Mountain Wilderness Schweiz https://mountainwilderness.ch MoMountain Wilderness Schweiz ist eine Alpenschutzorganisation. Wir engagieren uns für die Wildnis und einen umweltverträglichen Bergsport. de-DE TYPO3 News Sat, 03 Jun 2023 22:00:20 +0200 Sat, 03 Jun 2023 22:00:20 +0200 TYPO3 EXT:news news-822 Sat, 03 Jun 2023 17:12:55 +0200 Viele gute Wünsche für den Wildnis-Trail Kandersteg /aktuell/detail/viele-gute-wuensche-fuer-den-wildnis-trail-kandersteg/ Ab jetzt können Kinder spielerisch Kanderstegs Wildnis entdecken. Rund 30 Personen haben am 3. Juni feierlich den Wildnis-Trail Kandersteg eröffnet. Mountain Wilderness hat das Projekt zusammen mit lokalen Partnern entwickelt, mit dem Ziel, die Wertschätzung für Wildnis zu fördern. Nach drei Jahren intensiver Aufbauarbeit haben wir am 3. Juni 2023 in Kandersteg zusammen mit Tourismus und Gemeinde sowie dem UNESCO-Weltnaturerbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch den Wildnis-Trail Kandersteg eröffnet. Rund 30 Personen waren bei der feierlichen Eröffnung dabei. Alle waren sich einig: Der Wildnis-Trail ist ein hochwillkommenes, sanftes touristisches Angebot für Kandersteg, fernab des Rummelplatzes vom Oeschinensee.

Natur-Beziehung zu stärken, ist eine Investition in die Zukunft

Die Beteiligten verbindet, dass alle Natur und Wildnis Sorge tragen und diesen Wert auch weitergeben wollen. Sebastian Moos von Mountain Wilderness Schweiz, Projektleiter des Wildnis-Trails, hat an der Eröffnung erklärt, dass deshalb der Wildnis-Trail auch Kinder und Jugendliche ansprechen soll: «Kinder sind unsere künftigen Tourist:innen und Bergsteigenden. Ihre Beziehung zur Natur zu stärken, ist eine Investition in die Zukunft.» Die Redner:innen haben dem Wildnis-Trail Kandersteg viele gute Wünsche mitgegeben. Gemeindepräsidentin Barbara Jost hat die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure gelobt. Wenn man zusammenarbeite, könne es eigentlich nur gut werden. Zusammen mit «Götti» Ernst Wandfluh und Sonja Reichen, Leiterin des Tourist-Centers Kandersteg, hat sie die Stele bei der Bahnhofmatte enthüllt. Sie macht direkt unterhalb des Bahnhofs prominent auf den Wildnis-Trail aufmerksam. Damit geht das Projekt nun in die Hände von Tourismus und Gemeinde Kandersteg über, die sich um dessen Unterhalt und Nutzung kümmern werden.

Mit allen Sinnen in die Wildnis eintauchen

Der Wildnis-Trail soll in erster Linie Kindern zwischen 6 und 12 Jahren Wildnis spielerisch näherbringen. Dazu erkunden sie entweder mit Smartphone oder gedruckter Broschüre das Gebiet «Uf der Höh» gleich westlich des Bahnhofs Kandersteg. Der Wildnis-Trail führt sie durch die abwechslungsreiche Landschaft mit offenen Wiesen und Weiden, durch Wald und Heide – immer wieder mit Tiefblicken aufs Dorf Kandersteg und Weitblicken auf die imposanten 3000er. Mittels dezent platzierter QR-Codes werden die Posten auf dem Smartphone aufgerufen. Ziel ist es, dass die Kinder mit allen Sinnen in die Wildnis eintauchen: Da gilt es einmal die Veränderung der Landschaft zu beobachten, mit spitzen Ohren zu horchen oder ein andermal barfuss über Stock und Wurzel zu gehen.

Mountain Wilderness Schweiz hat die Steuerungsgruppe bestehend aus Vertretenden von Tourismus, Gemeinde und Zivilgesellschaft Kandersteg geleitet. Die Stiftung UNESCO-Weltnaturerbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch hat den Wildnis-Trail im Auftrag der Steuerungsgruppe entwickelt.

Die Broschüren des Wildnis-Trails können beim Bahnhof Kandersteg und im Tourist-Center bezogen werden.

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news-818 Tue, 30 May 2023 12:09:54 +0200 Veraltete touristische Infrastruktur in den Alpen: Kulturerbe oder Ressource? /aktuell/detail/veraltete-touristische-infrastruktur-in-den-alpen-kulturerbe-oder-ressource/ Am 11. Mai trafen sich Wissenschaftler, Verbände und Tourismusakteure in Sion zu einer von der Universität Lausanne organisierten internationale Tagung über die Veralterung der touristischen Infrastruktur in den Alpen. Warum kommt es zur Veralterung?
Diverse Studien bestätigen, dass kleinere touristische Infrastruktur im Mittelgebirge immer schneller verschwindet, und zwar nicht nur in den Alpen, sondern weltweit (Japan, Nordamerika...). Die wirtschaftliche Lage wird z.B. für kleine und mittlere Ski-Ressors durch mehrere gleichzeitig auftretende Faktoren geschwächt: Konkurrenz durch grosse Gebiete, Schneemangel, geringe Investitionsfähigkeit, usw.

Veraltete Anlagen oder Kulturerbe?
Sollen man solche Anlagen erhalten, umnutzen oder abbauen? Bei dieser subjektiven und komplexen Frage ist die Abstimmung zwischen den Interessengruppen unerlässlich, um einen Konsens zu finden.

Eine der Herausforderungen besteht darin, den neuen Bedürfnissen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden: billiger Wohnraum, lokale Dienstleistungen, Fernarbeit, Rückkehr zu einem naturnahen Lebensstil...

Mountain Wilderness Schweiz hat sich an der Tagung beteiligt. Mehr Infos

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news-816 Fri, 12 May 2023 23:21:28 +0200 Applaus für positiven Geschäftsgang bei der Generalversammlung 2023 /aktuell/detail/applaus-fuer-positiven-geschaeftsgang-bei-der-generalversammlung-2023/ Ein neues Vorstandsmitglied, ein erfolgreiches Geschäftsjahr und viel zu tun: an unserer Generalversammlung vom 11. Mai im Berner PROGR gab es viele Gründe zum Feiern. Ein mit farbigen, essbaren Blüten dekoriertes Buffet erwartete die Mitglieder von Mountain Wilderness Schweiz, die sich am 11. Mai anlässlich der diesjährigen Generalversammlung im PROGR in Bern trafen. Vor den blumigen Speisen und dem Anstossen entlasteten die Mitglieder den Vorstand für den Jahresgang 2022 und genehmigten die Pläne fürs aktuelle Jahr.

Unsere Arbeit trägt Früchte

Er freue sich sehr, dass die Mitgliederzahl stetig wachse und gratuliere zur wichtigen Arbeit, meldete sich ein Teilnehmer. Die Positionen von Mountain Wilderness Schweiz, zum Beispiel zur wildnisverträglichen Energiewende, aber auch der allgemeine Einsatz für wilde Gebirgsräume scheint stetig mehr Menschen zu berühren. Dies zeigt auch der positive Geschäftsgang. Für das aktuelle Jahr werden wir diese Themen weiter bearbeiten und es kommen neue hinzu, wie der Rückbau obsoleter Infrastruktur. Dafür wird es Verstärkung auf der Geschäftsstelle geben. In den Vorstand wird mit Annettina Herren ein neues Mitglied gewählt. Sie bringt insbesondere Erfahrung in regionaler Entwicklung im Berggebiet mit.

Hätten wir den Land Rover mehr in der Garage stehen lassen sollen?

Im Anschluss an den offiziellen Teil trugen Antoine Jaccoud und Beat Sterchi den Text «Désalpe / Alpabzug» auf französisch und berndeutsch vor. Der Text handelt von der Entwicklung der Lebensbedingungen aus der Perspektive der Bergbevölkerung: Vom Kühe treiben, um die Wünsche der internationalen Gäste zu erfüllen, vom Antrieb mit Esel (Wert 5'000 CHF) zum Ratrac (Wert 500'000 CHF) und vom Schnee, der in Flocken fiel so gross wie Mäuse, zu Flöckchen so winzig wie Mücken. Bis der Schnee ganz ausbleibt. Auch bombastische Events können die Tourist:innen nicht mehr halten und Schlammlawinen machen den Bergort unwirtlich. Hätten sie massvoller sein und den Landrover mehr in der Garage stehen lassen sollen, fragt sich die Bergbevölkerung rückblickend nostalgisch.

Unsere Antwort auf den tragisch-komischen Text der Literaten: Gemeinsam schaffen wir eine umweltverträgliche Zukunft! 
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news-814 Mon, 17 Apr 2023 15:02:34 +0200 Heliskiing: Absurdität im Schutzgebiet /aktuell/detail/heliskiing-absurditaet-im-schutzgebiet/ Am Petersgrat (VS/BE), dem meist frequentierten Gebirgslandeplatz der Schweiz, setzte eine Gruppe von 15 Mountain Wilderness Aktivist:innen ein Zeichen gegen Heliskiing. Am Petersgrat (VS/BE), dem meist frequentierten Gebirgslandeplatz der Schweiz, setzte eine Gruppe von 15 Mountain Wilderness Aktivist:innen dieses Jahr ein Zeichen gegen Heliskiing. Aufgrund der heiklen Lawinenlage passten sie den ursprünglichen Plan an und packten ihre Banner bereits unterhalb des Sackhorns aus. Der Elan der Aktivist:innen war hiervon ungetrübt: Respektvoll in den Bergen unterwegs zu sein bedeutet eben auch die aktuellen Bedingungen zu akzeptieren. Dafür konnten sie die ruhige Schneelandschaft zwischen den Wolken ungestört geniessen. Denn aufgrund schlechter Sichtverhältnisse war der Himmel an diesem Tag ohnehin ungewohnt leer.  

Das ist am Petersgrat eher die Ausnahme: die touristischen Bewegungen nahmen hier von 2016 bis 2021 um 40% zu – obwohl der Landeplatz inmitten eines grossen Gebiets von hoher Wildnisqualität und am Rande einer geschützten Landschaft liegt. Der Heliboom steht hier in krassem Kontrast zu den Schutzzielen des angrenzenden BLN Gebiets Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn, in dem «Ungestörtheit der Lebensräume» sowie «landschaftliche Unberührtheit» erhalten werden soll. Mountain Wilderness fordert deshalb, dass zumindest die Gebirgslandeplätze in Schutzgebieten aufgehoben werden.

Freizeitvergnügen mit miserabler CO2-Bilanz

"Ecology is bullshit, heliski is fun", meinte ein Heliski-Tourist kürzlich in einer Reportage von RTS. Er steht sinnbildlich für die Zunahme von Helikopterflügen im Gebirge in Zeiten der Klimakrise. 15'000 Personen jährlich lassen sich in der Schweiz alleine fürs Heliskiing ins Gebirge fliegen, während die Gletscher immer weiter abschmelzen. Die Klimakrise könnte die Nachfrage nach Heliskiing paradoxerweise sogar noch vergrößern: Wenn in tieferen Lagen der Schnee weniger wird, könnten Flüge ins Hochgebirge immer attraktiver werden.

Spassflüge reduzieren und Störungen minimieren

«Mit unserer Aktion wollen wir daran erinnern, dass die Schweiz sich zu einem Anziehungspunkt für Spassfliegerei in den Alpen entwickelt – was nicht in unserem Interesse sein kann», so Maren Kern, Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness. «Ungestörte Naturräume stehen zunehmend unter Druck und die Klimaerhitzung drängt uns, konsequent zu handeln». Das sieht auch Nationalrat Christophe Clivaz (Grüne VS) so: Er hat motiviert durch die RTS-Reportage eine Interpellation mit kritischen Fragen zum Heliskiing in der Schweiz eingereicht.

Zum Bericht der Sonntagszeitung (Cyrill Pinto, 23.4.2033)

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news-813 Thu, 16 Mar 2023 14:59:37 +0100 Schön war's: Rückblick Filme für die Berge 2023 /aktuell/detail/schoen-wars-rueckblick-filme-fuer-die-berge-2023/ Bewegende Filme, spannende Vorträge und Diskussionen sowie ausverkaufte Säle! Unser zweites «Filme für die Berge» begeisterte in vielerlei Hinsichten. Heute schauen wir zurück auf drei erfolgreiche Abende. Bewegende Filme, spannende Vorträge und Diskussionen sowie ausverkaufte Säle! Unser zweites «Filme für die Berge» begeisterte in vielerlei Hinsichten. Heute schauen wir zurück auf drei erfolgreiche Abende. Es war grossartig, mit euch eindrückliche Bergaufnahmen zu bewundern, über Energie und Konsum zu diskutieren, zu hören, weswegen die Wildnis schützenswert ist und vieles mehr. Insbesondere hat es uns gefallen zusammen zu thematisieren, was wir alle zum nachhaltigen Umgang mit den Bergen beitragen können - ob bezüglich Energiekrise oder betreffend Bergsport. Denn: Wollen wir unsere einzigartige Bergwelt bewahren, müssen wir gemeinsam für die letzten Stücke Unversehrtheit und Wildnis einstehen.

Jeder Festivalabend war ausverkauft. Das ist für uns ein Zeichen, dass die Berge interessieren und das Thema sehr aktuell ist. Herzlichen Dank an all unsere Gäste und an Filme für die Erde für die tolle Zusammenarbeit und Unterstützung!

Mehr Bilder und Infos zu den einzelnen Abendprogrammen gibt es hier.

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news-809 Thu, 09 Mar 2023 11:40:54 +0100 Kundgebung: Mit Hörnern und Wanderstock für intakte Berggebiete /aktuell/detail/kundgebung-mit-hoernern-und-wanderstock-fuer-intakte-berggebiete/ Eine fossil-freie Energieproduktion ist dringend nötig – und sie ist möglich, ohne dafür die letzten intakten Naturräume im Berggebiet zu zerstören. Mit einer Aktion auf dem Bundesplatz haben wir am 9. März an unsere Verantwortung zum Schutz von Natur und Mensch appelliert. Eine fossil-freie Energieproduktion ist dringend nötig – und sie ist möglich, ohne dafür die letzten intakten Naturräume im Berggebiet zu zerstören. Mountain Wilderness Schweiz hat zusammen mit namhaften Schweizer Umweltorganisationen am 9. März mit einer Aktion auf dem Bundesplatz an unsere Verantwortung zum Schutz von Natur und Mensch appelliert.

Es gibt sie noch, die Postkartenschweiz

Bewaldete Bergflanken im Jura, bunte Trockenwiesen mit tanzenden Schmetterlingen, Bergbäche, die verschlungen durch alpine Auen strömen: Es gibt sie noch, die Postkartenschweiz. Sie ist mit ihren Natur- und Landschaftswerten nicht nur faszinierend und wichtig für unsere Erholung, sondern von unschätzbarem Wert für die akut bedrohte biologische Vielfalt und unsere Lebensgrundlagen. Die jetzige Vorlage der Ständerats- sowie Nationalratskommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) zum sogenannten Mantelerlass droht genau diese Grundlagen zu gefährden: Sie will der Realisierung von Speicherwasserkraftwerken sowie Solar- und Windkraftanlagen grundsätzlich Vorrang vor anderen nationalen Interessen einräumen.

