rucksack. «Und Kletterzeug, das kann man immer brauchen», meint er mit einem Schmunzeln. Dreiviertel Stunden dauert es, bis er an der Reihe ist und eingelassen wird, so gross ist der Andrang.

Die Verkaufenden sind schon etwas länger auf den Beinen: Seit 17 Uhr richten sie ihren Stand ein. Sie zahlen einen kleinen Unkostenbeitrag an die Raummiete und Organisation. Salome teilt sich ihren Stand mit zwei Freundinnen, jede hat einen Meter. «Wir verkaufen Dinge, die wir nicht mehr so oft benutzen, vor allem Kleidung». Die Stücke werden hübsch drapiert und präsentiert. Man linst etwas zum Nachbar-Stand: Was wird da geboten? Passen die Preise? Im Angebot ist von praktischen Winterjacken, über Skier, Bergschuhe und Kletterfinken fast alles zu finden, was das bergsportbegeisterte Herz begehrt.

Neben zahlreichen privaten Verkaufenden ist auch Second Peak aus Zürich, der erste secondhand Outdoorshop der Schweiz, mit ausgewählten Stücken vertreten. Ebenfalls vor Ort ist das Schweizer Label Rotauf. Es verkauft sogenannte Bastarde: Produkte mit kleinem Produktionsfehler oder Probe-Modelle, aus denen nie eine ganze Kollektion geworden ist. Ins Leben gerufen wurden die Alpin-Flohmis von Mountain Wilderness in Zusammenarbeit mit der NGO Public Eye.

Secondhand liegt im Trend

Gebraucht kaufen liegt im Trend, auch im Bergsport: Den ersten Alpin-Flohmi 2019 haben mehr als 1’000 Leute besucht. Seither haben trotz Corona acht Austragungen stattgefunden, dieses Jahr in Basel, St. Gallen, Zürich und Bern. Für 2023 sind bereits weitere geplant, der Alpin-Flohmi soll zudem erstmals in der französischen Schweiz stattfinden. «Der Flohmi war einmal mehr ein voller Erfolg», resümiert Juna Fink von Mountain Wilderness. «Die Nachfrage nach gebrauchten Bergsportartikeln ist ungebrochen». Wer gebraucht kauft, schont die Umwelt und spart Geld. Auch hier gilt einmal mehr: Weniger ist mehr.

Die Stimmung ist entspannt und familiär. Im gemütlichen Raum mit viel Holz in der «Heitere Fahne» wird der Flohmi zu einer Tauschparty unter Freunden. Viele schlendern mit einem Stück Pizza in der Hand von Stand zu Stand. Es wird rege verhandelt; diskutiert über die guten Stücke oder über die Touren, die diese Skischuhe in ihrem zweiten Leben noch absolvieren werden. Salome hat absichtlich keine Preisschilder angebracht. «Das Feilschen macht Spass, man findet sich immer», erzählt sie. Sie schätzt die gemütliche Atmosphäre. «Cool, dass so ein Event nach der Pandemie wieder stattfinden darf!».

Das zweite Leben lohnt sich

Viele der Stücke sehen aus wie neu, manches hat ein paar Gebrauchsspuren. Sie erzählen Geschichten von den Abenteuern, die sie mit ihren Besitzerinnen und Besitzern in den Bergen erlebt haben. Etwas haben alle Kleidungsstücke oder Ausrüstungsteile gemeinsam: Sie freuen sich auf ein zweites Leben. Eines, das sich lohnt: Der Kauf eines Zeltes oder eines Schlafsacks aus zweiter Hand spart 78 kg CO2, der eines Faserpelzes 18 kg CO2, die sonst bei der Herstellung von Neuware anfallen. Das ist zusammengerechnet mehr als die Hälfte der Emissionen eines Fluges von Zürich nach Berlin (167 kg CO2 pro Passagier). Umso nachdenklicher stimmt die Tatsache, dass viele der angebotenen Stücke fast oder sogar ganz neu sind. In der Euphorie für ein neues Hobby wird grosszügig eingekauft, die Freizeit für den Bergsport fehlt dann aber doch, Trends ändern sich. Die guten Stücke liegen vergessen im Schrank. Besonders fatal: Zahlreiche Ausrüstungsgegenstände gibt es (noch) nicht aus fairer und umweltschonender Produktion. Solche Produkte möglichst lange zu verwenden ist deshalb besonders wertvoll für die Umwelt.

Samuel ist fündig geworden. Trailrunning-Schuhe sind es schliesslich geworden, sein Kollege hat einen Skitourenrucksack ergattert. «Die Trailrunners sind fast neu, passen perfekt und haben nur 40 Franken gekostet!», meint er strahlend. «Nächstes Mal bin ich auf jeden Fall früher da!», erklärt er entschieden. Etwa eines der fünf Exemplare des begehrten, aber vergriffenen SAC-Skitourenführers «Berner Alpen West» hätte er gerne gehabt – doch die waren alle schon verkauft.

