Mit dem Helibiking existiert in der Schweiz ein neues touristisches Angebot, das die eigene Muskelkraft und Erfahrung am Berg in den Hintergrund stellt. In den vergangenen Wochen hat die Air Zermatt schon vier Mal faule Biker auf über 3000 m.ü.M. liegende Ausgangspunkte transportiert, wie die NZZ am Sonntag berichtete (vgl. weiterführende Links). Mountain Wilderness Schweiz kritisiert diese Angebote aufs Schärfste, denn sie folgen dem Trend von «immer höher in immer kürzerer Zeit» ohne Rücksicht auf Konsequenzen.
Zunehmende Störungen in unberührten Gebieten
Die Air Zermatt fliegt die Heli-Bike Touristen auf die Gebirgslandeplätze Unterrothorn (3103 m.ü.M.), Aeschhorn (3550 m.ü.M.) und Alphubeljoch (3840 m.ü.M). Das Unterrothorn ist auch mit der Seilbahn Sunegga – Blauherd erreichbar. Diese Option ist mit einem deutlich geringeren ökologischen Fussabdruck verbunden und erzeugt weit weniger Lärm. Die Helikopter-An- und Abflüge sind einerseits störend für Touristen, die sich auf dem beliebten Ausflugziel mit Blick auf das Matterhorn erholen. Andererseits sind sie schwer vereinbar mit den Schutzzielen des BLN-Gebiets «Dent Blanche, Matterhorn, Monte Rosa», das gleich neben dem Gebirgslandeplatz beginnt. Die Gebirgslandeplätze Aeschhorn und Alphubeljoch liegen auf vergletschertem Gebiet ohne direkten Anschluss ans Wegnetz. Mountain Wilderness Schweiz klärt aktuell ab, ob das Fahren mit Mountainbikes auf Gletschern in Konflikt mit bestehenden Gesetzen steht. Fest steht, dass das Bike kein geeignetes Gerät für Gletscher ist. Nicht sicher ist, ob überhaupt auf dem Gebirgslandeplatz Aeschhorn auf dem Rothorngletscher gelandet wird. Die Teaser-Fotos der Website von Zermatt Tourismus wurden auf dem über 2 km entfernten Mettelhorn aufgenommen.
Sind Helibiking und umweltfreundlicher Tourismus vereinbar?
Auch in der Samstagsrundschau vom 14. Juli wurde das Thema Helibiking aufgegriffen. Im Interview mit dem neuen Direktor von Schweiz Tourismus, Martin Nydegger, kam die Unverträglichkeit des Angebots mit der Nachhaltigkeits-Charta des Schweizer Tourismus zur Sprache. Die Unterzeichnenden verpflichten sich zu einem «ausgewogenen Einklang von Umwelt und Wirtschaft» . Nydegger hat das Helibiking als Nischenangebot heruntergespielt und darauf verwiesen, dass Schweiz Tourismus mit dem Slogan «Die Natur will dich zurück» sehr viel für die Umwelt bewirke. Mountain Wilderness Schweiz findet diese Argumente unzulässig, da der Lärm des Helikopter-Tourismus eindeutig auf Kosten der Umwelt erfolgt.
Weiterführende Links:
- Samstags-Rundschau vom 14. Juli 2018: Wie umweltfreundlich soll Tourismus in den Schweizer Bergen sein?
- NZZ am Sonntag vom 14. Juli: Heli-Biking provoziert Protest von Umweltschützern
- Nachhaltigkeits-Charta des Schweizer Tourismus