Tier und Mensch fordern das Parlament zur Schonung ihrer Lebensräume auf

Unverbaute, naturnahe Berggebiete sind nicht einfach toter Raum, den wir unbegrenzt verbauen und nutzen können. In diesen Natur- und Kulturräumen leben und wirtschaften Menschen zum Teil seit Generationen. Anderen wiederum bieten sie Raum zur Erholung. Und in erster Linie sind sie Heimat für unzählige Tiere und Pflanzen. Steinbock, Alpen-Smaragdlibelle und Grasfrosch haben an der gemeinsamen Aktion namhafter Schweizer Landschafts- und Naturschutzorganisationen am 9. März symbolhaft die lebendige Vielfalt unserer Schweizer Bergregionen vertreten. Ihre unverzichtbaren Lebensräume stehen nun durch die Entscheidungen des Parlaments auf dem Spiel. Neben den tierischen Bergbewohner:innen appellierten ebenso Bergsteigende und Hirt:innen an das Parlament, diese Naturräume zu erhalten. Gemeinsam verlangten Natur und Mensch von den Parlamentarier:innen, auf ihre Lebensgrundlagen Rücksicht zu nehmen und die letzten freien Naturräume nicht dem Ausbau der Erneuerbaren Energien zu opfern.

Die Schweiz hat sich zum Schutz der Biodiversität verpflichtet

Hierzulande sind geschützte Biodiversitätsflächen rar, nur auf einem geringen Teil der Schweizer Landesfläche hat die Natur Vorrang. Wir verpflichten uns mit internationalen Konventionen, wie der Alpenkonvention und neuerlich dem Biodiversitätsabkommen von Kunming-Montreal, das drastische Artensterben zu stoppen und dem Schutz der Biodiversität mehr Platz einzuräumen. Anstatt diese Räume im Namen der Energieproduktion weiter zu zerstören, sollten wir uns endlich stärker für ihren Schutz einsetzen. «Eine biodiversitätsfreundliche Energiewende, weg von fossilen Energien, ist möglich. Wir haben genügend Potenzial für die Energieproduktion im bebauten und versiegelten Raum, auch im Berggebiet», sagt Maren Kern, Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz, «dafür müssen wir nicht noch die letzten, wilden Gebirgsflächen verbauen.»

 

Teilnehmende Organisationen:

  • Mountain Wilderness Schweiz
  • CIPRA International
  • CIPRA Schweiz
  • Stiftung Landschaftsschutz Schweiz
  • Aqua Viva
  • Grimselverein
  • Triftkomitee

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news-808 Mon, 27 Feb 2023 14:29:22 +0100 Auf den Spuren des Weissrückenspechts: Exkursion Forum Wildnis Schweiz /aktuell/detail/auf-den-spuren-des-weissrueckenspechts-exkursion-forum-wildnis-schweiz/ Der Weissrückenspecht ist eine Seltenheit in der Schweiz. Am wohlsten fühlt sich das Tier in wilden, naturbelassenen Wäldern. Das Forum Wildnis Schweiz organisiert eine Exkursion in ein solches Gebiet. Achtung: Die Exkursion ist ausgebucht. Weitere Anmeldungen werden auf die Warteliste eingetragen. Weissrückenspecht: Einer, der die Wildnis liebt

Der Weissrückenspecht ist eine Seltenheit in der Schweiz. Von Osten her besiedelt er langsam das Land. Seine Ansprüche an den Lebensraum sind hoch: Er braucht naturnahe Wälder mit vielen absterbenden und toten Bäumen. Damit ist er ein guter Zeiger für Wildnishaftigkeit.

Wir machen uns am 15. Juni mit Michael Lanz von der Schweizerischen Vogelwarte auf die Spuren des Weissrückenspechts. Der ausgewiesene Experte zeigt uns, warum naturnahe, wilde Wälder so wichtig sind für den grössten unter den schwarzweissen Spechten. Wir werden auch über Entwicklungen in der Waldnutzung und der Landschaft allgemein diskutieren und wie sie die Verbreitung des Weissrückenspechts beeinflussen.

Die ganztägige Exkursion findet voraussichtlich im Prättigau oder im Glarnerland statt. Mehr Infos folgen im Frühling. Die Anzahl Teilnehmende ist beschränkt. Wir erlauben uns, einen kleinen Unkostenbeitrag einzufordern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Datum: Donnerstag, 15. Juni 2023

  • Kosten: kleiner Unkostenbeitrag

  • Anforderungen: Wanderung mit mehreren hundert Höhenmeter

  • Ort: Voraussichtlich Glarnerland oder Prättigau

  • Ausweichdatum (bei extrem schlechtem Wetter): 29. Juni 2023

  • Anmeldung: Die Exkursion ist ausgebucht. Weitere Anmeldungen werden auf die Warteliste eingetragen. Mehr Infos unter: info(at)forum-wildnis.ch

>>Zur Warteliste<<

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news-807 Mon, 27 Feb 2023 09:00:56 +0100 «Wireless Wilderness» – Wie eine wildnisverträgliche Energiewende gelingt /aktuell/detail/wireless-wilderness-wie-eine-wildnisvertraegliche-energiewende-gelingt/ Im Namen der Energiewende greifen Politiker:innen und Energiekonzerne in der Schweiz nach den letzten unerschlossenen Gebieten der Alpen. Im Film «Wireless Wilderness» zeigen wir, wie der Ausbau erneuerbarer Energien im Einklang mit der Natur gelingen kann. Der neue Film von Mountain Wilderness Schweiz ist ein Appell an uns alle, uns für Sonnenenergie im bebauten Gebiet und fürs Strom-Sparen einzusetzen. Im Film besuchen wir die Schauplätze von Klimawandel und Energiewende: Die Bergführerin Zoe Hart setzt sich für gemeinschaftsbasierte Stromproduktion auf Gebäuden ein, damit auch ihre Enkelkinder Gletscher erleben. Wenn die Gletscher verschwinden, entstehen Gletschervorfelder. Der Geologe Tobias Ibele ist fasziniert von diesem neuen Land, das durch mehrere Staudamm-Projekte bedroht ist. Im Kanton Wallis protestiert Maren Kern von Mountain Wilderness gegen «Gondosolar»; ein alpiner Solarpark, so gross wie 14 Fussballfelder. Dabei könnten wir den Strom mit Photovoltaik dort produzieren, wo wir ihn brauchen, wie Michael Casanova von Pro Natura aufzeigt.

>> Film jetzt ansehen <<

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news-804 Mon, 23 Jan 2023 09:18:02 +0100 Filme für die Berge geht in die zweite Runde! /aktuell/detail/filme-fuer-die-berge-geht-in-die-zweite-runde/ An drei Abenden erwarten dich packende Filme zu den Themen Mensch und Berg, Energie sowie Konsum. In den an die Filme anschliessenden Inputreferaten und Diskussionen gehen wir zentralen Fragen in unserem Umgang mit der Bergwelt auf die Spur. Drei Abende und drei packende Filme: Das diesjährige Filme für die Berge steht im Zeichen der Themen Mensch und Berg, Energie sowie Konsum. Nach den Filmen erörtern wir mittels Inputreferaten und in gemeinsamen Diskussionen spannende Fragen: Wie hat sich die Beziehung zwischen Mensch und Berg über die Jahrhunderte verändert? Warum stillen wir unseren Energiehunger in den Bergen? Und welche Rolle spielen Konsument:innen, Produzent:innen und Händler:innen bei nachhaltiger Bergsportausrüstung?

Diese und weitere Fragen diskutieren wir beispielsweise gemeinsam mit der bekannten Alpinistin und Bergführerin Caro North oder Christian Schneidermeier, dem CEO der Bergsportmarke Ortovox. Sichere dir jetzt deine Tickets – es lohnt sich!

>>Programm und Tickets<<

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news-802 Thu, 19 Jan 2023 13:15:59 +0100 Geschafft: Danke für eure Unterstützung bei unserem Crowdfunding! /aktuell/detail/geschafft-danke-fuer-eure-unterstuetzung-bei-unserem-crowdfunding/ Anfang Dezember haben wir ein Crowdfunding gestartet. Das Ziel: Unsere Geschäftsstelle bald mit 100% Solarstrom betreiben zu können. Dank zahlreichen Unterstützenden haben wir den Zielbetrag erreicht und sogar übertroffen. Mit eurer Hilfe ist unser Weihnachtswunsch wahr geworden: Bald dürfen wir unsere Geschäftsstelle mit 100% wildnisverträglichen Sonnenstrom von Berner Dächern betreiben. Die noch fehlenden 8 Quadratmeter Solarfläche auf Berner Hausdächern konnten wir diese Woche bei Sunraising einkaufen. Ganz besonders freut uns, dass der Zielbetrag des Crowdfundings sogar übertroffen wurde. Auch die zusätzlichen Gelder sind gut aufgehoben: Sie fliessen in unser Engagement für eine wildnisverträgliche Energiewende - das Klima, die Biodiversität und unsere Landschaft freuts!

Wir machen uns nun eifrig ans Versenden der Belohnungen, die alle Unterstützenden innerhalb der nächsten Wochen erhalten solltet. Ein nächstes Update folgt spätestens nach erfolgreicher Installation der Solaranlage. Ein herzliches Dankeschön an alle, die uns diesen Schritt ermöglicht haben!

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news-800 Mon, 19 Dec 2022 13:59:31 +0100 Umfrage zur Kartierung alpiner Freiräume in der Schweiz /aktuell/detail/umfrage-zur-kartierung-alpiner-freiraeume-in-der-schweiz/ Die Allianz für alpine Freiräume hat zusammen mit der ETH und der WSL ein Projekt zur Modellierung alpiner Freiräume in der Schweiz lanciert. Erster Teil in diesem mehrstufigen Prozess bildet eine Umfrage, wo nach eigener Interpretation und Wahrnehmung alpine Freiräume vorhanden sind. Der SAC, die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und Mountain Wilderness Schweiz bilden zusammen die Allianz für alpine Freiräume. Sie alle haben sich statuarisch dem Erhalt alpiner Freiräume verpflichtet. Zusammen mit der ETH Zürich und der WSL hat die Allianz nun ein Projekt zur Modellierung alpiner Freiräume in der Schweiz lanciert. Erster Teil in diesem mehrstufigen Prozess bildet eine Umfrage, wo nach eigener Interpretation und Wahrnehmung alpine Freiräume vorhanden sind.

Definition alpiner Freiräume

Alpine Freiräume sind für uns Räume in den Alpen und im Jura, die wenig erschlossen sowie frei von technischer, raumwirksamer Infrastruktur sind und sich durch ihre akustische und visuelle Ruhe, den naturnahen Charakter sowie die hohe Erholungsqualität auszeichnen. Im Gegensatz zu Wildnis ist in alpinen Freiräumen gegebenenfalls eine extensive Land-, Forst- und Jagdwirtschaft möglich.

Modellierung alpiner Freiräume in einem mehrstufigen Prozess

Um alpine Freiräume schützen zu können, muss man wissen, wo sie überhaupt liegen. Dazu hat die Allianz für alpine Freiäume sich mit der ETH Zürich (Professur Adrienne Grêt-Regamey) und der WSL (Professur Felix Kienast) zusammengeschlossen und ein Projekt zur Modellierung alpiner Freiräume in der Schweiz lanciert. Zentraler Schritt für die Kartierung bildet eine zweistufige Umfrage. Sie richtet sich in erster Linie an Fachpersonen und an Leute, die sich ausgezeichnet in den Alpen oder im Jura auskennen.

 

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news-799 Thu, 15 Dec 2022 12:02:35 +0100 Stellungnahme zum dringlichen Energiegesetz /aktuell/detail/stellungnahme-zum-dringlichen-energiegesetz/ Im September 2022 wurde ein dringliches Bundesgesetz für den raschen Ausbau von alpinen Freiflächen-Solaranlagen vom Parlament bewilligt. Mountain Wilderness Schweiz hat zur dazugehörigen Verordnung kritisch Stellung bezogen und Verbesserungsvorschläge eingereicht. Der Vorschlag des Bundesrats zur Umsetzung des dringlichen Bundesbeschlusses zu Photovoltaik Grossanlagen (Art. 71a EnG) würde zu vielen teuren, entlegenen und aufwändigen Anlagen führen. Aus der Perspektive von Mountain Wilderness Schweiz ist die Verordnung so anzupassen, dass Anlagen in bereits erschlossenen und vorbelasteten Gebieten priorisiert werden. Die Förderung solcher Anlagen ist landschaftsschonender, birgt weniger Konfliktpotenzial mit Raumplanungs- und Biodiversitätszielen und bedeutet geringere Kosten, weil teure Erschliessungen und Sicherungen wegfallen. Ausserdem sollen auch in mittleren Lagen nachgeführte Anlagen erstellt werden können, welche die vom Gesetz geforderte Winterstromproduktion aufweisen.

Grosse Unsicherheiten in Planung und Unterhalt

Bisher gibt es in der Schweiz und im Alpenraum keine Freiflächensolaranlagen in den vom Gesetz geforderten Dimensionen. Das führt zu beträchtlichen Unsicherheiten bei der Planung solcher Anlagen: Der effektive Stromertrag, insbesondere die Winterproduktion, diverse technische Fragen sowie die Auswirkungen auf die Biodiversität sind unbekannt. Ebenfalls bestehen Unklarheiten im Unterhalt der Anlagen: Wie findet dieser statt? Braucht es dazu gar Helikopterflüge? Aus unserer Sicht geht hiervon das grösste Störpotenzial für Mensch und Biodiversität gleichermassen aus.

Wichtige Anpassungen in Verordnung gefordert

Durch das befristete Bundesgesetz ist der zeitliche Druck für den Bau solcher Anlagen gross. Gleichzeitig liegen wenig bis keine Erfahrungswerte mit Anlagen im geforderten Grössenbereich vor. Damit es unter diesen Voraussetzungen nicht zu negativen Auswirkungen auf Landschaftsqualität und Biodiversität kommt, braucht es wichtige Anpassungen in der Verordnung. Unsere detaillierte Stellungnahme zur Verordnungsrevision und unsere Anträge lassen sich hier nachlesen.

Solaranlagen im alpinen Raum gehen auch anders

Wir haben nun die Chance, die Rolle der Schweiz als Pionierin von intelligenten alpinen Solaranlagen wieder zu erlangen. Diese hatte sie sich z.B. mit der 1989 gebauten Photovoltaikanlage an der Autobahn A13 zwischen Felsberg und Domat/Ems im Kanton Graubünden erworben. Es war die weltweit erste an einer Schallschutzwand installierte Photovoltaikanlage überhaupt.

Weiterführende Links

Stellungnahme und Anträge zur Verordnungsrevision von Mountain Wilderness Schweiz

Unser Positionspapier für eine wildnisverträgliche Energiewende

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news-798 Mon, 12 Dec 2022 12:39:20 +0100 Workshop Alpine Wertelandschaften und Energieinfrastrukturen /aktuell/detail/workshop-alpine-wertelandschaften-und-energieinfrastrukturen/ Was sind Werte von alpinen Landschaften, die wir nicht in Geld oder TWh ausdrücken können? Oder müssen wir von Bedeutungen sprechen? Solche und ähnliche Fragen wurden am Workshop vom 21. November an der Uni Basel aufgeworfen und diskutiert. Bisher weitgehend unerschlossene Berggebiete befinden sich im Fokus des Infrastrukturausbaus für die Energie­wende. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit sind alpine Frei­räume kaum im öffentlichen Bewusstsein präsent. Im Kontext der Energiewende werden ebendiese Freiräume zu nutzbaren Ressourcen – mit potenziell gravierenden Auswirkungen für alpine Landschaften.

Die Organisatoren des Workshops, der Schweizer Alpen-Club SAC, die Stiftung Landschaftsschutz und Mountain Wilderness Schweiz («Allianz für Alpine Freiräume»), sind statutarisch dem Erhalt der alpinen Freiräume verpflichtet. Im Rahmen dieses inter- und transdisziplinären Workshops an der Universität Basel haben sich verschiedene Akteure aus den Sozialwissenschaften und dem Umweltschutz mit der Frage beschäftigt, was unter Wertelandschaften zu verstehen ist und wie sich daraus Argumente für den Erhalt alpiner Freiräume ableiten lassen.