Übriggebliebenes erwärmt die Herzen

Gegen halb neun liegt schon etwas Aufbruchsstimmung in der Luft, der grösste Rummel ist vorbei. Die Verkaufenden stossen auf den erfolgreichen Abend an: Viele Tische sind fast leer. Manche der Besuchenden sitzen bereits draussen am Feuer bei einem Bier zusammen. Und dann kommt nochmals ein Highlight: Aktive der Flüchtlingshilfe besuchen den Flohmi und starten einen Spendenaufruf für warme Schlafsäcke, Zelte und Kleidung, die sie an der polnisch-belarussischen Grenze an Flüchtende verteilen. Viele Verkaufende spenden spontan ihre restlichen unverkauften Sachen, auch Salome und ihre Freundinnen. So kommt eine ganze Wagenladung zusammen, fünf prall gefüllte Rucksäcke mit Wanderschuhen, dicken Handschuhen, Mützen, warmen Schlafsäcken, Jacken und Mätteli für den kalten Winter. Damit wärmen auch die letzten Stücke Hände, Füsse und Herzen.

Flohmi verpasst?

  1. Organisiere deinen eigenen Alpin-Flohmi: Hast du den Flohmarkt in Bern verpasst und/oder möchtest einen Alpin-Flohmi in deiner Stadt organisieren? Mountain Wilderness Schweiz unterstützt dich dabei, indem wir dir ein Toolkit zur einfachen Umsetzung zur Verfügung stellen. Mehr Informationen zu unseren Alpin-Flohmis findest du hier.

  2. Hilf mit beim nächsten Event: Helfende Hände können wir immer gebrauchen. Hast du Lust, uns bei einem der Anlässe als Freiwillige*r zu unterstützen? Dann melde dich bei uns unter: info(at)mountainwilderness.ch. Wir freuen uns auf dich!

  3. Für die Zeit zwischen den Flohmis:  Second Peak in Zürich verkauft das ganze Jahr über secondhand Bergsportkleidung. Als Mitglied von Mountain Wilderness Schweiz profitierst du von 15 % Rabatt beim Kauf und 40 % Mehrwert beim Verkauf. Einen Besuch wert ist auch der ROTAUF Bastard Shop. Dort findest du exklusive Einzelstücke und Restbestände von Outdoorbekleidung aus 100 % Schweizer Produktion.

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news-792 Fri, 18 Nov 2022 16:18:14 +0100 Erfolgreicher Test: Der Wildnis-Trail Kandersteg ist auf gutem Weg /aktuell/detail/erfolgreicher-test-der-wildnis-trail-kandersteg-ist-auf-gutem-weg/ Der Naturerlebnispfad «Wildnis-Trail Kandersteg» funktioniert! Dies hat ein Testlauf mit drei Familien am 12. November gezeigt. Wir werden den Trail nun weiter verfeinern, damit wir ihn im Frühsommer 2023 eröffnen können. Erkenntnis beim Testlauf des Wildnis-Trails am 12. November: «Das dort drüben ist sicher nicht Wildnis, dort haben sie gemucknet!», ruft der siebenjährige Kandersteger (Anm. d. R. «mucknen» ist das Arbeiten mit dem legendären Bagger «Menzi Muck»). Genau solche Gedankengänge wollen wir mit dem Wildnis-Trail Kandersteg auslösen. Kinder befassen sich mit ihrer Umgebung, lernen Wildnis kennen und sie unterscheiden von genutzter, menschlich geprägter Natur. Wir entwickeln den Wildnis-Trail Kandersteg zusammen mit der Stiftung UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch. Er ist ein Projekt entstanden aus dem Wildnis-Dialog mit Kandersteg, mit dem Ziel, die Wertschätzung für Wildnis zu erhöhen.

Um herauszufinden, wie der Wildnis-Trail bei Familien mit Kindern im Primarschulalter ankommt – für sie entwickeln wir den Naturerlebnispfad – haben wir ihn diesen Samstag, 12. November, mit ihnen zusammen zum ersten Mal draussen getestet. Zwei Familien aus Kandersteg, eine Familie sowie eine Einzelperson aus Zürich sind gekommen. Die Kinder waren zwischen vier und elf Jahre alt.

Digital und analog

Eine Anwendung im Browser ihrer Smartphones hat die Testenden durch das Gebiet «Uf der Höh» gleich westlich vom Bahnhof geführt. Hier haben wir den Wildnis-Trail geplant. Sie haben gelernt, was Wildnis überhaupt ist, Mandalas aus Naturmaterialien gemacht und gespürt, wie sich der Untergrund anfühlt, wenn wir ganz leise und achtsam darüber gehen.

