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Alpenvereine werden konsequent im Klimaschutz

Alle reden über Klimaschutz. Im Vergleich zur Politik, tut sich auf der institutionellen Ebene des Bergsports in letzter Zeit so einiges, vor allem wenn man den Blick auf den grossen Kanton wirft. Aber auch der SAC hat bezüglich Klimaschutz ein vorläufiges Lob verdient.

Bergsport- und Umweltschutz stehen sich oftmals entgegen, das ist ein alter Hut. Schon zu Zeiten des «Blüemli-Naturschutzes» war das so, denn welche Leute waren es nochmal, die begeistert Edelweiss um Edelweiss pflückten? Als Mountain Wilderness sind wir dennoch der Meinung, dass Bergsporttreibende (um es mal wieder mit Enzensberger zu sagen) das, was sie suchen, nicht unbedingt zerstören müssen, indem sie es finden. Es kommt auf das «Wie» an, wenn man uns fragt. Bezogen auf die Klimakrise sieht es eher danach aus, als würden wir zerstören, was wir suchen, in dem wir es suchen: mit dem Auto und dem Flugzeug und zu oft für zu kurz. Klimaschutz als relativ neue und dringende Dimension des Umweltschutzes, hielt schon vor Jahren Einzug in den Alpinen Vereinen, allen voran im grössten solchen, dem Deutschen Alpenverein (DAV). Jedoch auch im Schweizer Alpen-Club. Das Engagement umfasste vor allem Projekte zur Senkung des eigenen Fussabdrucks durch Verbesserung von Hütteninfrastruktur, der Schaffung von ÖV-Ergänzungsangeboten und Sensibilisierungsarbeit. Neu ist aber der Nachdruck und die klare politische Positionierung, ja Einmischung, auch wenn diese vielleicht nicht jedem Mitglied schmeckt, das doch lediglich Rabatt auf Hütten und ein günstiges Ausbildungsangebot möchte. 

Klare Linie statt kuschen

Bergsportvereine haben häufig das Problem, in Bezug auf ihre Mitglieder «everybody’s darling» sein zu wollen. Das führt zu wenig pointierten Haltungen: Man versucht es allen recht zu machen, um ja niemanden zu vergraulen. Politisch führt das zu übertriebener Zurückhaltung oder Vorsicht. Man denke nur an das Thema Heliskiing und die beinahe Spaltung, die dem Schweizer Alpen-Club vor nicht allzu langer Zeit drohte, weil Walliser Sektionen nicht einer Meinung waren mit dem Rest der Schweiz. Man ging damals zugunsten der Einigkeit so manchen fragwürdigen Kompromiss ein. Natürlich wird es immer Interessenskonflikte geben, auch innerhalb von Interessensgemeinschaften. Nur fragt man sich, wo die Grenze des Diskutablen liegt und wo die Linie klar sein muss. Da wirkt es bei manchen Themen teilweise so, als würde der VCS noch mit seinen Mitgliedern diskutieren, ob nun ÖV oder Individualverkehr zu fördern sei, oder als ob die Vegane Gesellschaft Schweiz die vereinsinterne Diskussion «Gilt Schweinebraten noch als vegan?» eröffnet. Umso schöner ist es, wenn sich ein Alpenverein in Sachen Klimaschutz ohne Rücksicht auf (Mitglieder-)Verluste positioniert. Sollen die letzten unbelehrbaren Klimaskeptiker doch die Vereine verlassen, wenn es ihnen nicht passt.

DAV macht’s vor

Der Klimawandel war auf der Hauptversammlung des DAV 2019 Thema Nummer Eins. Keine Selbstverständlichkeit für einen Bergsportverein, vor allem nicht für den grössten und vermutlich diversesten der Welt. Zur Erinnerung: der DAV ist mit mehr als 1,3 Millionen Mitgliedern in 358 Sektionen ein Koloss einer Personenvereinigung. Und trotzdem: auch politische Einmischung ist hier niemandem mehr peinlich. Zum einen wurde eine Resolution verabschiedet, die sich an die Politikerinnen und Politiker in Deutschland wendet und sie zu einer konsequenteren Klimapolitik auffordert. Wörtlich steht da: «Die Zeit des Zauderns ist vorbei, wir müssen handeln. Jetzt!» Zweitens hat der DAV eine Selbstverpflichtung zum Klimaschutz verabschiedet. Darin fordert er konkrete Massnahmen auf Bundes-, Landes- und Sektionenebene, und zwar im Hinblick insbesondere auf seine Infrastruktur und den Mobilitätsbereich. Drittens hat sich der DAV für eine Klimaschutzabgabe entschieden. Ab 2021 soll pro Vollmitglied und Jahr 1 Euro in einen Fonds fliessen, aus dem Klimaschutzprojekte in den Sektionen, Landesverbänden und im Bundesverband finanziert werden. Bei 1,3 Millionen Mitgliedern kommt hier nach Adam Riese einiges zusammen. Das man sich so klar positioniert und (potenziellen) Mitgliedern nicht um jeden Preis hinterherrennt, ist ein schönes Zeichen. 

SAC goes politics – finally!

Auch der SAC geht in eine ähnliche Richtung, wenngleich er noch eher am Anfang steht. Ungewöhnlich und angenehm politisch zeigt sich der Verband durch die Unterstützung der Gletscher-Initiative des Vereins «Klimaschutz Schweiz». Damit wird neben der Komponente «Eigenes Verhalten» auch die des politischen Engagements gestärkt. Passend zum Thema dieser Wildernews-Ausgabe verbuchen wir dies unter «Good News». Denn für tiefgreifende Veränderungen braucht es beide Komponenten. 

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