Perspektiven

Kaspar Schuler erinnert daran, dass die Alpen neben Heimat für 14 Mio Menschen ein Hort der Biodiversität und ein durch die Klimakrise massiven Veränderungen ausgesetzter Raum sind. Er legt dar, worauf es gemäss seinen Erfahrungen ankommt, damit die Energiewende landschaftsverträglich erfolgt. So konnte er mit einer kleinen Gruppe in den 80er-Jahren den Bau von Wasserkraftwerken in wilden, abgelegenen Bündner Tälern stoppen. Er hebt insbesondere das Handeln am Ort selbst hervor, was Erkenntnisse fördert und Betroffenheit weckt. Ausserdem relevant seien die Kraft diverser symbolischer Aktionen, welche das Anliegen immer wieder neu aufzeigen, das Mobilisieren von Gleichgesinnten und die Gesprächsbereitschaft, wenn Projekte trotzdem realisiert werden.

Präsentation Kaspar Schuler

Sabine Eggmanns Vortrag bringt die kulturhistorische Perspektive zum Thema ein, bei der nicht die Geschichte, sondern die «Geschichten» der Stauseen in der Schweiz im Vordergrund stehen. Am Beispiel der Geschichte(n) verschiedener Akteure (den Behörden, Ingenieur:innen, Naturschützer:innen, Anwohner:innen, Arbeiter:innen, Tourist:innen) zeigt sie deren unterschiedliche Wahrnehmungen und Vorstellungen einer sich im Zuge des Infrastrukturausbaus verändernden Landschaft. Die Beispiele stehen sinnbildlich für die Pluralität und Ambivalenz moderner Zusammenhänge und deren Verflechtungen in sich transformierenden alpinen Landschaften.

Präsentation Sabine Eggmann

Norman Backhaus präsentiert in seinem Vortrag den Begriff der Wertelandschaft aus konzeptueller Perspektive. Im Sinne einer Einführung unterscheidet er die generisch verschiedenen Typen von Landschaftswerten (instrumentelle, intrinsische und relationale Werte), Landschaftsleistungen (z.b. Identifikation, Wohlbefinden, Ästhetischer Genuss etc.) und Dimensionen der Landschaftswahrnehmung (z.b. sinnlich, ökonomisch, politisch etc.). Er zeigt damit die Vielfältigkeit, in der Landschaften oder Landschaftselemente bedeutsam sein können. Landschaften verankern als Solche subjektive Bewertungen und Wahrnehmungen, sind Gegenstand alltäglicher Aushandlungen und somit fluider Bedeutungszuschreibung. Welche Werte zählen, hängt ab von den tragenden Machtstrukturen, den Rechtfertigungen, die hinter den transformativen Prozessen stehen und dem Gerechtigkeitsempfinden.

Präsentation Norman Backhaus

Kurzinputs

Boris Salak: Wo wollen wir Energielandschaften und wo nicht?

Gian-Luca Kämpfen: Die Gletscher und ihr Vermächtnis: atmosphärische Qualitäten der Landschaft am Beispiel der neu entstehenden Gletschervorfelder und Gletscherseen in den Alpen

Marco Pütz: <<Input>>

Eike von Lindern: Umweltpsychologische Impulse

Philippe Wäger: Perspektive der "Allianz für alpine Freiräume"

Synthesen

Maren Kern und Philippe Wäger: Für die weitere Arbeit der «Allianz für Alpine Freiräume» haben sich folgende Reflexionsfelder aufgetan:

  • Verwendung von Begriffen: Aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive ist das Wort «Freiräume» im Zusammenhang mit «Schutz» zu hinterfragen, weil es «Brachliegen» und damit «Verschwendung eines Potenzials» impliziert. Das könnte zu stark ein Begehren für die Nutzung, z.B. für Energieinfrastruktur, hervorrufen.
  • Welt des Stroms: Wir können uns der Nachfrage nach Strom und z.B. dem Ausbau von Freiflächen-Photovoltaik nicht verschliessen. Vielmehr müssen wir Expert:innen werden in smarter Stromproduktion an geeigneten Standorten. Dabei ist es immer wieder wichtig einzubringen, dass der Ausbau nicht die einzige Option ist: Es geht auch um das Spüren und Aufzeigen unserer Grenzen und wie wir die vorhandene Energie bescheiden und effizient einsetzen. Wir müssen ausserdem bei den Machtstrukturen ansetzen, welche bestimmen, wie wir aktuell Strom produzieren. Denn, wie die repräsentative Studie der WSL im Rahmen des Projekt Energyscape aufzeigt, will die Bevölkerung grundsätzlich keine Energieinfrastruktur in alpinen Freiräumen.
  • Alternative Narrative stärken: Für den Erhalt der bisher weitgehend infrastukturfreien alpinen Landschaften müssen wir starke Geschichten, z.B. unter Einbezug von Akteur:innen des Alltags vor Ort, aufspüren. Denn diese Orte sind nicht austauschbar.

Rony Emmenegger: Im Sinne einer Synthese des Workshops lassen sich die folgenden Grundpfeiler für eine sozialwissenschaftlich inspirierte Landschaftsforschung zu alpinen Energieinfrastrukturen identifizieren:

  • Deskriptive Landschaftsforschung: Im Sinne einer Diagnose werden unterschiedliche Bedeutungen und Bewertungen von Landschaften und Landschaftselementen erfasst. In interdisziplinärer Manier stehen die subjektiven, emotionalen und ästhetischen Dimensionen im Vordergrund und werden als Wahrnehmungen oder Alltagspraktiken in vernetzten Landschaften erfasst. Im Sinne der klassischen «Akzeptanz»-Forschung kann auf dieser Grundlage die Frage der Wünschbarkeit oder Machbarkeit von alpinen Energieinfrastrukturprojekten im Vordergrund stehen.
  • Politische Landschaftsforschung: Im Sinne einer Analyse der «Werte» Politik stehen hier die gesellschaftspolitischen Aushandlungsprozesse im Vordergrund. Die Bewertung von alpinen Landschaften wird nicht primär als lokales, sondern als «multi-skalares» Phänomen verstanden – was erlaubt, die aktuell prominente Einbindung von alpinen Landschaften in lokalen, nationalen und globalen Debatten um die Energiewende und den Klimawandel, bzw. deren Verankerung in der Landschaft zu begreifen. Im Sinne einer Analyse von «Politischen Landschaften» gilt es zu fragen, welche Landschaftsbewertung sich durchsetzt und welche nicht, und welche Machtstrukturen sich entsprechend in Landschaft konsolidieren und diese transformieren.
  • Aktivistische Landschaftsforschung: Ausgangspunkt für eine eher aktivistisch Ausrichtung ist die Einsicht, dass sozialwissenschaftliche Forschung, über das Schaffen von Wissen über alpine Landschaften, selber Teil einer «Werte» Politik ist. Dies legt die kritische Reflexion über die Wissensproduktion in Wissenschaft und Gesellschaft nahe, u.a. über deren institutionelle Einbettung und deren Wirkungsmacht. Zugleich eröffnet sich hier politischer Raum für transdisziplinäre Zusammenarbeit zwecks der «Ko-produktion» oder «Ko-kreation» von Wissen, Visionen und Strategien im Umgang mit gesellschaftlichen Problemstellungen in sich transformierenden alpinen Landschaften.

Weiterführende Links:

Programm Workshop vom 21. November 2022

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news-795 Thu, 08 Dec 2022 12:44:33 +0100 100% Solarstrom: Unterstütze unser Crowdfunding! /aktuell/detail/100-solarstrom-unterstuetze-unser-crowdfunding/ Ab 2023 wollen wir unsere Geschäftsstelle in Bern mit 100% wildnisverträglichen Solarstrom von Berner Dächern betreiben. Unterstütze unser Crowdfunding und hilf mit, dass wir dieses Ziel erreichen! Darum geht es

Fürs neue Jahr wünschen wir uns 100% Solarstrom für unsere Geschäftsstelle in Bern! Aktuell wird bereits 30% unseres Strombedarfs durch Sonnenstrom von Berner Dächern gedeckt. Um beim Berner Solardachanbieter «Sunraising» genügend Fläche für eine hundertprozentige Deckung mit Solarstrom einzukaufen, fehlen uns aktuell noch 3650 CHF. Indem du unser Crowdfunding unterstützt, schenkst du uns 100% wildnisverträglichen Solarstrom. Danke!

Darum solltest du uns unterstützen

Wenn es nach uns geht, gehört Solarenergie dringend ausgebaut - und zwar im bereits bebauten Gebiet. In der aktuellen Diskussion um den Ausbau von Solarenergie geraten zunehmend unberührte Gebiete in den Fokus. Das ist für uns ein absolutes No-Go! Bevor wir unsere letzten wilden Freiräume der Stromproduktion opfern, soll das Potenzial in bereits bebautem Gebiet ausgeschöpft werden. In erster Linie auf Dachflächen in Städten, aber auch im alpinen Raum entlang von Skigebieten, Staumauern oder stark befahrenen Passstrassen. Also an diesen Orten, wo der Strom auch verbraucht wird und der Mensch bereits einen starken Einfluss hat. Als Organisation wollen wir mit einem guten Beispiel vorangehen und unseren eigenen Strom dort produzieren, wo er auch verbraucht wird. In unserem Fall in der Stadt Bern. Als kleine NGO finanzieren wir uns durch die Beiträge unserer Mitglieder und Spendenden. Mit deiner Spende unterstützt du unsere Arbeit und machst erst noch etwas Gutes fürs Klima (Ausbau Solarenergie) und unsere Biodiversität (Erhalt wilder Freiräume).

>> Crowdfunding jetzt unterstützen <<

Weiterführende Links:

Unser Positionspapier für eine wildnisverträgliche Energiewende

Unser Berner Solardachanbieter Sunraising

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news-793 Thu, 08 Dec 2022 12:19:25 +0100 Gewinnerin gekürt: Jetzt Weihnachtskarten bestellen! /aktuell/detail/gewinnerin-gekuert-jetzt-weihnachtskarten-bestellen/ Die Gewinnerin des Weihnachtskarten-Wettbewerbs wurde gekürt: Von allen tollen Einsendungen besonders gefallen hat uns der Siebdruck des Daubenhorns bei Leukerbad (VS) von Nathaline Château-Basler. Gewinnerin gekürt

Letzen Monat haben wir unsere Community dazu aufgefordert, uns ihre winterlichen Lieblingssujets zu schicken. Zahlreiche tolle Fotos, Zeichnungen, Collagen und Malereien haben uns daraufhin erreicht – herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben! Die Auswahl ist uns alles andere als leicht gefallen. Schlussendlich doch besonders gut gefallen hat uns der Siebdruck des Daubenhorns bei Leukerbad (VS) von Nathaline Château-Basler. Herzliche Gratulation an Nathaline für dieses tolle Kunstwerk!

Jetzt Karten bestellen (leider alle Karten ausverkauft :))

Den wunderschönen Druck kannst du jetzt in Form einer A5-Postkarte bei uns gegen einen freiwilligen Spendenbetrag bestellen. Möglich sind Bestellungen von 5, 10, 15 oder 20 Karten. Wir wünsche dir viel Freude beim Verschicken deiner Weihnachtsgrüsse!

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news-785 Wed, 30 Nov 2022 17:10:00 +0100 Gut für die Umwelt ist gut fürs Portemonnaie /aktuell/detail/gut-fuer-die-umwelt-ist-gut-fuers-portemonnaie/ Seit der Corona-Pandemie boomt Bergsport wie noch nie. Viele entdecken die Berge neu für sich, die Materialschlacht ist vorprogrammiert. Auch wenn bereits viele Produkte nachhaltiger produziert werden, bei der Herstellung entstehen die grössten Emissionen. Deshalb: wiederverwenden statt neu kaufen. Zu Besuch am Alpin-Flohmi in Bern

Gespanntes Warten in der langen Schlange, die bis zu den nächsten Häusern reicht. Wir befinden uns vor dem Eventlokal «Heitere Fahne» in Bern, heute Abend findet hier einer der beliebten Alpin-Flohmis statt. Mitglieder von Mountain Wilderness haben bereits um 17.45 exklusiven Einlass und sichern sich heiss begehrte und seltene Stücke. Dann geht das Gedränge los. Samuel ist zum ersten Mal hier, pünktlich um 18.30 stellt er sich ans Ende der Schlange. Er sucht nach Bergschuhen, Trailrunning-Stöcken und Rucksack. «Und Kletterzeug, das kann man immer brauchen», meint er mit einem Schmunzeln. Dreiviertel Stunden dauert es, bis er an der Reihe ist und eingelassen wird, so gross ist der Andrang.

Die Verkaufenden sind schon etwas länger auf den Beinen: Seit 17 Uhr richten sie ihren Stand ein. Sie zahlen einen kleinen Unkostenbeitrag an die Raummiete und Organisation. Salome teilt sich ihren Stand mit zwei Freundinnen, jede hat einen Meter. «Wir verkaufen Dinge, die wir nicht mehr so oft benutzen, vor allem Kleidung». Die Stücke werden hübsch drapiert und präsentiert. Man linst etwas zum Nachbar-Stand: Was wird da geboten? Passen die Preise? Im Angebot ist von praktischen Winterjacken, über Skier, Bergschuhe und Kletterfinken fast alles zu finden, was das bergsportbegeisterte Herz begehrt.

Neben zahlreichen privaten Verkaufenden ist auch Second Peak aus Zürich, der erste secondhand Outdoorshop der Schweiz, mit ausgewählten Stücken vertreten. Ebenfalls vor Ort ist das Schweizer Label Rotauf. Es verkauft sogenannte Bastarde: Produkte mit kleinem Produktionsfehler oder Probe-Modelle, aus denen nie eine ganze Kollektion geworden ist. Ins Leben gerufen wurden die Alpin-Flohmis von Mountain Wilderness in Zusammenarbeit mit der NGO Public Eye.

Secondhand liegt im Trend

Gebraucht kaufen liegt im Trend, auch im Bergsport: Den ersten Alpin-Flohmi 2019 haben mehr als 1’000 Leute besucht. Seither haben trotz Corona acht Austragungen stattgefunden, dieses Jahr in Basel, St. Gallen, Zürich und Bern. Für 2023 sind bereits weitere geplant, der Alpin-Flohmi soll zudem erstmals in der französischen Schweiz stattfinden. «Der Flohmi war einmal mehr ein voller Erfolg», resümiert Juna Fink von Mountain Wilderness. «Die Nachfrage nach gebrauchten Bergsportartikeln ist ungebrochen». Wer gebraucht kauft, schont die Umwelt und spart Geld. Auch hier gilt einmal mehr: Weniger ist mehr.

Die Stimmung ist entspannt und familiär. Im gemütlichen Raum mit viel Holz in der «Heitere Fahne» wird der Flohmi zu einer Tauschparty unter Freunden. Viele schlendern mit einem Stück Pizza in der Hand von Stand zu Stand. Es wird rege verhandelt; diskutiert über die guten Stücke oder über die Touren, die diese Skischuhe in ihrem zweiten Leben noch absolvieren werden. Salome hat absichtlich keine Preisschilder angebracht. «Das Feilschen macht Spass, man findet sich immer», erzählt sie. Sie schätzt die gemütliche Atmosphäre. «Cool, dass so ein Event nach der Pandemie wieder stattfinden darf!».

Das zweite Leben lohnt sich

Viele der Stücke sehen aus wie neu, manches hat ein paar Gebrauchsspuren. Sie erzählen Geschichten von den Abenteuern, die sie mit ihren Besitzerinnen und Besitzern in den Bergen erlebt haben. Etwas haben alle Kleidungsstücke oder Ausrüstungsteile gemeinsam: Sie freuen sich auf ein zweites Leben. Eines, das sich lohnt: Der Kauf eines Zeltes oder eines Schlafsacks aus zweiter Hand spart 78 kg CO2, der eines Faserpelzes 18 kg CO2, die sonst bei der Herstellung von Neuware anfallen. Das ist zusammengerechnet mehr als die Hälfte der Emissionen eines Fluges von Zürich nach Berlin (167 kg CO2 pro Passagier). Umso nachdenklicher stimmt die Tatsache, dass viele der angebotenen Stücke fast oder sogar ganz neu sind. In der Euphorie für ein neues Hobby wird grosszügig eingekauft, die Freizeit für den Bergsport fehlt dann aber doch, Trends ändern sich. Die guten Stücke liegen vergessen im Schrank. Besonders fatal: Zahlreiche Ausrüstungsgegenstände gibt es (noch) nicht aus fairer und umweltschonender Produktion. Solche Produkte möglichst lange zu verwenden ist deshalb besonders wertvoll für die Umwelt.