Wir planen den aktuell neun Posten umfassenden Wildnis-Trail ohne zusätzliche Infrastruktur. Einzig ein paar Plättchen mit QR-Codes werden voraussichtlich an bestehender Infrastruktur durch den Trail führen. Ergänzend zur digitalen Variante wird es auch ein gedrucktes Büchlein mit Route und Aufgaben geben. Damit kommen auch Leute in den Genuss des Wildnis-Trails, die kein Smartphone haben oder dieses in der Natur nicht anwenden möchten.

«Werde erzählen, wie schön es gewesen ist»

Wie hat es den Kindern gefallen? Ein siebenjähriges Mädchen war während des Testlaufs etwas kritisch. Sie sei nicht so fit, weshalb sie es anstrengend fände. Ihr Fazit am Schluss ganz anders: «Ich werde in der Schule erzählen, wie schön es gewesen ist.» Insgesamt waren die Rückmeldungen positiv. Wir werden diese sammeln und einbauen. Ziel ist es, dass wir den Wildnis-Trail Frühsommer 2023 eröffnen können.

Weiterführende Links

Zur Wildnis Ideenschmiede

www.jungfraualetsch.ch

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news-790 Wed, 16 Nov 2022 13:09:46 +0100 Gerichtsfall gegen alpines Skirennen in Jagdbanngebiet gewonnen /aktuell/detail/gerichtsfall-gegen-alpines-skirennen-in-jagdbanngebiet-gewonnen/ Die Strecke der Trophée du St-Bernard führte bislang durch ein Jagdbanngebiet. Nun wurde die eingereichte Beschwerde von Mountain Wilderness und anderen Umweltorganisationen vom Walliser Kantonsgericht gutgeheissen. Ein Sieg für den Schutz des eidgenössischen Jagdbanngebiets Combe de l'A

Das Walliser Kantonsgericht heisst eine Beschwerde von Mountain Wilderness, Pro Natura und dem WWF gut. Sie richtete sich gegen die Durchführung eines alpinen Skirennens, der Trophée du St-Bernard, im geschützten Gebiet der Combe de l'A. Das von den Organisatoren eingereichte Dossier ist nicht ausreichend um zu garantieren, dass es während der Vorbereitung und der Durchführung des Rennens keine Konflikte mit der Tierwelt im geschützen Gebiet gibt. Dieses Urteil vom 31. Oktober 2022 ist eine wichtige Entscheidung: Sie erinnert daran, dass die eidgenössischen Jagdbanngebiete Wildschutzgebiete sind, die unbedingt von Störungen verschont bleiben müssen.

Im Februar 2020 reichten wir zusammen mit dem WWF und Pro Natura beim Staatsrat Beschwerde ein gegen seinen Entscheid, der die Durchführung eines alpinen Skirennens, der Trophée du St-Bernard, im eidgenössischen Jagdbanngebiet "Val Ferret-Combe de l'A". Die Organisationen erinnerten daran, dass der Zweck dieser Gebiete der Schutz der Tiere vor Störungen ist. Insbesondere ist es verboten, abseits der markierten Routen Ski zu fahren und Drohnen einzusetzen. Ebenfalls zentraler Bestandteil der Beschwerde war die Auslösung von Sprengungen gegen Lawinen im Herzen des Schutzgebietes. Der Walliser Staatsrat hingegen war der Ansicht, dass das Rennen mit seinen mehr als 380 Teilnehmenden in der Durchführung und auch während der Vorbereitungen keine schädlichen Auswirkungen auf die Biotope und die Tierwelt hätten und daher die Schutzziele der eidgenössichen Jadgbanngebiete nicht gefährdeten. Das Organisationskomitee der Trophée du St-Bernard hatte deshalb angekündigt, dass Rennen alle zwei Jahre durchzuführen.

