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Alpe Devero: Naturpark oder Ski-Halligalli?

Alpe Devero im Visier von Grossinvestoren: An der Grenze des Naturparks Veglia-Devero ist ein touristisches Grossprojekt geplant. Mountain Wilderness Schweiz und eine Wandergruppe von WeitWandern besuchten den Schauplatz, angeführt von Mitgliedern der lokalen Widerstandsgruppe «Comitato Tutela Devero».

Die Gründung des Naturparks Veglia-Devero hat die spekulativen Ziele von Investoren lange Zeit eingedämmt. Jetzt ist das Gebiet, das in den gesamten Alpen durch seine Einzigartigkeit und seinen Erhaltungszustand hervorsticht, von einem gigantischen Bauvorhaben bedroht. Das Comitato Tutela Devero und Mountain Wilderness wehren sich gegen das intransparente Bauvorhaben, das tiefe Spuren in der alpinen Landschaft hinterlassen würde.

Die Alpe Devero liegt in einer wunderbaren alpinen Umgebung: Schroffe Felswände und sanfte Hochebenen, lockere Lärchenwälder und glasklare Bergbäche ziehen Touristen aus Italien, der Schweiz und benachbarten Ländern an. Gäste, welche die Urtümlichkeit und Einzigartigkeit der Alpe Devero schätzen. Mit der Idylle könnte es bald vorbei sein. Eine Unternehmergruppe will am Rande des Naturparks das Skigebiet in Richtung Monte Teggiolo erweitern und mit dem Tourismusort San Domenico verbinden.

Ruinöser Rüstungswettlauf

Ein neues Seilbahnsystem mit 6er-Sesseln, Bergstationen mit Aussichtsplattformen aus Beton, Speicherseen für Beschneiungsanlagen, neue Ski- und Schlittenpisten, Bars und Hotels. Für den Sommer zusätzliche MTB-Pisten und Zip-Lines: Total 50 neue Bauten und mit einem Investitionsvolumen von 173 Millionen Euro, davon 130 Millionen aus privater Hand. Wie in vielen anderen Skigebieten locken auch hier die Investoren mit den üblichen Klischees eines Entwicklungsmodells, das sich längst in einer tiefen Krise befindet. «In den Köpfen vieler Menschen stecken noch die Bilder der glorreichen Zeiten des Wintertourismus in den 70er Jahren», so Andrea Ratti vom Comitato Tutela Devero.

Etabliertes Schutzgebiet entwertet

Das an den Naturpark Veglia-Devero angrenzende Gebiet wird durch den 2017 genehmigten regionalen Landschaftsplan geschützt und von der Europäischen Union als eines der «besonderen Schutzgebiete» anerkannt, die für den Lebensraum und die seltene Tierwelt von grossem Interesse sind. Das Projekt würde die Landschaft, Stille und Artenvielfalt dauerhaft schädigen.

Geteilte Meinungen und lokaler Widerstand

Ein Teil der lokalen Bevölkerung befürwortet das Projekt und ist fasziniert vom Geldquell, der dank «privaten Investoren» bald sprudeln soll. Viele freuen sich auch auf eine neue Seilbahn von Coglio nach Devero, die als «nachhaltige Mobilität» verkauft wird, weil damit Autofahrten zur Alpe Devero vermieden werden könnten. Gegen das Projekt kämpft das «Comitato Tutela Devero», ins Leben gerufen von Mountain Wilderness Italien, Legambiente, Italia Nostra, Cipra und Salviamo i Paesaggio Valdossola und einige Hoteliers. Sie alle sind überzeugt, dass das Projekt nur einigen wenigen Akteuren Vorteile bring, dafür aber die Natur und dem sanften Tourismus  irreparabel und dauerhaft schädigt. Das Komitee hat deshalb eine Petition lanciert und geht mit Einsprachen rechtlich gegen das Projekt vor.

Undurchsichtige Grossinvestition in Schnee von gestern

Das Komitee fordert zudem Transparenz in Bezug auf die Kreditgeber: Woher kommen die Millionen und wer sind die letztendlichen Nutzniesser der Investition? Der Hauptinvestor, «San Domenico Ski srl», ist im Besitz einer Schweizer Firma, deren Hintermänner anonym bleiben. Auch verlangt das Komitee eine plausible Darstellung der wirtschaftlichen Prognosen. Vergleicht man die von «Avvicinare le Montagne» deklarierten Zahlen mit real existierenden Skigebieten, ist klar: die Investitionskosten sind frühestens in 50 Jahren wieder eingespielt, selbst wenn man von sehr optimistischen Prognosen ausgeht. Ganz zu schweigen von den klimatischen Veränderungen; denn in wenigen Jahrzehnten wird der klassische Wintertourismus in der Höhenstufe der Alpe Devero sprichwörtlich Schnee von gestern sein.

Mountain Wilderness Italien: Informationen zum Projekt
Zur Petition: Salviamo l’Alpe Devero!

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