Samuel ist fündig geworden. Trailrunning-Schuhe sind es schliesslich geworden, sein Kollege hat einen Skitourenrucksack ergattert. «Die Trailrunners sind fast neu, passen perfekt und haben nur 40 Franken gekostet!», meint er strahlend. «Nächstes Mal bin ich auf jeden Fall früher da!», erklärt er entschieden. Etwa eines der fünf Exemplare des begehrten, aber vergriffenen SAC-Skitourenführers «Berner Alpen West» hätte er gerne gehabt – doch die waren alle schon verkauft.

Übriggebliebenes erwärmt die Herzen

Gegen halb neun liegt schon etwas Aufbruchsstimmung in der Luft, der grösste Rummel ist vorbei. Die Verkaufenden stossen auf den erfolgreichen Abend an: Viele Tische sind fast leer. Manche der Besuchenden sitzen bereits draussen am Feuer bei einem Bier zusammen. Und dann kommt nochmals ein Highlight: Aktive der Flüchtlingshilfe besuchen den Flohmi und starten einen Spendenaufruf für warme Schlafsäcke, Zelte und Kleidung, die sie an der polnisch-belarussischen Grenze an Flüchtende verteilen. Viele Verkaufende spenden spontan ihre restlichen unverkauften Sachen, auch Salome und ihre Freundinnen. So kommt eine ganze Wagenladung zusammen, fünf prall gefüllte Rucksäcke mit Wanderschuhen, dicken Handschuhen, Mützen, warmen Schlafsäcken, Jacken und Mätteli für den kalten Winter. Damit wärmen auch die letzten Stücke Hände, Füsse und Herzen.

Flohmi verpasst?

  1. Organisiere deinen eigenen Alpin-Flohmi: Hast du den Flohmarkt in Bern verpasst und/oder möchtest einen Alpin-Flohmi in deiner Stadt organisieren? Mountain Wilderness Schweiz unterstützt dich dabei, indem wir dir ein Toolkit zur einfachen Umsetzung zur Verfügung stellen. Mehr Informationen zu unseren Alpin-Flohmis findest du hier.

  2. Hilf mit beim nächsten Event: Helfende Hände können wir immer gebrauchen. Hast du Lust, uns bei einem der Anlässe als Freiwillige*r zu unterstützen? Dann melde dich bei uns unter: info(at)mountainwilderness.ch. Wir freuen uns auf dich!

  3. Für die Zeit zwischen den Flohmis:  Second Peak in Zürich verkauft das ganze Jahr über secondhand Bergsportkleidung. Als Mitglied von Mountain Wilderness Schweiz profitierst du von 15 % Rabatt beim Kauf und 40 % Mehrwert beim Verkauf. Einen Besuch wert ist auch der ROTAUF Bastard Shop. Dort findest du exklusive Einzelstücke und Restbestände von Outdoorbekleidung aus 100 % Schweizer Produktion.

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news-792 Fri, 18 Nov 2022 16:18:14 +0100 Erfolgreicher Test: Der Wildnis-Trail Kandersteg ist auf gutem Weg /aktuell/detail/erfolgreicher-test-der-wildnis-trail-kandersteg-ist-auf-gutem-weg/ Der Naturerlebnispfad «Wildnis-Trail Kandersteg» funktioniert! Dies hat ein Testlauf mit drei Familien am 12. November gezeigt. Wir werden den Trail nun weiter verfeinern, damit wir ihn im Frühsommer 2023 eröffnen können. Erkenntnis beim Testlauf des Wildnis-Trails am 12. November: «Das dort drüben ist sicher nicht Wildnis, dort haben sie gemucknet!», ruft der siebenjährige Kandersteger (Anm. d. R. «mucknen» ist das Arbeiten mit dem legendären Bagger «Menzi Muck»). Genau solche Gedankengänge wollen wir mit dem Wildnis-Trail Kandersteg auslösen. Kinder befassen sich mit ihrer Umgebung, lernen Wildnis kennen und sie unterscheiden von genutzter, menschlich geprägter Natur. Wir entwickeln den Wildnis-Trail Kandersteg zusammen mit der Stiftung UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch. Er ist ein Projekt entstanden aus dem Wildnis-Dialog mit Kandersteg, mit dem Ziel, die Wertschätzung für Wildnis zu erhöhen.

Um herauszufinden, wie der Wildnis-Trail bei Familien mit Kindern im Primarschulalter ankommt – für sie entwickeln wir den Naturerlebnispfad – haben wir ihn diesen Samstag, 12. November, mit ihnen zusammen zum ersten Mal draussen getestet. Zwei Familien aus Kandersteg, eine Familie sowie eine Einzelperson aus Zürich sind gekommen. Die Kinder waren zwischen vier und elf Jahre alt.

Digital und analog

Eine Anwendung im Browser ihrer Smartphones hat die Testenden durch das Gebiet «Uf der Höh» gleich westlich vom Bahnhof geführt. Hier haben wir den Wildnis-Trail geplant. Sie haben gelernt, was Wildnis überhaupt ist, Mandalas aus Naturmaterialien gemacht und gespürt, wie sich der Untergrund anfühlt, wenn wir ganz leise und achtsam darüber gehen.

Wir planen den aktuell neun Posten umfassenden Wildnis-Trail ohne zusätzliche Infrastruktur. Einzig ein paar Plättchen mit QR-Codes werden voraussichtlich an bestehender Infrastruktur durch den Trail führen. Ergänzend zur digitalen Variante wird es auch ein gedrucktes Büchlein mit Route und Aufgaben geben. Damit kommen auch Leute in den Genuss des Wildnis-Trails, die kein Smartphone haben oder dieses in der Natur nicht anwenden möchten.

«Werde erzählen, wie schön es gewesen ist»

Wie hat es den Kindern gefallen? Ein siebenjähriges Mädchen war während des Testlaufs etwas kritisch. Sie sei nicht so fit, weshalb sie es anstrengend fände. Ihr Fazit am Schluss ganz anders: «Ich werde in der Schule erzählen, wie schön es gewesen ist.» Insgesamt waren die Rückmeldungen positiv. Wir werden diese sammeln und einbauen. Ziel ist es, dass wir den Wildnis-Trail Frühsommer 2023 eröffnen können.

Weiterführende Links

Zur Wildnis Ideenschmiede

www.jungfraualetsch.ch

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news-790 Wed, 16 Nov 2022 13:09:46 +0100 Gerichtsfall gegen alpines Skirennen in Jagdbanngebiet gewonnen /aktuell/detail/gerichtsfall-gegen-alpines-skirennen-in-jagdbanngebiet-gewonnen/ Die Strecke der Trophée du St-Bernard führte bislang durch ein Jagdbanngebiet. Nun wurde die eingereichte Beschwerde von Mountain Wilderness und anderen Umweltorganisationen vom Walliser Kantonsgericht gutgeheissen. Ein Sieg für den Schutz des eidgenössischen Jagdbanngebiets Combe de l'A

Das Walliser Kantonsgericht heisst eine Beschwerde von Mountain Wilderness, Pro Natura und dem WWF gut. Sie richtete sich gegen die Durchführung eines alpinen Skirennens, der Trophée du St-Bernard, im geschützten Gebiet der Combe de l'A. Das von den Organisatoren eingereichte Dossier ist nicht ausreichend um zu garantieren, dass es während der Vorbereitung und der Durchführung des Rennens keine Konflikte mit der Tierwelt im geschützen Gebiet gibt. Dieses Urteil vom 31. Oktober 2022 ist eine wichtige Entscheidung: Sie erinnert daran, dass die eidgenössischen Jagdbanngebiete Wildschutzgebiete sind, die unbedingt von Störungen verschont bleiben müssen.

Im Februar 2020 reichten wir zusammen mit dem WWF und Pro Natura beim Staatsrat Beschwerde ein gegen seinen Entscheid, der die Durchführung eines alpinen Skirennens, der Trophée du St-Bernard, im eidgenössischen Jagdbanngebiet "Val Ferret-Combe de l'A". Die Organisationen erinnerten daran, dass der Zweck dieser Gebiete der Schutz der Tiere vor Störungen ist. Insbesondere ist es verboten, abseits der markierten Routen Ski zu fahren und Drohnen einzusetzen. Ebenfalls zentraler Bestandteil der Beschwerde war die Auslösung von Sprengungen gegen Lawinen im Herzen des Schutzgebietes. Der Walliser Staatsrat hingegen war der Ansicht, dass das Rennen mit seinen mehr als 380 Teilnehmenden in der Durchführung und auch während der Vorbereitungen keine schädlichen Auswirkungen auf die Biotope und die Tierwelt hätten und daher die Schutzziele der eidgenössichen Jadgbanngebiete nicht gefährdeten. Das Organisationskomitee der Trophée du St-Bernard hatte deshalb angekündigt, dass Rennen alle zwei Jahre durchzuführen.

Walliser Kantonsgericht gibt Umweltorganisationen Recht

Das Walliser Kantonsgericht gab der Beschwerde der Umweltorganisationen jedoch Recht: Die Veranstaltung verursache Störungen mit erheblichen Auswirkungen auf die Tierwelt. So verlaufen die Rennstrecken teils durch nicht markierte Bereiche, die eigentlich von menschlicher Anwesenheit verschont bleiben müssten. Zudem führten die notwendigen Vorbereitungen in den Wochen vor dem Rennen zu einer intensiven und schädlichen Nutzung des Geländes. Dies während einer Jahreszeit, in der die Tiere am meisten Ruhe benötigen. Somit verstosse die Trophée du St-Bernard gegen die Verordnung über die eidgenössischen Jagdbanngebiete. Das Kantonsgericht schloss sich der Meinung der Umweltorganisationen an, indem es feststellte, dass "es vermieden werden sollte, das Freizeitangebot in einem geschützten Gebiet zu erhöhen, um die letzten Rückzugsmöglichkeiten für die Tierwelt so weit wie möglich zu erhalten". Zusammen mit dem WWF und Pro Natura zeigen wir uns sehr zufrieden mit diesem Urteil und erinnern daran, dass die Alpen bereits zahlreiche Möglichkeiten für Sport- und Freizeitaktivitäten in nicht geschützten Gebieten bieten. Auch wenn wir bedauern, dass die Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte, so begrüssen wir doch den Entscheid der Veranstaltenden, die Strecke zukünftig nicht mehr durch das Jagdbanngebiet verlaufen zu lassen.

Zur Medienmitteilung (auf französisch)

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news-788 Wed, 09 Nov 2022 10:50:28 +0100 Wettbewerb: Winter, Wildnis, Weihnachtskarte! /aktuell/detail/wettbewerb-winter-wildnis-weihnachtskarte/ Wir suchen das passende Sujet für unsere diesjährige Weihnachtskarte. Dieses Jahr interessieren uns ganz besonders die Bilder unserer Community: Schicke uns dein winterliches Lieblingssujet! Wir suchen das passende Sujet für unsere diesjährige Weihnachtskarte. Dieses Jahr interessieren uns ganz besonders die Bilder unserer Community: Mach mit und schicke uns bis am Sonntag, 27. November dein winterliches Lieblingssujet. Deine Einsendung kann ein Foto, eine Malerei, eine Collage, eine Grafik oder ähnliches sein und muss mindestens das Format A5 haben. Das tollste Sujet kommt auf unsere diesjährige Karte, die ab Anfang Dezember gegen eine freiwillige Spende bei uns bestellt werden kann. Zudem: Unter den Mitmachenden verlosen wir ein Mountain Wilderness T-Shirt. Die Shirts wurden in Zusammenarbeit mit unserem Bergsportpartner ROTAUF entworfen und sind zu 100% in der Schweiz gestrickt, gefärbt, genäht und bedruckt.

Jetzt mitmachen und Sujet einsenden

 

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news-784 Tue, 01 Nov 2022 18:12:41 +0100 Alpin-Flohmi Bern: Schlange stehen für einen nachhaltigeren Bergsport /aktuell/detail/alpin-flohmi-bern-schlange-stehen-fuer-einen-nachhaltigeren-bergsport/ Am 26. Oktober fand in Bern der bereits vierte Alpin-Flohmi dieses Jahres statt. Zu Gast in der «Heitere Fahne» zog der Abend mit 70 ausverkauften Tischmetern einmal mehr viele Bergsportbegeisterte an. Die Ruhe vor dem Sturm

Eine Mitgliedschaft bei Mountan Wilderness hat sich an diesem Alpin-Flohmi ganz besonders gelohnt. Erstmals wurde Mitgliedern verfrühter Eintritt zu den attraktiven Ständen gewährt - eine tolle Gelegenheit sich in aller Ruhe umzusehen und nach passenden Stücken Ausschau zu halten.

Genug für Alle da

Nicht die Zertifikatskontrolle, sondern der hohe Ansturm führte dazu, dass beim Einlass regelmässig Pausen eingelegt werden mussten. Bei ausgelassener Stimmung kamen die Besuchenden jedoch schnell ins Gespräch und auf dem Heimweg mit gut erhaltener Ausrüstung bepackt, hat sich die aufgebrachte Geduld für viele ausbezahlt.

In freudiger Erwartung

Die grosse Beliebtheit des Anlasses hat einmal mehr gezeigt: Die Nachfrage nach seconhand Ware im Bergsport ist ungebrochen. Fürs 2023 sind Alpin-Flohmis für St. Gallen (04. Mai), Basel, Zürich und Bern in Planung. So freuen wir uns, zusammen mit tollen Lokalpartnern, wieder vielen Ausrüstungsgegenständen ein zweites Leben zu schenken und so den Ressourcenschutz und die Nachhaltigkeit im Bergsport voranzutreiben.

Weiterführende Links

Keinen Flohmi mehr verpassen und für unseren Newsletter anmelden!
Hilf uns den Alpin-Flohmi in deine Stadt zu bringen: Alpin-Flohmi veranstalten
Zeitungsbericht zum ersten Alpin-Flohmi in St. Gallen

 

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news-779 Wed, 21 Sep 2022 11:43:06 +0200 Vernehmlassungsantwort zur Richtplananpassung Grimsel-Trift /aktuell/detail/vernehmlassungsantwort-zur-richtplananpassung-grimsel-trift/ Am Trift-Gletscher ist ein neues Kraftwerk zur Energiegewinnung geplant. Wir erachten den durch den Neubau des Speicherkraftwerks Trift notwendigen Eingriff in die wilde, dynamische Gebirgslandschaft als nicht vertretbar und haben uns deshalb an der Vernehmlassung beteiligt. Mountain Wilderness Schweiz lehnt das Projekt für das neue Speicherkraftwerk Trift aus drei zentralen Gründen ab. Mit der Teilnahme an der Vernehmlassung zur geplanten Anpassung des kantonalen Richtplans haben wir unsere Argumente eingebracht.

Gebiete mit hoher Wildnisqualität schützen

Erstens ist der Standort Trift ein Gebiet mit hoher Wildnisqualität. Das heisst, er zeichnet sich durch eine hohe Natürlichkeit, grosse Abgeschiedenheit, grosse Rauheit der Topographie sowie wenige menschliche Einflüsse aus. Das Vorhaben für den Bau des Kraftwerkes würde ein Gletschervorfeld zerstören, das sich durch eine einzigartige Vielfalt an Strukturen und dynamischen Prozessen auszeichnet (Wasserfall, Seitenbäche, Schwemmebene). Zudem würde das gesamte aquatische System massiv beeinträchtigt. Durch die Gletscherschmelze entstand im Trift-Gebiet ein relevanter naturschutzfachlicher Wertzuwachs. Dadurch besteht ein stark erhöhter Schutzbedarf.