Walliser Kantonsgericht gibt Umweltorganisationen Recht

Das Walliser Kantonsgericht gab der Beschwerde der Umweltorganisationen jedoch Recht: Die Veranstaltung verursache Störungen mit erheblichen Auswirkungen auf die Tierwelt. So verlaufen die Rennstrecken teils durch nicht markierte Bereiche, die eigentlich von menschlicher Anwesenheit verschont bleiben müssten. Zudem führten die notwendigen Vorbereitungen in den Wochen vor dem Rennen zu einer intensiven und schädlichen Nutzung des Geländes. Dies während einer Jahreszeit, in der die Tiere am meisten Ruhe benötigen. Somit verstosse die Trophée du St-Bernard gegen die Verordnung über die eidgenössischen Jagdbanngebiete. Das Kantonsgericht schloss sich der Meinung der Umweltorganisationen an, indem es feststellte, dass "es vermieden werden sollte, das Freizeitangebot in einem geschützten Gebiet zu erhöhen, um die letzten Rückzugsmöglichkeiten für die Tierwelt so weit wie möglich zu erhalten". Zusammen mit dem WWF und Pro Natura zeigen wir uns sehr zufrieden mit diesem Urteil und erinnern daran, dass die Alpen bereits zahlreiche Möglichkeiten für Sport- und Freizeitaktivitäten in nicht geschützten Gebieten bieten. Auch wenn wir bedauern, dass die Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte, so begrüssen wir doch den Entscheid der Veranstaltenden, die Strecke zukünftig nicht mehr durch das Jagdbanngebiet verlaufen zu lassen.

Zur Medienmitteilung (auf französisch)

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news-788 Wed, 09 Nov 2022 10:50:28 +0100 Wettbewerb: Winter, Wildnis, Weihnachtskarte! /aktuell/detail/wettbewerb-winter-wildnis-weihnachtskarte/ Wir suchen das passende Sujet für unsere diesjährige Weihnachtskarte. Dieses Jahr interessieren uns ganz besonders die Bilder unserer Community: Schicke uns dein winterliches Lieblingssujet! Wir suchen das passende Sujet für unsere diesjährige Weihnachtskarte. Dieses Jahr interessieren uns ganz besonders die Bilder unserer Community: Mach mit und schicke uns bis am Sonntag, 27. November dein winterliches Lieblingssujet. Deine Einsendung kann ein Foto, eine Malerei, eine Collage, eine Grafik oder ähnliches sein und muss mindestens das Format A5 haben. Das tollste Sujet kommt auf unsere diesjährige Karte, die ab Anfang Dezember gegen eine freiwillige Spende bei uns bestellt werden kann. Zudem: Unter den Mitmachenden verlosen wir ein Mountain Wilderness T-Shirt. Die Shirts wurden in Zusammenarbeit mit unserem Bergsportpartner ROTAUF entworfen und sind zu 100% in der Schweiz gestrickt, gefärbt, genäht und bedruckt.

Jetzt mitmachen und Sujet einsenden

 

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news-784 Tue, 01 Nov 2022 18:12:41 +0100 Alpin-Flohmi Bern: Schlange stehen für einen nachhaltigeren Bergsport /aktuell/detail/alpin-flohmi-bern-schlange-stehen-fuer-einen-nachhaltigeren-bergsport/ Am 26. Oktober fand in Bern der bereits vierte Alpin-Flohmi dieses Jahres statt. Zu Gast in der «Heitere Fahne» zog der Abend mit 70 ausverkauften Tischmetern einmal mehr viele Bergsportbegeisterte an. Die Ruhe vor dem Sturm

Eine Mitgliedschaft bei Mountan Wilderness hat sich an diesem Alpin-Flohmi ganz besonders gelohnt. Erstmals wurde Mitgliedern verfrühter Eintritt zu den attraktiven Ständen gewährt - eine tolle Gelegenheit sich in aller Ruhe umzusehen und nach passenden Stücken Ausschau zu halten.

Genug für Alle da

Nicht die Zertifikatskontrolle, sondern der hohe Ansturm führte dazu, dass beim Einlass regelmässig Pausen eingelegt werden mussten. Bei ausgelassener Stimmung kamen die Besuchenden jedoch schnell ins Gespräch und auf dem Heimweg mit gut erhaltener Ausrüstung bepackt, hat sich die aufgebrachte Geduld für viele ausbezahlt.

In freudiger Erwartung

Die grosse Beliebtheit des Anlasses hat einmal mehr gezeigt: Die Nachfrage nach seconhand Ware im Bergsport ist ungebrochen. Fürs 2023 sind Alpin-Flohmis für St. Gallen (04. Mai), Basel, Zürich und Bern in Planung. So freuen wir uns, zusammen mit tollen Lokalpartnern, wieder vielen Ausrüstungsgegenständen ein zweites Leben zu schenken und so den Ressourcenschutz und die Nachhaltigkeit im Bergsport voranzutreiben.

