Werbefreie Gipfel

Die Bergwelt dient schon immer als Werbesujet für unzählige Marken, Produkte und Dienstleistungen. Immer aufdringlicher wird die Werbung auf den Bergen. Die Beispiele reichen von temporären Projektionen von Firmenlogos auf Bergflanken bis hin zu dauerhaften Installationen. Mountain Wilderness wehrt sich gegen die Kommerzialisierung und Möblierung der Berge.

Ein noch junges und besonders stossendes Beispiel für die zunehmende Kommerzialisierung der Berge sind die Metallstelen mit aufgedrucktem QR-Code als Zugang zu digitalen Gipfelbüchern, welche die Graubündner Kantonalbank (GKB) anlässlich ihres 150. Jubiläums auf ebenso vielen Berggipfeln im Bündnerland installiert hat. Sie degradieren Bergwildnis und damit wertvolle Erfahrungs- und Lebensräume.

Wilde Gipfel sind keine Werbeflächen!

Die auf teilweise wildesten Gipfeln verschraubten, 60 cm hohen Werbestelen der Bank sind beispielhaft für die Vereinnahmung von Naturräumen zu Werbezwecken. In einer gemeinsamen Studie mit der eidgenössischen Forschungsanstalt WSL haben wir 2019 aufgezeigt, wo es in der Schweiz noch weitgehend unberührte Wildnis gibt. Auf Basis dieser Daten haben wir analysiert, welche und wie viele von der GKB «besetzten» Gipfel in besonders unberührten Gebieten liegen. Das Ergebnis: 100 dieser Stelen thronen auf abgeschiedenen Gipfeln, die kaum von menschlichen Einflüssen geprägt sind. Auf manche führt nicht einmal ein Weg. Mountain Wilderness Schweiz ist der Auffassung, dass solche letzten wilden Räume der Schweiz für authentische Bergerlebnisse für diese und kommende Generationen erhalten werden müssen.

Petition lanciert

Der Aufforderung, die 100 Stelen noch dieses Jahr zu demontieren, will die GKB nach ersten Gesprächen nicht nachkommen. Erst 2023 soll eine nächste Beurteilung des Marketingprojektes vorgenommen werden, ein Rückbau ist nicht geplant. Wir fordern den Rückbau der Stelen bis Ende 2021 und haben eine entsprechende Petition lanciert. Das Ziel war, den Druck auf die GKB und andere Firmen, welche die Bergnatur zu Werbezwecken missbrauchen, zu erhöhen und dafür zu sorgen, dass solche Aktionen in Zukunft nicht mehr bewilligt werden.

7'250 Unterschriften an die GKB übergeben

Am 16. November 2021 haben wir der GKB an ihrem Hauptsitz in Chur 7’250 Unterschriften übergeben. Die Petition brachte in drei Monaten mehr Unterschriften zusammen, als die GKB Gipfelbucheinträge in zwei Jahren. Bei der durch Fernsehen, Radio und Zeitung begleiteten Übergabe zeigten sich die GKB-Vertreter «not amused». Man werde intern diskutieren, wie man damit umgeht. Ein Rückbau sei jedoch weiterhin nicht geplant und das Projekt werde frühestens Ende 2023 evaluiert. 

Es liegt ein brisantes Rechtsgutachten vor, welches die Rechtmässigkeit der Installationen anzweifelt und uns optimistisch stimmt. Es kommt zum Schluss, dass nach Bundesrecht für jede einzelne Stahlinstallation ein ordentliches Bewilligungsverfahren hätte durchlaufen werden müssen. Dazu kam es aber nie. Weiter attestiert das Gutachten, dass «fest installierte Gipfeltafeln zum Zwecke von Tourismus-, Sympathie- und Werbekampagnen in naturnahen Berglandschaften, insbesondere in BLN-Schutzgebieten, grundsätzlich nicht bewilligungsfähig und zurückzubauen sind».

Wir hoffen weiter auf ein Einlenken der Bank und prüfen derzeit rechtliche Schritte.

Weiterführende Links:

Aktuell-Meldung zur Petitonsübergabe
Petitionsseite mit Hintergrundinformationen
Wildnis-Studie von Mountain Wilderness Schweiz und der eidgenössischen Forschungsanstalt WSL