Wertvolles Gewässer und Rückzugsräume für Biodiversität erhalten

Zweitens weisen die bestehenden landschaftlichen und gewässerökologischen Untersuchungen am Triftwasser und seiner Umgebung oberhalb der Fassung Untere Trift alle darauf hin, dass das Gewässer als einmalig einzustufen und wegen seiner aussergewöhnlichen gewässermorphologischen Ausprägung schützenswert ist. Es handelt sich um eine der letzten noch intakten Gletscherbachsukzessionen mit engen, wilden Schluchten, tosenden Wasserfällen und mäandrierenden Flachstrecken. Mit dem Rückweichen des Gletschers bilden sich nun neue Kaskaden und geologisch bedingte Schluchtstrecken, die das Bild ergänzen. 

Neubau nur als letzte Möglichkeit

Drittens ist der Erhalt des gesamten Landschaftssystems mit Gletscher, Gebirgsbach und Umfeld auch wichtig aus wissenschaftlicher Sicht und könnte in Zukunft als wertvolles Archiv im Zusammenhang mit dem Klimawandel dienen. Der Neubau in wilden Gebirgslandschaften ist für uns insbesondere unangemessen, solange keine starken politischen Signale und wirksamen Massnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs umgesetzt sind. Mehr dazu in unserem Positionspapier zur wildnisverträglichen Energiewende.

Zur Vernehmlassungsantwort

 

 

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news-778 Thu, 15 Sep 2022 17:42:35 +0200 Schiessen wir kein Eigentor – kein Freipass für die Industrialisierung alpiner Freiräume /aktuell/detail/schiessen-wir-kein-eigentor-kein-freipass-fuer-die-industrialisierung-alpiner-freiraeume/ Der Ständerat hat heute eine Gesetzesvorlage zum Bau alpiner Freiflächen-Photovoltaikanlagen durchgewinkt, welche unsere letzten unberührten Freiräume nach dem Prinzip «first come, first served» verscherbelt. Wir haben vor dem Bundeshaus demonstriert. Die Schweiz steht kurz davor, ein gewaltiges Eigentor zu schiessen und ihre letzten alpinen Freiräume überstürzt für die Stromproduktion preiszugeben. Heute hat der Ständerat mit dem «Gesetz über dringliche Massnahmen zur kurzfristigen Bereitstellung einer sicheren Stromversorgung im Winter» ein dringliches Bundesgesetz vorgelegt, welches weitreichende Deregulierungen des Erhalts der Natur und der menschlichen Lebensgrundlagen enthält. Gemäss der aktuellen Vorlage könnten Solarkraftwerke ab 10 GWh Jahresproduktion ohne Umweltverträglichkeitsprüfung oder Planungspflicht gebaut werden – sogar in Naturschutzgebieten. Jedes Maiensäss hätte mehr Auflagen als ein riesiges Solarkraftwerk in der Grösse von sieben Fussballfeldern oder mehr. Faktisch ist dies ein Freipass zur Industrialisierung unserer Alpen. Mit einem Goal und einem Fussball ausgerüstet marschierten wir heute Mittag auf den Bundesplatz und demonstrierten gegen die Vorlage. Mit scharfen Schüssen auf eine alpine Berglandschaft wurde gezeigt: Wenn das Gesetz in seiner jetzigen Form auch vom Nationalrat angenommen wird, schiessen wir ein Eigengoal. Die gefürchtete akute Strommangellage darf nicht dazu führen, dass wir die letzten unverbauten Räume opfern und die Prinzipien unseres Rechtsstaates über Bord werfen. Wir brauchen alpine Freiräume. Sie sind wichtige Lebens- und Erfahrungsräume für Natur und Mensch. Wir finden: Alpine Photovoltaik hat ein riesiges Potenzial für die Winterstromproduktion. Ökologisch und ökonomisch macht sie jedoch nur dort Sinn, wo schon gebaut und erschlossen ist. Insbesondere PVA in Skigebieten werden gemäss Umfragen von der Bevölkerung positiv bewertet. Um das drohende Eigentor zu verhindern, haben wir Forderungen an die Nationalrätinnen und Nationalräte formuliert, welche wir Ihnen in einer Mail übergeben werden.

Wichtige Änderungen

Zu unserer Freude zeigte der Nationalrat daraufhin wenigstens ein bisschen Vernunft: Das Gesetz wurde zwar angenommen, gilt jedoch nicht in Schutzgebieten und die Umweltverträglichkeitsprüfung wurde wieder zur Pflicht. Das dringliche Bundesgesetz trat am 1. Oktober 2022 in Kraft und gilt bis 31. Dezember 2025. Ein Freipass konnte damit verhindert werden - ein satter Lattenknaller für den Alpenschutz bleibt das Gesetz aber weiterhin! Zur Gesetzesvorlage.

Weiterführende Links

Hier gehts zu unserem Positionspapier für eine wildnisverträgliche Energiewende

Zur Medienmitteilung

Unmut, Ungereimtheiten und offene Fragen im Abstimmungsverfahren: Der Hintergrundbericht zum Grossprojekt Grengiols-Solar im Walliser Bote

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news-776 Mon, 29 Aug 2022 12:05:11 +0200 Wandernd Flagge zeigen für einen wirksamen Klima- und Alpenschutz /aktuell/detail/wandernd-flagge-zeigen-fuer-einen-wirksamen-klima-und-alpenschutz/ Die Gletscher-Initiative kommt in den Ständerat. Wir wollen Flagge zeigen. Machst du bei unserer Wanderung mit? Stadtnah und familienfreundlich erkunden wir die wilde Seite des Bantigers bei Bern. Klimaschutz ist Alpenschutz und umgekehrt!

Die Alpen sind bereits überdurchschnittlich stark von der globalen Erwärmung betroffen und wissenschaftliche Erkenntnisse sagen ein noch schnelleres Fortschreiten des Klimawandels voraus. Nur mutiges und entschlossenes Handeln kann ihre Ökosysteme und die Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner retten. Alpenschutz bedeutet Klimaschutz und umgekehrt - deshalb unterstützt Mountain Wilderness Schweiz die Gletscher-Initative. Mit unserer Wanderung am 11. September wollen wir gemeinsam Flagge zeigen und so den Druck auf den Ständerat für einen wirksamen Klima- und Alpenschutz erhöhen.

Wo: Wir bleiben auf unserer Wanderung möglichst stadtnah - und geniessen trotzdem den alpinen Charakter und mit etwas Glück das Alpenpanorama. Als Alpenschutzorganisation erzählen wir zudem wie wir uns eine wildnisverträgliche Energiewende vorstellen. Feldstecher fürs beobachten der Wildtiere (Gämse & Wanderfalken) mitbringen, die Teilnehmenden dürfen sich an der Brätlistelle Bolligen – Birchi, Ferenberg über einen lokalen Zvieri freuen.

Wann: 11. September, 11:16 Uhr, Krauchthal Länggasse (25 ÖV-Minuten ab Bern)

Dauer: Ca. 3 Stunden, abwechslungsreiche Wanderung über bewachsene Krete. Für Familien geeignet.

Schlechtwetteroption: Bei sehr schlechtem Wetter wird die Wanderung auf den 18.9. verschoben. Über die definitive Durchführung oder allenfalls Verschiebung wird am 7. September informiert.

Rückblick

Rund 30 Personen waren mit uns am 11. September für die Gletscher-Initiative unterwegs. Die abwechslungsreiche Wanderung über den Bantiger bei Bern war für Gross und Klein ein Genuss. Ausklingen liessen wir den Tag mit spannenden Diskussionen bei einem feinen selbstgemachten Ziveri mit saisonalem Obst vom Bauern von nebenan. Mit den schweizweit organisierten Wanderungen, eine Woche vor Beratung des indirekten Gegenvorschlages zur Gletscher-Initative im Ständerat, wurde nochmals ordentlich Druck gemacht und gezeigt: Wirksamer Alpenschutz bedeutet wirksamer Klimaschutz. Danke an alle, die an diesem Tag bei uns dabei waren!

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news-774 Mon, 22 Aug 2022 12:39:34 +0200 Aus einem alpinen Freiraum würde eine Industriezone /aktuell/detail/aus-einem-alpinen-freiraum-wuerde-eine-industriezone/ Das freistehende Solarkraftwerk «Gondosolar» würde eine heute unerschlossene ehemalige Alpfläche zerstören. Mountain Wilderness Schweiz hat im Rahmen des «Feuers in den Alpen» am 13. August dagegen demonstriert. Die Schweiz soll die Energiewende im bebauten Gebiet vollziehen – und Energie einsparen! Das Absperrband gehört einfach nicht hierhin! Es stört meinen Blick, der über die Grasbüschel schweift, über die Schlafsäcke unseres «Protestcamps» weiter unten, wie es die Medien betitelt haben. Über allem thronen Weissmies, Lagginhorn und Fletschhorn. Sie allein sollten Grund genug sein, dieses Gebiet nicht zu zerstören. Ich bin auf Alpjerung ob Gondo. Wir haben hier gestern im Rahmen des «Feuers in den Alpen» gegen den alpinen Solarpark «Gondosolar» demonstriert. Das Absperrband hatten wir aufgezogen, um zu zeigen: hier ist eine Grossbaustelle geplant! Und dieses Absperrband ist nur ein Vorgeschmack: Unvorstellbar, dass gemäss Plänen der Initianten schon bald 200 Reihen mit 4’500 Solar-Elementen aus dieser rauen, abgelegenen Landschaft eine Industriezone machen könnten.

Von der kleinstrukturierten ehemaligen Alp zur Solarfarm

Das Gelände ist anders, als es sich die meisten aus der Gruppe vorgestellt haben: Es ist weitläufig, nicht einfach ein flacher Hang. Die vielen Mulden und Kuppen, Baumrotten und Felspartien bieten eine Diversität an Lebensräumen. Ruinen von Alpgebäuden ragen allenthalben aus dem gelblichen Gras und erinnern an die längst vergangene Zeit, als Alpjerung noch intensiv alpwirtschaftlich genutzt worden ist. «Gondosolar» würde ein völlig falsches Zeichen setzen. Welche Alpgenossenschaft würde nicht auch gerne eine abgelegene Alp vergolden wollen, sollte «Gondosolar» umgesetzt werden? Es wäre ein Geschäftsmodell, das auf der Ausbeutung der letzten unerschlossenen Räume der Schweiz beruhen würde. Weniger nachhaltig geht es kaum. Wir brauchen diese Räume: Als Rückzugsgebiete für Flora und Fauna und als Erfahrungsräume für uns Menschen.

Eine Nacht verbringen heisst intensiv eintauchen

Unten erwacht das «Protestcamp» langsam. Es ist eine buntgemischte Gruppe. Da ist ein Paar aus Frankreich, das während dreier Monate die Via Alpina erwandert und dabei auf die Bedeutung von Nachhaltigkeit in den Alpen hinweist. Eine Frau mittleren Alters, die sich beruflich mit der Energiewende beschäftigt, hat ohne mit den Wimpern zu zucken die Nacht an der frischen Luft verbracht. Am Morgen sind unsere Schlafsäcke vom Tau durchfeuchtet. Es erklingen Wortfetzen auf Italienisch, Französisch, Englisch und Deutsch. Uns alle vereint ein Sinn für Nachhaltigkeit und die Liebe zu Bergen, Natur und Landschaft. Als wir gestern daran waren, das Abendessen zuzubereiten, zog die Älplerin von der Alpe Vallescia mit einer Kratte voll mühselig gesammelten Holzes und ein paar Kühen an uns vorbei. Ihre Alp liegt in Italien, gleich ennet der Grenze. Wie es für sie wohl sein würde, wenn sie dereinst durch einen Solar-Wald zöge, um Feuerholz zu sammeln? An einem Ort zu biwakieren, baut eine andere Beziehung zu ihm auf. Wir haben gesehen, wie der praktisch noch volle Mond orange aufgegangen ist. Einigen waren ein paar Sternschnuppen vergönnt. Wir haben wahrgenommen, wie ruhig und ursprünglich es hier oben ist.

Begegnung mit Parlamentarierinnen, die sich vor Ort informieren

Am Tag zuvor war es noch anders gewesen. Als wir mit unserer rund zwanzigköpfigen Gruppe die selten begangene Alpjerung erreicht hatten, trafen wir auf Renato Jordan, den Initianten des Projekts und Besitzer von Alpjerung. Er führte gerade eine Gruppe von SP-Nationalrätinnen und -Nationalräten über das Gelände. Roger Nordmann stürmte direkt auf Maren Kern, die Geschäftsleiterin von Mountain Wilderness Schweiz, zu. Als Mitglied sei er enttäuscht, dass wir uns gegen dieses in seinen Augen zukunftsfähige Projekt auflehnten. Es entspannte sich ein spannendes Gespräch mit der Gruppe. Renato Jordan fragte, ob wir nicht ein gestricktes Absperrband hätten nehmen sollen und wie wir die Baustellenlampen aufgeladen hätten. Die anwesenden Nationalrätinnen Ursula Schneider-Schüttel (Pro Natura) und Martina Munz (AquaViva) vertreten wichtige Umweltorganisationen. Beiden ist anzuspüren, dass für sie ein Entscheid bezüglich «Gondosolar» nicht einfach ist.

Ein Grossteil der Lösung liegt im bereits bebauten Gebiet

Niemand von ihnen zweifelt am Wert dieses Gebiets. Doch eine Frage beschäftigt sie, und auch viele aus unserer Gruppe: Wie schaffen wir es, nicht in eine Energie-Mangellage im Winter zu laufen? Das grosse Argument für «Gondosolar» ist, dass die Anlage im Winter mehr Strom produzieren würde als im Sommer. Dann, wenn im Mittelland der Nebel und die schwache Sonneneinstrahlung die Stromproduktion drosseln. Diese Frage ist verständlich und berechtigt. Um sie zu beantworten, braucht es zwei Ansätze: 1. Den Grundbedarf an Strom können wir mit Photovoltaik-Anlagen (PVA) auf unproblematischen Flächen wie Hausdächern oder Autobahnen decken. Studien beweisen das riesige Potenzial. Auch im alpinen Gebiet gibt es grosses Potenzial für PVA in bereits erschlossenen Gebieten zur Produktion von Winterstrom, zum Beispiel auf Tourismus-Resorts oder bei Skianlagen. Dazu brauchen wir auch geeignete Speicherkapazitäten. 2. Unser Energiehunger ist unermesslich! So wie wir einem adipösen Menschen nicht raten würden, seine Lebensmittel einfach durch andere, gesündere in der gleichen Menge zu ersetzen, sondern gleichzeitig weniger zu essen, müssen auch wir weniger Energie brauchen. Zur Frage, wie wir dies schaffen, braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs, der uns hilft, zwischen «notwendigem» und «luxuriösem» Konsum zu unterscheiden. Die Lösungen müssen angepasst an die jeweiligen Verhältnisse sein: Im ländlichen Gebiet macht vielleicht ein Elektroauto Sinn, in der Stadt dafür ein breiteres kulturelles Angebot, welches wiederum Energie braucht.