Weiterführende Links

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Zeitungsbericht zum ersten Alpin-Flohmi in St. Gallen

 

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news-779 Wed, 21 Sep 2022 11:43:06 +0200 Vernehmlassungsantwort zur Richtplananpassung Grimsel-Trift /aktuell/detail/vernehmlassungsantwort-zur-richtplananpassung-grimsel-trift/ Am Trift-Gletscher ist ein neues Kraftwerk zur Energiegewinnung geplant. Wir erachten den durch den Neubau des Speicherkraftwerks Trift notwendigen Eingriff in die wilde, dynamische Gebirgslandschaft als nicht vertretbar und haben uns deshalb an der Vernehmlassung beteiligt. Mountain Wilderness Schweiz lehnt das Projekt für das neue Speicherkraftwerk Trift aus drei zentralen Gründen ab. Mit der Teilnahme an der Vernehmlassung zur geplanten Anpassung des kantonalen Richtplans haben wir unsere Argumente eingebracht.

Gebiete mit hoher Wildnisqualität schützen

Erstens ist der Standort Trift ein Gebiet mit hoher Wildnisqualität. Das heisst, er zeichnet sich durch eine hohe Natürlichkeit, grosse Abgeschiedenheit, grosse Rauheit der Topographie sowie wenige menschliche Einflüsse aus. Das Vorhaben für den Bau des Kraftwerkes würde ein Gletschervorfeld zerstören, das sich durch eine einzigartige Vielfalt an Strukturen und dynamischen Prozessen auszeichnet (Wasserfall, Seitenbäche, Schwemmebene). Zudem würde das gesamte aquatische System massiv beeinträchtigt. Durch die Gletscherschmelze entstand im Trift-Gebiet ein relevanter naturschutzfachlicher Wertzuwachs. Dadurch besteht ein stark erhöhter Schutzbedarf.

Wertvolles Gewässer und Rückzugsräume für Biodiversität erhalten

Zweitens weisen die bestehenden landschaftlichen und gewässerökologischen Untersuchungen am Triftwasser und seiner Umgebung oberhalb der Fassung Untere Trift alle darauf hin, dass das Gewässer als einmalig einzustufen und wegen seiner aussergewöhnlichen gewässermorphologischen Ausprägung schützenswert ist. Es handelt sich um eine der letzten noch intakten Gletscherbachsukzessionen mit engen, wilden Schluchten, tosenden Wasserfällen und mäandrierenden Flachstrecken. Mit dem Rückweichen des Gletschers bilden sich nun neue Kaskaden und geologisch bedingte Schluchtstrecken, die das Bild ergänzen. 

Neubau nur als letzte Möglichkeit

Drittens ist der Erhalt des gesamten Landschaftssystems mit Gletscher, Gebirgsbach und Umfeld auch wichtig aus wissenschaftlicher Sicht und könnte in Zukunft als wertvolles Archiv im Zusammenhang mit dem Klimawandel dienen. Der Neubau in wilden Gebirgslandschaften ist für uns insbesondere unangemessen, solange keine starken politischen Signale und wirksamen Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs umgesetzt sind. Mehr dazu in unserem Positionspapier zur wildnisverträglichen Energiewende.

Zur Vernehmlassungsantwort

 

 

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news-778 Thu, 15 Sep 2022 17:42:35 +0200 Schiessen wir kein Eigentor – kein Freipass für die Industrialisierung alpiner Freiräume /aktuell/detail/schiessen-wir-kein-eigentor-kein-freipass-fuer-die-industrialisierung-alpiner-freiraeume/ Der Ständerat hat heute eine Gesetzesvorlage zum Bau alpiner Freiflächen-Photovoltaikanlagen durchgewinkt, welche unsere letzten unberührten Freiräume nach dem Prinzip «first come, first served» verscherbelt. Wir haben vor dem Bundeshaus demonstriert. Die Schweiz steht kurz davor, ein gewaltiges Eigentor zu schiessen und ihre letzten alpinen Freiräume überstürzt für die Stromproduktion preiszugeben. Heute hat der Ständerat mit dem «Gesetz über dringliche Massnahmen zur kurzfristigen Bereitstellung einer sicheren Stromversorgung im Winter» ein dringliches Bundesgesetz vorgelegt, welches weitreichende Deregulierungen des Erhalts der Natur und der menschlichen Lebensgrundlagen enthält. Gemäss der aktuellen Vorlage könnten Solarkraftwerke ab 10 GWh Jahresproduktion ohne Umweltverträglichkeitsprüfung oder Planungspflicht gebaut werden – sogar in Naturschutzgebieten. Jedes Maiensäss hätte mehr Auflagen als ein riesiges Solarkraftwerk in der Grösse von sieben Fussballfeldern oder mehr. Faktisch ist dies ein Freipass zur Industrialisierung unserer Alpen. Mit einem Goal und einem Fussball ausgerüstet marschierten wir heute Mittag auf den Bundesplatz und demonstrierten gegen die Vorlage. Mit scharfen Schüssen auf eine alpine Berglandschaft wurde gezeigt: Wenn das Gesetz in seiner jetzigen Form auch vom Nationalrat angenommen wird, schiessen wir ein Eigengoal. Die gefürchtete akute Strommangellage darf nicht dazu führen, dass wir die letzten unverbauten Räume opfern und die Prinzipien unseres Rechtsstaates über Bord werfen. Wir brauchen alpine Freiräume. Sie sind wichtige Lebens- und Erfahrungsräume für Natur und Mensch. Wir finden: Alpine Photovoltaik hat ein riesiges Potenzial für die Winterstromproduktion. Ökologisch und ökonomisch macht sie jedoch nur dort Sinn, wo schon gebaut und erschlossen ist. Insbesondere PVA in Skigebieten werden gemäss Umfragen von der Bevölkerung positiv bewertet. Um das drohende Eigentor zu verhindern, haben wir Forderungen an die Nationalrätinnen und Nationalräte formuliert, welche wir Ihnen in einer Mail übergeben werden.