Unerschlossen und unsichtbar

Unsere Gruppe löst sich an diesem Sonntagmorgen langsam auf. Einige nehmen den Schmugglerpfad Richtung Italien, andere werden noch bis zum Simplon Hospiz wandern. Nach Alpjerung kommt man nur zu Fuss: entweder von der italienischen Seite oder, wie wir es am Samstag gemacht haben, vom Weiler Alpje her. Wer hier hin möchte, wandert mindestens eineinhalb Stunden. Es ist leicht, sich auf einem der Trampelpfade zu verlaufen. Breite Strässchen gibt es nirgends. Werden sich hier bald Arbeiterinnen und Arbeiter auf Quads für den Unterhalt des Solarparks auf schmalen Wanderwegen raufpflügen, wie uns ein Unterstützer des Projekts erklärt, der mit uns mitgewandert ist? Wir folgen zuerst dem sogenannten Römerweg, einem historischen Verkehrsweg von nationaler Bedeutung, um dann den stotzigen Weg nach Gondo hinunter zu nehmen. Plötzlich stehen wir wie angewurzelt da: Wir haben eine Gämse und ihr Junges gleich neben dem Wanderweg aufgeschreckt. Sie hatten sich in einer kleinen Höhle versteckt. Die Mutter flüchtet, das Kitz rennt zuerst in unsere Richtung. Auf einem Felsblock stehend, schauen sich alle kurz voller Spannung an; dann rennt das Kitz seiner Mutter nach und verschwindet im Wald. Wir vergessen vor lauter Plänen, Berechnungen und Visualisierungen zu schnell, dass wir uns in einem Lebensraum mit seinen eigenen Gesetzen bewegen. Die Folgen von «Gondosolar» für dieses Gebiet lassen sich heute nur schwer abschätzen. Es gibt bisher keine Erfahrungen mit vergleichbaren freistehenden PVA – weder in diesen Dimensionen noch in dieser Höhe. Hoffen wir, dass dieser Freiraum noch lange seine Ruhe wird behalten können!

Mehr Informationen zum Projekt.

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news-771 Tue, 12 Jul 2022 16:59:41 +0200 Energiewende ja, Gondosolar nein /aktuell/detail/energiewende-ja-gondosolar-nein/ Auf einem Geländerücken an der äussersten Grenze der Schweiz könnte sich ein energiepolitischer Paradigmenwechsel vollziehen: Gondosolar soll die erste grossflächige freistehende Photovoltaik-Anlage in den Schweizer Alpen werden. Die Folgen für die kaum erschlossene Landschaft wären fatal. Das Gebiet ob Gondo ist so wenig begangen und so unbekannt, dass es nicht durch ein Schutzgebiet geschützt ist. Wohl gerade deshalb erhält nun die Idee Aufwind, hier unter dem Namen Gondosolar auf der Fläche von 14 Fussballfeldern die erste grosse freistehende Photovoltaik-Anlage (PVA) der Schweiz im alpinen Raum zu bauen. Würde Gondosolar bewilligt, so befürchten Natur- und Landschaftsschutzorganisationen einen Dammbruch für viele weitere solcher Projekte. Das Projekt sieht eine 100'000 Quadratmeter grosse freistehende PVA auf einer ehemals alpwirtschaftlich genutzten Fläche ob Gondo im Kanton Wallis vor. Das Projektgebiet Alpjerung liegt auf gut 2'000 Metern über Meer, am Fusse des prächtigen Monte Leone direkt an der italienischen Grenze.

Die PVA hätte eine Leistung von 18 Megawatt und soll jährlich 0,0233 Terawattstunden (TWh) Strom liefern, den Bedarf von rund 5’200 Haushalten. Die Gesamtkosten sind auf 42 Mio. Franken budgetiert, der Bau würde 3 Jahre dauern. Initiiert hat das Projekt der Besitzer der Alp, beteiligt sind die Gemeinde Gondo-Zwischbergen sowie die Energie Electrique du Simplon EES (Mehrheitsaktionärin: Alpiq). Obwohl niemand mit einer Eröffnung vor 2030 rechnet, scheint das Projekt ernst gemeint zu sein. Eine Machbarkeitsstudie liegt vor. Als nächstes müsste das Projekt im kantonalen Richtplan festgesetzt werden.

Gut gemeintes Projekt am falschen Ort

Die eigens geschaffene Website vermittelt das Projekt in einem verführerischen Ton. «Die Wahrnehmung der Landschaft wird nur geringfügig beeinflusst (…)» steht da beispielsweise. Raimund Rodewald, Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, widerspricht: «Gondosolar ist ein gut gemeintes Projekt am völlig falschen Ort». Die Anlage käme in eine ehemalige Kulturlandschaft zu liegen, die bisher kaum erschlossen ist. Das Gebiet sei unglaublich wertvoll durch seine Ruhe und Abgeschiedenheit. Der sogenannte «Römerweg» - ein Pfad von historischer Bedeutung - verläuft genau durch das Projektgebiet. Es fehlen Studien, wie sich freistehende PVA auf Wildtiere auswirken. Kurzum: «Um für 5’200 Haushalte Strom zu erzeugen, sind die Kosten und die Eingriffe unverhältnismässig hoch.»

Ähnlich sieht es die grüne Walliser Politikerin und Umweltschützerin Brigitte Wolf: «Statt auf das riesige Potenzial dezentraler Anlagen zu setzen, ist man mit Gondosolar im alten Denken der Grosskraftwerke verhaftet.» Lange habe die Photovoltaik im Wallis ein Mauerblümchen-Dasein geführt, erklärt Brigitte Wolf, und nun – bei einem grossen Prestige-Projekt – seien plötzlich alle dabei. Die Grünen haben sich als einzige Fraktion im Walliser Parlament gegen die Motion «Zur Förderung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen» geäussert. Bereits geistert die Idee einer freistehenden PVA im Saflischtal herum – in einem Naturpark, notabene!

Der Bedarf an Erneuerbaren ist gross

Es ist unbestritten: Wenn wir das Abkommen von Paris einhalten und den Klimawandel aufhalten wollen, muss die Energiewende kommen. Dies darf und muss jedoch nicht auf Kosten der letzten unberührten Gebiete geschehen. Michael Casanova, Energieexperte bei Pro Natura, bestätigt: «Der Druck zum schnellen Ausbauen ist da.» Aktuell beträgt der Strombedarf in der Schweiz rund 60 TWh. Allein für den Ersatz der AKW brauchen wir mehr als 20 TWh Strom aus erneuerbaren Quellen. Hinzu kommt, dass ein grosser Teil der Dekarbonisierung, also der Abkehr von Gas, Kohle und Öl, mit Strom geschehen wird. Je nach Szenario benötigen wir dazu noch einmal einen Zubau von 15 bis 40 TWh an erneuerbaren Energien.

Befürwortende schüren Angst vor Blackout

Ein Argument für den Zubau von freistehenden alpinen PVA und neuen Pumpspeicherkraftwerken ist die sogenannte Winterstromlücke. Saisonabhängige Energieträger wie Wind und PV könnten im Winter die Stromversorgung nicht zuverlässig decken, ein Blackout drohe. Diese Geschichte ist vor allem ein erfolgreicher Propaganda-Trick. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blackout eintritt, ist klein. Basis für die Verunsicherung ist ein Bericht der Elcom von 2021. Dieser skizziert in einem Extrem-Szenario eine Stromlücke von 47 Stunden für Ende März 2025. Und dies nur, sofern die Kooperations-Verhandlungen mit der EU scheitern.

Fachpersonen wie Michael Casanova halten die Gefahr für gering, dass wir von der EU einfach hängen gelassen werden. Die Schweiz hat mit ihren Speicherseen zudem ideale Voraussetzungen, um überschüssigen Sommerstrom zu speichern: Das sind natürliche Batterien für rund 8 TWh Strom. Dies bedingt aber, dass die Pumpspeicherkraftwerke in den Dienst der Versorgungssicherheit gestellt und nicht dann geleert werden, wenn der Strompreis am lukrativsten ist.

Genügend Platz für PV in bebautem Gebiet vorhanden

Das grösste Potenzial, naturverträglich Strom zu produzieren, liegt in der Schweiz bei der Photovoltaik. Studien gehen von bis zu 67 TWh aus, die auf bestehenden Fassaden und Dächern produziert werden könnten. Es hat also noch reichlich Potenzial im bebauten Gebiet, wo sich PV bedeutend kostengünstiger nutzen lässt als im alpinen Freiraum. Bei der Windkraft sind die Konflikte mit Natur- und Landschaftsschutz grösser als bei PV-Anlagen im Siedlungsgebiet. Greenpeace sieht im Bericht «Versorgungssicherheit und Klimaschutz» von 2022 ein Potenzial der Windkraft von rund 5 TWh. Ausgeschöpft ist aus Sicht von Michael Casanova jedoch die Wasserkraft. Weitere Ausbauten sind hier naturverträglich kaum möglich.

Auch Raimund Rodwald sieht riesiges Potenzial für Solarstrom auf bereits bebauten Flächen, gerade im Wallis, dem Kanton mit der höchsten spezifischen Sonneneinstrahlung. Er nennt die «Autoroute solaire»; die Idee, die A9 bei Fully auf 1,6 Kilometern mit 47'000 Solarzellen zu überdachen und Strom für 12'000 Haushalte zu produzieren. Zudem sehen sowohl Raimund Rodewald als auch Brigitte Wolf viel Nachholbedarf auf den Dächern der Walliser Tourismusgemeinden, die noch viel zu selten mit PVA ausgerüstet seien. Dies, obwohl sie oft sehr ähnliche Strahlungsbedingungen aufweisen wie das Gebiet oberhalb von Gondo – ideal für Winterstrom.

Suffizienz und Strom sparen nicht vergessen

Brigitte Wolf fordert, nicht in die Rhetorik der Winterstromlücke einzustimmen und endlos erneuerbare Alternativen für die Stromerzeugung zu fordern, sondern auch Einsparungen zu verlangen. Laut Bundesrat besteht allein bei der Gebäudeeffizienz durch verbessertes Dämmen ein enormes Sparpotenzial. Michael Casanova hofft ebenfalls auf die Effizienz und Suffizienz, dem bewussten Entscheid für Tätigkeiten, Produkte und Konsum, die weniger Energie erfordern. Auf freiwilliger Basis geht das nur schleppend voran, und es bedarf mitunter einer Änderung der individuellen Werthaltung. Michael Casanova plädiert: «Nötig wäre es darum, auch staatlich Anreize zu schaffen, zum Beispiel über Lenkungsabgaben.»

Mountain Wilderness Schweiz lehnt das Projekt Gondosolar aus folgenden Gründen ab:

  1. Es würde die noch kaum berührte Landschaft auf Alpjerung technisch erschliessen und damit deren Wildnisqualität mindern. Wir brauchen unbedingt ruhige, naturbelassene Gebiete als Erfahrungsräume für uns Menschen und Rückzugsräume für Tiere.
  2. Es würde die Qualität des historischen Pfads «Römerweg» sowie des Zustiegs zur beliebten Grande Traversata delle Alpi (GTA) mindern, welche beide durch das Projektgebiet führen.
  3. Wir wollen keinen Präzedenzfall für den Bau freistehender PVA schaffen. Zuerst soll das Potenzial für PV im bebauten Gebiet genutzt werden. Freistehende PVA kommen für uns nur dort in Frage, wo das Gebiet bereits gut erschlossen ist (z.B. in Skigebieten). Sollte der Bau freistehender Photovoltaik-Anlagen unausweichlich sein, so braucht es eine kantonale Gesamtplanung.
  4. Es ist ökonomisch effizienter, Solarstrom im Mittelland oder auf anderem bebautem Gebiet zu produzieren. Wir fordern einen haushälterischen Umgang mit den Mitteln für die Energiewende.

Weiterführende Links

Positionspapier von Mountain Wilderness Schweiz für eine wildnisverträgliche Energiewende

Stellungnahme von Mountain Wilderness Schweiz zum Projekt Gondosolar

 

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news-769 Thu, 30 Jun 2022 16:21:00 +0200 Feuer in den Alpen für eine wildnisverträgliche Energiewende /aktuell/detail/feuer-in-den-alpen-fuer-eine-wildnisvertraegliche-energiewende-1/ Das diesjährige Feuer in den Alpen findet vom 13. auf den 14. August statt. Mit dem Feuer setzen wir alljährlich ein deutliches Zeichen für den Erhalt des kulturellen Erbes unseres Alpenraumes. Dieses Jahr dreht sich alles um das Thema wildnisverträgliche Energiewende. Feuer in den Alpen für eine wildnisverträgliche Energiewende

Dieses Jahr steht das Feuer in den Alpen ganz im Zeichen einer wildnisverträglichen Energiewende. Es findet statt auf der Alpjerung ob Gondo im Kanton Wallis. Dort ist unter dem Namen Gondosolar der erste planerisch bereits ausgereifte freistehende Solarpark der Schweiz angedacht. Mountain Wilderness Schweiz hat sich gegen das Projekt positioniert. Wir haben genug Flächen auf bereits vorhandener Infrastruktur in erschlossenen und bebauten Gebieten - auch im Gebirge. Diese Flächen sollen und müssen zuerst für den Ausbau erneuerbarer Energien und die Produktion von Winterstrom genutzt werden. Für Mountain Wilderness Schweiz ist klar: Solange das Potenzial auf bereits vorhandener Infrastruktur nicht vollständig ausgeschöpft ist, gehören unsere letzten wertvollen unerschlossenen Räume konsequent geschützt und erhalten.

Die gemeinsame Wanderung nach Alpjerung bietet die Möglichkeit, die Projektfläche von Gondosolar in der Grösse von insgesamt 14 Fussballfeldern zu besichtigen. Der stets gesellige Anlass ist der perfekte Zeitpunkt, Mountain Wilderness Schweiz und unsere Arbeit besser kennenzulernen. Wir freuen uns, wenn du am diesjährigen Feuer in den Alpen mit dabei bist! 

Programm

10:16 Uhr: Treffpunkt Bushaltestelle Simplon Dorf, Alte Kaserne. Von hier aus fährt uns ein PubliCar bis zum Weiler Alpje.

10:45 Uhr: Gemeinsame Wanderung (4 Kilometer und 500 Höhenmeter, ca. 2 h) auf die Alpjerung. Bitte Lunch und Getränke selbst mitbringen.

13 Uhr: Besichtigung der Projektfläche des Solarparks, Input-Referate für eine wildnisverträgliche Energiewende.

Ab 16 Uhr: freie Erkundung des Gebiets, gemütliches Zusammensein, Einrichten der Biwaks für die Nacht.

Für alle, die nicht biwakieren wollen, gibt es die Möglichkeit um 15 Uhr zurück nach Alpje zu laufen. Um 16:40 Uhr fährt von dort aus ein PubliCar direkt nach Gondo, von dort das Postauto um 17:43 Uhr Richtung Iselle, mit Anschluss nach Brig.

Wichtigstes in Kürze

Wann: 13. August 2022, Treffpunkt 10:16 Uhr an der Bushaltestelle Simplon Dorf, Alte Kaserne

Anreise: SBB bis Brig oder Domodossola, danach mit dem Postauto bis zur Bushaltestelle Simplon Dorf, Alte Kaserne. 

Teilnahmegebühr: 15 CHF pro Person (kann vor Ort beglichen werden)

Mitnehmen: Wasser und Verpflegung, Biwak-Utensilien, je nach Wetter Sonnen- oder Regenschutz. Gutes Schuhwerk und Ausdauer von Vorteil. 

Die Teilnahme erfolgt auf eigene Verantwortung. Versicherung ist Sache der Teilnehmenden.

Anmeldung

Hier gelangst du zur Anmeldung. Wir freuen uns auf dich!

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news-766 Tue, 07 Jun 2022 14:21:23 +0200 Patrouille des Glaciers – Skitourenrennen ohne Bodenhaftung /aktuell/detail/patrouille-des-glaciers-skitourenrennen-ohne-bodenhaftung/ Die Patrouille des Glaciers (PdG) ist Teil der schweizerischen Sportidentität. Vom Grossteil der Bergsportszene und der breiten Bevölkerung wird der Militär-Grossanlass kaum hinterfragt. Genau das haben wir getan. Ruhe sucht man in den Tagen unseres ersten Besuches in Arolla besser nicht. Helikopter fliegen nonstop ihre Runden über den Eisriesen von Pigne d’Arolla und Mt. Blanc de Cheilon. Und das, obwohl es noch mehr als zwei Wochen dauert, bis der Prestige-Sportevent der Schweizer Armee beginnt: die Patrouille des Glaciers (PdG). Das legendäre Skitourenrennen fand erstmals 1943 statt und mauserte sich von einem Symbol militärischer Wehrhaftigkeit zum sportlichen Grossevent für (fast) jede:n. Der Wettkampf ist der grösste und härteste Anlass seiner Art, ein Megaevent der Superlative. Zwischen dem 26. April und dem 1. Mai 2022 rannten über 4'600 Skitourengehende aus 35 Nationen in 1'540 Dreierteams auf einer hochalpinen Rennstrecke von Zermatt über Arolla nach Verbier. Dabei vernichteten die Athletinnen und Athleten fast 57 Kilometer und 4'386 Höhenmeter bis zu 3'650 müM. Wäre man gemütlich unterwegs, könnte man dafür ganze 4 Tage berechnen – der Streckenrekord für den Gewaltmarsch liegt jedoch aktuell bei deutlich unter sechs Stunden.

Kein Sportevent wie jeder andere

Sportevents in den Bergen boomen. Ultraläufe, Vertical-Races, Skyruns und Co. sind gefragt und oft Teil einer grösseren Tourismusstrategie. Die Veranstaltungen machen Regionen auch über den eigentlichen Anlass hinaus bekannt und ziehen Sportlerinnen und Sportler an, die wiederum eine mehr oder minder grosse Entourage mitbringen. Zusammen mit dieser reisen sie oft einige Tage vor dem Startschuss an und bleiben auch nach dem Anlass noch eine Weile am Veranstaltungsort. Eine Strategie, die Sinn macht und im Vergleich zum Tagestourismus gewissermassen als nachhaltig bezeichnet werden kann.

Die PdG ist dennoch alles andere als einer von vielen Ausdauersportanlässen in den Schweizer Alpen. Denn: Sie wird von der Armee organisiert und findet im Gegensatz zu fast allen anderen Sportevents nicht auf einem bestehenden Wegenetz statt, sondern in einem Raum abseits jeder Infrastruktur, in hochalpiner, vergletscherter Wildnis. Solch besondere Umstände, erfordern besondere Massnahmen.

Von der Wildnis zur Rennstrecke – ein logistischer Kraftakt

Nicht nur die sportliche Leistung der Athletinnen und Athleten, auch der logistische Effort der Armee, der das hochalpine Spektakel möglich erst macht, ist beeindruckend. Rund 120 Tonnen Material wie Stromaggregate, Treibstoff, Beleuchtungsmittel, beheizte Zelte, Lebensmittel oder Streckenmarkierungen sind nötig, um das Rennen möglichst sicher durchführen zu können Der Aufwand, um die Wildnis in eine relativ harmlose Rennstrecke zu verwandeln, ist immens: Für die Materialtransporte fliegen die Helikopter in den vier Wochen zwischen Aufbau, Durchführung und Abbau rund 160 Stunden. Laut Schweizerischer Ärztezeitung werden pro Ausgabe der PdG 140 verletzte Teilnehmende und etwa sechs Tonnen medizinisches Material und Gerätschaften mit den Helikoptern transportiert.

Rund 1’600 Angehörige der Armee und 700 Angehörige des Zivilschutzes des Kantons Wallis,  circa 40 Bergführende, Lawinenspezialist:innen, Hundeführende, sowie etwa 160 Sanitätssoldaten und rund 30 Ärzt:innen und Krankenpflegende sind für die PdG im Einsatz. Die Vorbereitungsaufgaben sind aufwendig und vielfältig: Die Strecke wird markiert, an heiklen Passagen werden tausende Treppenstufen in den Schnee gehackt und Fixseile installiert, Lawinenhänge werden gesprengt und die Gletscherspalten sondiert. All das, um maximale Sicherheit in einem von Gefahren geprägten Raum zu gewährleisten. Ein gutes Training für die Soldaten, die ohnehin in den Wiederholungskurs müssten, sagt man bei der Armee.  Sinnfreie Geldvernichtung auf Kosten der Allgemeinheit und der Natur, entgegnet eine Anwohnerin von Arolla, die lieber anonym bleiben möchte.

Massenevent in der letzten Wildnis der Schweiz

Die PdG führt durch einen der wenigen Räume, in dem man sich heutzutage noch natürlichen Gefahren aussetzen könnte, wenn man dies wollte. Die Route verläuft über weite Teile durch die letzten wilden Gebiete der Schweiz. In seiner jetzigen Form ist der Anlass aus Sicht von Mountain Wilderness Schweiz inakzeptabel. 2019 publizierten wir gemeinsam mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) eine Studie zu Wildnis in der Schweiz. Das Ergebnis ist die sogenannte Wildniskarte der Schweiz, welche die Ursprünglichkeit der Landschaft auf einer Skala von 1-20 bewertet und in einem Raster von 100 mal 100 Metern darstellt. Ab einem Wert von 15, wird von wilder Landschaft gesprochen. Immerhin: 17 % der Schweiz können noch als wild bezeichnet werden, ein beachtlicher Wert im Gegensatz zu unseren Nachbarländern.

Die Schweizer Wildnis befindet sich quasi ausschliesslich im Hochgebirge. Legt man die Rennstrecke der PdG über die Wildniskarte, so wird sichtbar, dass sich der Trubel mit all seinen Heliflügen, den Sprengungen und der Streckenpräparation in Gebieten von hoher und höchster Wildnisqualität abspielt – ein Fakt, der bei aller PdG-Euphorie auf den Magen schlägt. Hinzu kommt, dass die Strecke durch zwei grossflächige Landschaftsschutzgebiete führt, welche im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) aufgelistet sind. Die Präparationsarbeiten für die PDG mit all ihren Flugbewegungen stehen den klar definierten Schutzzielen dieser Gebiete diametral entgegen, vor allem demjenigen, welches verlangt «die Ruhe und den unberührten Charakter der naturnahen und wilden Lebensräume im Hochgebirge erhalten». Auch bei der grössten Umweltorganisation der Schweiz, Pro Natura ist man unserer Meinung: «Private Skitouren sind in dieser Region der Walliser Alpen kaum ein Problem. Aber ein leistungssportlicher Grossanlass mit all seinen Nebenwirkungen ist in einer geschützten Landschaft und in einem der letzten grossen Wildnisgebiete der Schweiz aus Sicht von Pro Natura fehl am Platz», so Andreas Boldt, Verantwortlicher für Freizeitaktivitäten und Naturschutz.

Einer der berühmtesten Kritiker der PdG ist Werner Munter, der ehemalige Bergführer und Wissenschaftler mit Weltrenommée, dessen Leistungen in der Schnee- und Lawinenforschung ihm den Titel «Lawinenpapst» beschert haben.

Wilde Berge sind für ihn sakrale Orte, Bergsteigen kein Sport, sondern eine Art spiritueller Akt. In unserem Gespräch auf seinem Balkon in Arolla findet er klare Worte: «Ich habe nichts gegen die Armee, aber die PdG in ihrer heutigen Form ist ein absoluter Blödsinn, eine Verhunzung und Banalisierung des Hochgebirges. Die Berge sind während des Rennens wie ein Löwe, dem man Klauen und Zähne gezogen hat, eine blosse Kulisse, Disneyland in den Bergen. Das hat mit Alpinismus rein gar nichts zu tun, jeder Meter ist präpariert, es braucht keinerlei Hochgebirgserfahrung oder Eigenverantwortung».

Für ihn ist der Anlass ein Symbol der Entfremdung und der Respektlosigkeit der Menschen vor der Natur, von Räumen die er als heilig bezeichnet. Es ist auch nicht nur die Veranstaltung an sich, sondern vor allem die Vor- und Nachbereitungen, die er unerträglich findet. «Während fast vier Wochen wird im Hochgebirge um Arolla permanent geflogen, auf dem Balkon versteht man das eigene Wort nicht mehr. Der Lärm der Rotoren ist allgegenwärtig, stört Wildtiere, Anwohnende und Touristen, die bei uns die Ruhe suchen» . Tatsächlich müssen wir das Gespräch mehrfach unterbrechen, da die Helirotationen eine Unterhaltung unmöglich machen.  Aber Munter schimpft nicht nur, er hat sogar einen Vorschlag für eine nachhaltige und alpinistisch anspruchsvolle PdG: Die einzelnen Patrouillen wählen den Startzeitpunkt selbständig aus. Installiert werden einzig elektronische Stempelposten, um die Zeit zu nehmen. Die Eigenverantwortung wäre maximiert, die Auswirkungen auf die Natur minimiert.

Wir fragen einen englische Militär-Patrouille, welche gerade ihre Ausrüstung im Hotel vorbereitet, was sie von Munters Idee hält. Der Vorschlag kommt mässig an. Aus ökologischer Sicht sei das eine sehr gute Idee, aber es hätte nichts mehr mit dem Volksfest zu tun, welches die PdG ausmache. Zudem müsste das Schweizer Militär den Anlass auch dringend als Vorbereitung für den Ernstfall nutzen. Die Veranstaltung sei dafür ideal und auch eine einzigartige Gelegenheit für den Austausch zwischen Militär-Patrouillen verschiedener Nationen.

Beliebter Wirtschaftsmotor zum Saisonende

Einen negativen Effekt auf den Tourismus, wie ihn Munter vermutet, kann Ambre Georgieff, Direktorin des Grand Hotels Kurhaus in Arolla, nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil: Die PdG sei ein willkommener Bettenfüller Ende April, einer ansonsten eher schwach gebuchten Zeit. Beschwerden von Gästen über den Helilärm oder die starke Militärpräsenz gebe es kaum, sagt sie, denn die Leute kämen überwiegend aus der Stadt und seien andere Lärmpegel gewohnt. Ausserdem erfolge die Hälfte der Buchungen in dieser Zeit ohnehin durch die Armee selbst.  «Arolla ist die allermeiste Zeit extrem ruhig, der Lärm beschränkt sich auf einen Monat alle zwei Jahre, das ist vertretbar», so Georgieff.

«Befehl zum Umweltschutz»

Dass die Patrouille des Glaciers für das Wallis ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist, kann nicht abgestritten werden, ebensowenig, dass der Aufwand und der ökologische Fussabdruck der Veranstaltung immens sind. Um die ökologischen Auswirkungen der Massenveranstaltung in den Griff zu bekommen, ist auf der Website des Events von einem elaborierten Umweltschutzkonzept die Rede. Die aufgeführten Massnahmen sind allerdings sehr knapp und schwammig gehalten. Was genau im «Befehl zum Umweltschutz» steht, bleibt der Öffentlichkeit vorenthalten. Geregelt seien darin aber alle relevanten Themen, nämlich CO2-Emissionen, Abfallbewirtschaftung, Helikopterflüge, Verkehr und Transport, sowie Erziehung zu umweltbewusstem Verhalten. 

Für Mountain Wilderness Schweiz ist der Fall spätestens seit unserem Besuch vor Ort klar. Ein Schlüsselmoment war sicher die eisige Nacht am Pas de Chèvre, die wir - auf die Patrouilleure wartend - mit dem penetrantem Benzingestank und dem Lärm der Generatoren in Nase und Ohren verbachten. Das weltgrösste Skitourenrennen in seiner heutigen Form ist angesichts von Klimakrise und Wildnisverlust nicht mehr zeitgemäss. Es bedarf zumindest einer Redimensionierung oder gar einer ganz alternativen Form, wie sie beispielsweise Werner Munter vorschlägt. Geht es nach uns sollte am Berg gelten: Minimaler ökologischer Fussabdruck – maximale Eigenverantwortung.

CO2 Emissionen der PDG

CO2-Bilanzen werden seit 2014 durchgeführt. In 2018 sahen die CO2-Ausstösse prozentual wie folgt aus :

  • 57% von Ziviler Mobilität von Patrouillen und Zuschauern
  • 23% Militär und zivil (Bewirtung)
  • 18% Militärische Logistik (inkl. Helikopterflüge)
  • 1% Elektrizität
  • 1% Wasser, Papier

Seit 2014 sanken die CO2-Ausstösse wie folgt:

  • -50% Elektrizität
  • -50% Militärische Logistik
  • -50% Abfall

Die Emissionen der zivilen Mobilität haben um 33% zugenommen, da Menschen aus der ganzen Welt mit Flugzeug und Auto anreisen.

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news-764 Tue, 07 Jun 2022 13:49:33 +0200 Mit dem Velo durch die Bergwelt /aktuell/detail/mit-dem-velo-durch-die-bergwelt/ Alpen, Anden, Himalaya, Kaukasus, Pamir, Rocky Mountains: Seit über dreissig Jahren erklimmt Claude Marthaler die Gipfel der Welt auf zwei Rädern. Er bezeichnet selbst als «écrivain cyclonaute». Seine Bücher sind eine Hommage an die Berge, mit denen er sich tief verbunden fühlt. Mountain Wilderness: Welche Leidenschaft hast du zuerst entdeckt: Die für die Berge, oder die für das Fahrradfahren?

Claude Marthaler: Die beiden Leidenschaften stehen nicht im Widerspruch zueinander, sondern nähren sich gegenseitig. Eigentlich bin ich ein reiner Stadtmensch, aber schon als Kind nahmen meine Eltern meinen Bruder und mich mit in die Berge zum Wandern, Schwimmen und Skifahren. Später habe ich mich bei den Pfadfindern engagiert. Das Reisen kam in der Pubertät, als ich mit dem Fahrrad meine ersten Ausflüge unternahm. Die Begegnung mit älteren Reisenden und das Verschlingen von Reiseberichten taten ihr Übriges.

Wie bist du dazu gekommen, tausende Kilometer in die Pedale zu treten, um ein Bergmassiv zu erreichen?

Nicht nur, um deren Fuss zu erreichen, sondern um sie mehrere Monate lang am Stück zu durchqueren. Eine Erfahrung, bei der man sich selbst vergisst. Sie vermittelt ein ozeanisches Gefühl, eine außergewöhnliche innere und kosmische Einheit. Das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, sich selbst im Innersten zu sein, intensiv vitalisiert - wie eine neue Kindheit am Beginn der Welt - wird durch die ständige Anstrengung auf die Spitze getrieben. Eine echte Entblössung. Die Berge sind noch einige der letzten Wildnisgebiete, ein Hort der Freiheit und der Fantasie.

Was ist das Besondere daran, wenn man aus eigener Muskelkraft einen Berg erklimmt?

Diese Vorgehensweise bringt eine sehr große Freude mit sich, die manchmal bis zur Ekstase reicht, das Gefühl, diskret von einem Ort adoptiert worden zu sein, ohne zu stören. Es ist etwas Primitives, das unter die Haut geht. Auf dem Fahrrad fühle ich mich immer in Resonanz mit der Welt: in der Stadt, überall, aber noch mehr in einer alpinen oder Himalaya-Umgebung.

Du warst überall auf der Welt. Gibt es einen Berg, zu dem du eine besondere Verbindung hast?

Ja, der Berg Kailash, seine majestätische Silhouette ist von atemberaubender Schönheit, umso mehr nach dreieinhalb Wochen schlechter Piste zwischen 4 und über 5.000 Metern Höhe, wobei ich abwechselnd in die Pedale trat und wanderte. Für mich war er die Erfüllung eines Traums, ein ästhetischer Schock und eine Offenbarung, aber auch eine Feuerprobe und eine Pilgerfahrt zu meinem Bruder, der 1979 in einem Abgrund in Papua/Neuguinea ertrunken war. Sein Verschwinden war eines der einschneidenden Ereignisse in meinem Leben. Von da an wurde er zu meinem Schutzengel, der auf meinem Gepäckträger saß und dem ich die Welt zeigte.

2006 fuhr ich erneut mit dem Fahrrad zum Berg Kailash. Bis heute ist dieser magische Berg das glühende und magnetische Epizentrum meiner inneren Geographie geblieben.