Wichtige Änderungen

Zu unserer Freude zeigte der Nationalrat daraufhin wenigstens ein bisschen Vernunft: Das Gesetz wurde zwar angenommen, gilt jedoch nicht in Schutzgebieten und die Umweltverträglichkeitsprüfung wurde wieder zur Pflicht. Das dringliche Bundesgesetz trat am 1. Oktober 2022 in Kraft und gilt bis 31. Dezember 2025. Ein Freipass konnte damit verhindert werden - ein satter Lattenknaller für den Alpenschutz bleibt das Gesetz aber weiterhin! Zur Gesetzesvorlage.

Weiterführende Links

Hier gehts zu unserem Positionspapier für eine wildnisverträgliche Energiewende

Zur Medienmitteilung

Unmut, Ungereimtheiten und offene Fragen im Abstimmungsverfahren: Der Hintergrundbericht zum Grossprojekt Grengiols-Solar im Walliser Bote

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news-776 Mon, 29 Aug 2022 12:05:11 +0200 Wandernd Flagge zeigen für einen wirksamen Klima- und Alpenschutz /aktuell/detail/wandernd-flagge-zeigen-fuer-einen-wirksamen-klima-und-alpenschutz/ Die Gletscher-Initiative kommt in den Ständerat. Wir wollen Flagge zeigen. Machst du bei unserer Wanderung mit? Stadtnah und familienfreundlich erkunden wir die wilde Seite des Bantigers bei Bern. Klimaschutz ist Alpenschutz und umgekehrt!

Die Alpen sind bereits überdurchschnittlich stark von der globalen Erwärmung betroffen und wissenschaftliche Erkenntnisse sagen ein noch schnelleres Fortschreiten des Klimawandels voraus. Nur mutiges und entschlossenes Handeln kann ihre Ökosysteme und die Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner retten. Alpenschutz bedeutet Klimaschutz und umgekehrt - deshalb unterstützt Mountain Wilderness Schweiz die Gletscher-Initative. Mit unserer Wanderung am 11. September wollen wir gemeinsam Flagge zeigen und so den Druck auf den Ständerat für einen wirksamen Klima- und Alpenschutz erhöhen.

Wo: Wir bleiben auf unserer Wanderung möglichst stadtnah - und geniessen trotzdem den alpinen Charakter und mit etwas Glück das Alpenpanorama. Als Alpenschutzorganisation erzählen wir zudem wie wir uns eine wildnisverträgliche Energiewende vorstellen. Feldstecher fürs beobachten der Wildtiere (Gämse & Wanderfalken) mitbringen, die Teilnehmenden dürfen sich an der Brätlistelle Bolligen – Birchi, Ferenberg über einen lokalen Zvieri freuen.

Wann: 11. September, 11:16 Uhr, Krauchthal Länggasse (25 ÖV-Minuten ab Bern)

Dauer: Ca. 3 Stunden, abwechslungsreiche Wanderung über bewachsene Krete. Für Familien geeignet.

Schlechtwetteroption: Bei sehr schlechtem Wetter wird die Wanderung auf den 18.9. verschoben. Über die definitive Durchführung oder allenfalls Verschiebung wird am 7. September informiert.

Rückblick

Rund 30 Personen waren mit uns am 11. September für die Gletscher-Initiative unterwegs. Die abwechslungsreiche Wanderung über den Bantiger bei Bern war für Gross und Klein ein Genuss. Ausklingen liessen wir den Tag mit spannenden Diskussionen bei einem feinen selbstgemachten Ziveri mit saisonalem Obst vom Bauern von nebenan. Mit den schweizweit organisierten Wanderungen, eine Woche vor Beratung des indirekten Gegenvorschlages zur Gletscher-Initative im Ständerat, wurde nochmals ordentlich Druck gemacht und gezeigt: Wirksamer Alpenschutz bedeutet wirksamer Klimaschutz. Danke an alle, die an diesem Tag bei uns dabei waren!

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news-774 Mon, 22 Aug 2022 12:39:34 +0200 Aus einem alpinen Freiraum würde eine Industriezone /aktuell/detail/aus-einem-alpinen-freiraum-wuerde-eine-industriezone/ Das freistehende Solarkraftwerk «Gondosolar» würde eine heute unerschlossene ehemalige Alpfläche zerstören. Mountain Wilderness Schweiz hat im Rahmen des «Feuers in den Alpen» am 13. August dagegen demonstriert. Die Schweiz soll die Energiewende im bebauten Gebiet vollziehen – und Energie einsparen! Das Absperrband gehört einfach nicht hierhin! Es stört meinen Blick, der über die Grasbüschel schweift, über die Schlafsäcke unseres «Protestcamps» weiter unten, wie es die Medien betitelt haben. Über allem thronen Weissmies, Lagginhorn und Fletschhorn. Sie allein sollten Grund genug sein, dieses Gebiet nicht zu zerstören. Ich bin auf Alpjerung ob Gondo. Wir haben hier gestern im Rahmen des «Feuers in den Alpen» gegen den alpinen Solarpark «Gondosolar» demonstriert. Das Absperrband hatten wir aufgezogen, um zu zeigen: hier ist eine Grossbaustelle geplant! Und dieses Absperrband ist nur ein Vorgeschmack: Unvorstellbar, dass gemäss Plänen der Initianten schon bald 200 Reihen mit 4’500 Solar-Elementen aus dieser rauen, abgelegenen Landschaft eine Industriezone machen könnten.

Von der kleinstrukturierten ehemaligen Alp zur Solarfarm

Das Gelände ist anders, als es sich die meisten aus der Gruppe vorgestellt haben: Es ist weitläufig, nicht einfach ein flacher Hang. Die vielen Mulden und Kuppen, Baumrotten und Felspartien bieten eine Diversität an Lebensräumen. Ruinen von Alpgebäuden ragen allenthalben aus dem gelblichen Gras und erinnern an die längst vergangene Zeit, als Alpjerung noch intensiv alpwirtschaftlich genutzt worden ist. «Gondosolar» würde ein völlig falsches Zeichen setzen. Welche Alpgenossenschaft würde nicht auch gerne eine abgelegene Alp vergolden wollen, sollte «Gondosolar» umgesetzt werden? Es wäre ein Geschäftsmodell, das auf der Ausbeutung der letzten unerschlossenen Räume der Schweiz beruhen würde. Weniger nachhaltig geht es kaum. Wir brauchen diese Räume: Als Rückzugsgebiete für Flora und Fauna und als Erfahrungsräume für uns Menschen.

Eine Nacht verbringen heisst intensiv eintauchen

Unten erwacht das «Protestcamp» langsam. Es ist eine buntgemischte Gruppe. Da ist ein Paar aus Frankreich, das während dreier Monate die Via Alpina erwandert und dabei auf die Bedeutung von Nachhaltigkeit in den Alpen hinweist. Eine Frau mittleren Alters, die sich beruflich mit der Energiewende beschäftigt, hat ohne mit den Wimpern zu zucken die Nacht an der frischen Luft verbracht. Am Morgen sind unsere Schlafsäcke vom Tau durchfeuchtet. Es erklingen Wortfetzen auf Italienisch, Französisch, Englisch und Deutsch. Uns alle vereint ein Sinn für Nachhaltigkeit und die Liebe zu Bergen, Natur und Landschaft. Als wir gestern daran waren, das Abendessen zuzubereiten, zog die Älplerin von der Alpe Vallescia mit einer Kratte voll mühselig gesammelten Holzes und ein paar Kühen an uns vorbei. Ihre Alp liegt in Italien, gleich ennet der Grenze. Wie es für sie wohl sein würde, wenn sie dereinst durch einen Solar-Wald zöge, um Feuerholz zu sammeln? An einem Ort zu biwakieren, baut eine andere Beziehung zu ihm auf. Wir haben gesehen, wie der praktisch noch volle Mond orange aufgegangen ist. Einigen waren ein paar Sternschnuppen vergönnt. Wir haben wahrgenommen, wie ruhig und ursprünglich es hier oben ist.