In deinem Buch «Voyages sellestes» berichtet du von Expeditionen nach Tadschikistan, Osttibet und durch die Rocky Mountains. Was war auf diesen Reisen speziell?

Man sagt, dass sich nur Berge nie begegnen, aber das Schreiben hat sie schließlich in einem Band zusammengeführt. In der Tat standen sie immer im Mittelpunkt, sowohl bei all meinen Reisen als auch, im Hintergrund, bei all meinen Erzählungen.

In diesem Buch war die Durchquerung des Pamirs eine grundlegende Erfahrung mit meiner jetzigen Partnerin, die Möglichkeit, an den Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm teilzunehmen, in Afghanistan in die Pedale zu treten und nach Zentralasien, einer meiner Lieblingsregionen, zurückzukehren. Osttibet war eine letzte, traurige Reise in diese Region, die von der Unterdrückung der Tibeter und der zügellosen chinesischen Ausbeutung gezeichnet ist, eine Situation, die sich in meinen Augen seit 1995 schrecklich verschlimmert hat. Die Rocky Mountains boten mir die Gelegenheit, die amerikanische Wildnis zu erkunden, die ich bereits ein wenig kannte, und ermöglichten mir ein Wiedersehen mit einigen amerikanischen Freunden nach zwanzig Jahren.

Die spätere Idee, drei Radreisen in einem Buch zusammenzufassen, und das durch einen Verlag, der sich auf Berichte und Monografien von Bergsteigern spezialisiert hat, war eine echte Chance, ein anderes Publikum als nur Radreisende zu erreichen.

Hast du einen Rat für all diejenige, die mit dem Velo die Welt bereisen wollen?

Ich werde ihnen nur ein Wort sagen: Geh! Das Leben ist so kurz! Ich würde sie gerne zu einem Tchaï einladen, eine Mahlzeit mit ihnen teilen und sie ermutigen, nur ihren eigenen Weg zu gehen, auf ihren Bauch und ihr Herz zu hören und nicht auf ihren Kopf.

Du bist dabei, mit deiner Partnerin in Südfrankreich in einem Landhaus eine Herberge einzurichten. Hat die Stunde der Sesshaftigkeit geschlagen?

Das ist eine zentrale Frage in meinem kurzen Leben als Mensch, die mich immer mehr beschäftigt und auf die ich noch keine schmerzlose und endgültige Antwort finden kann. Werde ich mich nun mehr und mehr damit begnügen müssen, einen inneren, metaphorischen, kulturellen oder literarischen Berg zu besteigen? Die Zukunft wird es zeigen. Auf jeden Fall ist dies ein großer Wendepunkt in meinem Leben. Ich möchte vor allem weiterhin das Leben in vollen Zügen geniessen, weiterhin reisen und schreiben (…).

 

Autor, Festivalorganisator, Multitalent

Claude Marthaler wurde 1960 in Genf geboren. Der leidenschaftliche Radfahrer fuhr 16 Jahre lang mit dem Velo um die Welt, darunter eine 7-jährige Welttournee (1994 bis 2001, 122‘000 km, 60 Länder). Er ist Autor von elf Büchern, zwei digitalen Diashows und Co-Regisseur des Dokumentarfilms «Bike for bread». Ihm wurden zwei Fernsehdokumentationen gewidmet: «La fin du voyage» und «Claude Marthaler, embrasser la terre». Zusammen mit anderen enthusiastischen Menschen gründete er das Schweizer Festival für Radfahrende «Festivélo». In seinem neuesten Buch «L'appel du volcan» (2021) berichtet er von der Besteigung des Ojos del Salado in Chile und der Teilnahme an einem Versuch am Cho-Oyu, um sein innerstes Wesen zu erforschen.

claudemarthaler.ch

 

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news-757 Wed, 25 May 2022 13:42:28 +0200 David gewinnt gegen Goliath – Graubündner Kantonalbank baut Gipfelwerbung zurück /aktuell/detail/david-gewinnt-gegen-goliath-graubuendner-kantonalbank-baut-gipfelwerbung-zurueck/ Unsere Arbeit wirkt: Mit unserer Petition gegen die Werbetafeln auf 150 Bündner Gipfeln forderten wir die Bank zum sofortigen Rückbau ihrer Werbeaktion auf. Nun kommt die GKB der Forderung nach. Nach diesem Sommer sind die Bündner Gipfel wieder so, wie wir sie lieben – frei und wild. Werbung überall – auch am Berg

Die Bergwelt diente schon immer als Werbesujet für unzählige Marken und Produkte. Immer aufdringlicher wird jedoch die Werbung auf den Bergen. Die Beispiele reichen von temporären Projektionen von Firmenlogos auf Bergflanken bis hin zu dauerhaften Installationen. Ein noch junges und besonders stossendes Beispiel sind die Metallstelen mit aufgedrucktem QR-Code als Zugang zu digitalen Gipfelbüchern, welche die Graubündner Kantonalbank 2020 anlässlich ihres 150. Jubiläums auf ebenso vielen Berggipfeln im Bündnerland installiert hatte.

Öffentlicher Druck zwingt Bank zum Rückbau

Nach der Analyse von Mountain Wilderness Schweiz befinden sich 100 der 150 Metallstelen auf Gipfeln mit hoher Wildnisqualität. Das heisst, sie sind abgeschieden und kaum von menschlichen Einflüssen geprägt. Die letzten solchen Räume der Schweiz müssen für authentische Wildniserfahrungen für diese und kommende Generationen erhalten bleiben. In einer Petition im Rahmen unserer Kampagne werbefreiegipfel.ch forderten wir die Bank auf, ihre Stelen sofort rückzubauen. Nun will die GKB unserer Forderung nach über 7'000 überreichten Unterschriften und einem vernichtenden Medienecho endlich nachkommen. Der Rückbau aller Tafeln sei bis 2023 geplant, teilt die Bank mit. Sie räumt ausserdem ein, dass bereits über die Hälfte der Stelen von Unbekannten demontiert wurden. Ein weiteres Zeichen, dass Werbung auf und am Berg völlig fehl am Platz ist. 

Freude herrscht!

Bei Mountain Wilderness Schweiz freut man sich riesig: «Werbung auf Gipfeln schadet der Landschaftsqualität und schmälert das Naturerlebnis», so Tim Marklowski, Projektleiter Bergsport bei Mountain Wilderness Schweiz. «Wir sind sehr froh über den Entscheid der GKB und hoffen, dass dieser Präzedenzfall auch anderen Firmen und der breiten Bevölkerung klar macht, dass Werbung in der Natur nichts verloren hat».

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Alpenschutz
news-756 Thu, 19 May 2022 17:09:27 +0200 «Lawinenpapst» Werner Munter im Interview /aktuell/detail/lawinenpapst-werner-munter-im-interview/ Anlässlich einer Reportage über die 22. Ausgabe der Patrouille des Glaciers reisten wir (MW-Fotografin Marta Corrà und Tim Marklowski, Projektleiter Bergsport) nach Arolla VS. Im hintersten Winkel des wilden Val d’Hérens – und dort im höchstgelegenen ganzjährig bewohnten Haus – besuchten wir den renommierten Lawinenforscher, Bergführer und Freigeist Werner Munter. Was als kurzes Interview zum anstehenden Megaevent «Patrouille des Glaciers» angedacht war, endete in einem vierstündigen Gespräch über Gott und die Welt, oder besser gesagt: über Gott und die Berge. Tim Marklowski: Die Aussicht von deinem Balkon auf den Mt. Collon ist unglaublich. Bist du deshalb ins Wallis übergesiedelt?

Werner Munter: Ich komme eigentlich aus dem Berner Mittelland. Der Grund, warum ich in Arolla gelandet bin, ist ziemlich pragmatisch. Meine mittlerweile verstorbene Ehefrau war sehr krank und fühlte sich ausschliesslich oberhalb von 2000m und umgeben von Granit wohl. Arolla bietet genau das und noch viel mehr. Wir kauften die Wohnung und blieben einfach hier. Der Ort ist magisch, eine solche Energie gibt es nicht überall.

Tönt esoterisch. Was meinst du damit?

Ich und viele andere Leute spüren hier eine besondere Kraft, etwas, das einen aufbaut. Ein Tal weiter drüben, im Val d’Anniviers zum Beispiel, spüre ich das nicht. Es ist übrigens auch kein Zufall, dass die Baumgrenze hier so hoch liegt. Die Erde hat hier eine besondere Energie.

Spannend. Würdest du dich als spirituell bezeichnen?

Absolut! Ich bin Atheist, aber Spiritualität spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben. Berge sind heilige Orte, natürliche Kathedralen, denen wir mit dem notwendigen Respekt begegnen sollten. Wir sollten dort möglichst wenig verändern. Das Beste, was diese Kraftorte zu bieten haben ist doch ohnehin die absolute Stille und Reizarmut. Wenn es so ruhig ist, dass du nur das Blut in deinen Ohren rauschen hörst, das ist doch das Grösste.

Stichwort Veränderung der Landschaft. Damit beschäftigen wir uns bei Mountain Wilderness täglich. Zum Beispiel hat die Graubündner Kantonalbank zu ihrem 150. Jubiläum Werbetafeln mit QR-Code auf 150 Bündner Gipfeln installiert. Die Tafeln sind fest im Fels verankert, 60 cm hoch und 15 cm breit. Wir haben uns mit einer Petition dagegen gewehrt und erwägen nun rechtliche Schritte. Übertrieben?

Im Gegenteil, noch besser wäre sofort abmontieren! Das hat da absolut nichts verloren.

Wenn Berge heilig sind, ist Bergsteigen dann für dich ein spiritueller Akt? Für die meisten ist es ja einfach ein Sport, oder?

Bergsteigen kann durchaus ein spiritueller Akt sein, für mich war es das jedenfalls oft. Sport ist für mich etwas anderes, weniger tiefgreifendes. An Sport war ich nie wirklich interessiert. Ich war einmal bei einem Show-Klettern eingeladen, als das mit dem Sportklettern losging. Es war schrecklich und hatte nichts mit dem zu tun, was ich eigentlich in den Bergen suchte: Einsamkeit, Eigenverantwortung und eben kein applaudierendes Publikum.

Was verlieren wir, wenn wir wilde Räume verlieren?

Wir verlieren Erfahrungsräume, die essenziell für uns Menschen sind. Die Wildnis ermöglicht die Erfahrung des Alleinseins, der Freiheit und der Individualität, aber gleichzeitig der Verbundenheit mit allem. Man kann dort lernen, sich nicht so wichtig zu nehmen und sich gleichzeitig als wirksam und kraftvoll wahrnehmen. Diese Erfahrungen können einen zu einem reflektierten Individuum machen, das auch gegen den Strom zu schwimmen vermag. Diese Qualitäten dienen wiederum der Gesellschaft als Ganzem, «Massenmenschen» gibt es schon genug.

Dieses Jahr fand zum 22. Mal die Patrouille des Glaciers (PdG) statt. Du hast dich schon mehrfach vehement gegen diese Grossveranstaltung ausgesprochen. Was stört dich daran?

Wie man auf eurer (Anm. d. R.: gemeint ist Moutain Wilderness) Wildniskarte schön sieht, geht die Rennstrecke durch eines der letzten Gebiete der Schweiz, welche grossflächig eine hohe Wildnisqualität aufweist. Während einem Monat wird dort wie wild geflogen, die Strecke wird pistenähnlich präpariert und Arolla ist quasi militärisch besetzt. Eins möchte ich klarstellen: Ich habe nichts gegen das Militär, ich habe ja selbst gedient. Aber diese Verhunzung des Hochgebirges, diese Banalisierung und Respektlosigkeit geht zu weit.

Ist das Rennen für dich moderner Alpinismus oder «nur» ein Sportevent?

Das ist bestenfalls Sport, sicher aber das Gegenteil von Alpinismus. Dort nehmen Laien teil, die keine Ahnung von Gefahrenbeurteilung haben. Es wird einem alles von den Veranstaltern abgenommen. Eigenverantwortung spielt keine Rolle mehr. Die Berge sind in der Zeit der PdG wie ein Löwe, dem man Klauen und Zähne gezogen hat und das mit absurdem Aufwand.

Denkst du, die PdG hat Auswirkungen auf den Alpinismus über das Rennen hinaus?

Ich denke, ja. Die Leute sind dann schliesslich auch vor und nach der PdG mit Ultraleicht-Ausrüstung unterwegs. Nur, dass dann niemand für die Sicherheit sorgt. Wenn etwas passiert, sind sie nicht überlebensfähig.

Was müsste passieren, damit es wieder Alpinismus ist?

Ich habe folgendes im Kopf: Die einzelnen Patrouillen wählen ihren Startzeitpunkt während der Saison selbständig und eigenverantwortlich aus. Installiert werden einzig elektronische Stempelposten, um die Zeit zu nehmen. Die Eigenverantwortung wäre maximiert, die Auswirkungen auf die Natur minimiert.

Das wird kaum auf Anklang stossen. Die positiven ökonomischen Auswirkungen sind doch kaum zu leugnen, oder? Die Betten in Arolla sind voll.

Klar, da kommt Geld in die Dörfer. Aber dieser wirtschaftliche Bonus ist zu teuer erkauft. Es geht eben nicht nur um die Ökonomie. Und selbst hier gibt es Defizite. Für die Startnummernvergabe werden um die 1000 Personen, die in Arolla auf den Start warten, nach Sion gekarrt, Essen und Trinken dort und fahren dann mit ihrer Startnummer wieder hoch nach Arolla. Wirtschaftlich und ökologisch ein kompletter Blödsinn für das Val d`Hérens. Warum feiern die Leute den Start nicht hier, zum Beispiel in Evolène oder Les Hauderes?

Zurück zum Alpinismus. Was sollte man in den Bergen dürfen und was nicht?

Man sollte alles dürfen, was den Naturraum nicht unnötig verändert. Wie gesagt, diese Erfahrungen sind wichtig für den Menschen. Die Frage, ab wann ein Eingriff zu viel ist, ist schwierig. Ich bewundere, dass ein Paul Preuss nur hochkletterte, was er auch wieder abklettern konnte, ohne Seil. «Das Können ist des Dürfens Mass», war sein schönes Motto. Andererseits bin ich kein Mann der Extreme mehr, früher war ich eher ein Hardliner. Ich meine es braucht Kompromisse, sonst kommt man nirgendwo hin. So finde ich heute in Kletterrouten gebohrte Stände zum Teil ok, aber puristisch ist es natürlich nicht mehr. Früher war ich komplett grün, heute bin ich eher grün-liberal. Und ein wenig verhält es sich so auch mit meiner Meinung zum Alpinismus.

Was gibst du Mountain Wilderness als Organisation mit auf den Weg?

Ich habe eure Hefte gelesen, das entspricht ziemlich genau meiner Philosophie. Bleibt standhaft, aber kompromissbereit.

Noch zwei persönliche Fragen, bevor der Wein leer ist. Erstens: Wie bleibt man körperlich und geistig fit im Alter?

Nie aufhören! Zusammen mit Denyse (Munter’s Lebensgefährtin) mache ich täglich noch meine 300 Höhenmeter zu Fuss, jeden Tag, im Winter wie im Sommer. Und man muss immer neugierig bleiben, hinterfragen und mit sogenannten Experten und Autoritäten aufpassen (lacht).

Und zweitens, zum Abschluss: Wenn du noch einmal jung wärst. Welche Tour würde dich noch reizen?

Der Nordostpfeiler des Finsteraarhorn. Da muss es noch richtig wild und schön sein. Die Erstbegehung war 1905, diese Leistung würde ich zu gerne nachvollziehen.

 

Werner Munter, geboren 1941 in Lohnstorf, heute wohnhaft in Arolla VS ist ein Schweizer Lawinenforscher und Bergführer. Seine Verdienste als Lawinenexperte brachten ihm den Titel «Lawinenpapst» ein.

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