Begegnung mit Parlamentarierinnen, die sich vor Ort informieren

Am Tag zuvor war es noch anders gewesen. Als wir mit unserer rund zwanzigköpfigen Gruppe die selten begangene Alpjerung erreicht hatten, trafen wir auf Renato Jordan, den Initianten des Projekts und Besitzer von Alpjerung. Er führte gerade eine Gruppe von SP-Nationalrätinnen und -Nationalräten über das Gelände. Roger Nordmann stürmte direkt auf Maren Kern, die Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz, zu. Als Mitglied sei er enttäuscht, dass wir uns gegen dieses in seinen Augen zukunftsfähige Projekt auflehnten. Es entspannte sich ein spannendes Gespräch mit der Gruppe. Renato Jordan fragte, ob wir nicht ein gestricktes Absperrband hätten nehmen sollen und wie wir die Baustellenlampen aufgeladen hätten. Die anwesenden Nationalrätinnen Ursula Schneider-Schüttel (Pro Natura) und Martina Munz (AquaViva) vertreten wichtige Umweltorganisationen. Beiden ist anzuspüren, dass für sie ein Entscheid bezüglich «Gondosolar» nicht einfach ist.

Ein Grossteil der Lösung liegt im bereits bebauten Gebiet

Niemand von ihnen zweifelt am Wert dieses Gebiets. Doch eine Frage beschäftigt sie, und auch viele aus unserer Gruppe: Wie schaffen wir es, nicht in eine Energie-Mangellage im Winter zu laufen? Das grosse Argument für «Gondosolar» ist, dass die Anlage im Winter mehr Strom produzieren würde als im Sommer. Dann, wenn im Mittelland der Nebel und die schwache Sonneneinstrahlung die Stromproduktion drosseln. Diese Frage ist verständlich und berechtigt. Um sie zu beantworten, braucht es zwei Ansätze: 1. Den Grundbedarf an Strom können wir mit Photovoltaik-Anlagen (PVA) auf unproblematischen Flächen wie Hausdächern oder Autobahnen decken. Studien beweisen das riesige Potenzial. Auch im alpinen Gebiet gibt es grosses Potenzial für PVA in bereits erschlossenen Gebieten zur Produktion von Winterstrom, zum Beispiel auf Tourismus-Resorts oder bei Skianlagen. Dazu brauchen wir auch geeignete Speicherkapazitäten. 2. Unser Energiehunger ist unermesslich! So wie wir einem adipösen Menschen nicht raten würden, seine Lebensmittel einfach durch andere, gesündere in der gleichen Menge zu ersetzen, sondern gleichzeitig weniger zu essen, müssen auch wir weniger Energie brauchen. Zur Frage, wie wir dies schaffen, braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs, der uns hilft, zwischen «notwendigem» und «luxuriösem» Konsum zu unterscheiden. Die Lösungen müssen angepasst an die jeweiligen Verhältnisse sein: Im ländlichen Gebiet macht vielleicht ein Elektroauto Sinn, in der Stadt dafür ein breiteres kulturelles Angebot, welches wiederum Energie braucht.

Unerschlossen und unsichtbar

Unsere Gruppe löst sich an diesem Sonntagmorgen langsam auf. Einige nehmen den Schmugglerpfad Richtung Italien, andere werden noch bis zum Simplon Hospiz wandern. Nach Alpjerung kommt man nur zu Fuss: entweder von der italienischen Seite oder, wie wir es am Samstag gemacht haben, vom Weiler Alpje her. Wer hier hin möchte, wandert mindestens eineinhalb Stunden. Es ist leicht, sich auf einem der Trampelpfade zu verlaufen. Breite Strässchen gibt es nirgends. Werden sich hier bald Arbeiterinnen und Arbeiter auf Quads für den Unterhalt des Solarparks auf schmalen Wanderwegen raufpflügen, wie uns ein Unterstützer des Projekts erklärt, der mit uns mitgewandert ist? Wir folgen zuerst dem sogenannten Römerweg, einem historischen Verkehrsweg von nationaler Bedeutung, um dann den stotzigen Weg nach Gondo hinunter zu nehmen. Plötzlich stehen wir wie angewurzelt da: Wir haben eine Gämse und ihr Junges gleich neben dem Wanderweg aufgeschreckt. Sie hatten sich in einer kleinen Höhle versteckt. Die Mutter flüchtet, das Kitz rennt zuerst in unsere Richtung. Auf einem Felsblock stehend, schauen sich alle kurz voller Spannung an; dann rennt das Kitz seiner Mutter nach und verschwindet im Wald. Wir vergessen vor lauter Plänen, Berechnungen und Visualisierungen zu schnell, dass wir uns in einem Lebensraum mit seinen eigenen Gesetzen bewegen. Die Folgen von «Gondosolar» für dieses Gebiet lassen sich heute nur schwer abschätzen. Es gibt bisher keine Erfahrungen mit vergleichbaren freistehenden PVA – weder in diesen Dimensionen noch in dieser Höhe. Hoffen wir, dass dieser Freiraum noch lange seine Ruhe wird behalten können!

Mehr Informationen zum Projekt.

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