Frontflip-Revival: Ein Erlebnis für alle Sinne

Mountain Wilderness Schweiz war mit 18 Schülerinnen und Schüler in Grindelwald unterwegs. Diese haben sich auf die Suche nach Wildnis gemacht, draussen übernachtet und gelernt, warum es in der Käserei streng riecht.

Das Jugendprojekt «Frontflip» von Mountain Wilderness Schweiz bewährt sich noch immer: An den dritten Pilottagen vom 26. auf den 27. Juni 2019 haben 18 Schülerinnen und Schüler gelernt, was Nachhaltigkeit und Wildnis in den Bergen bedeuten. Die 7. bis 9. Klasse einer Real-Schule aus Münchenbuchsee war vergangene Woche in Grindelwald im Klassenlager. Pascal Stern, Vorstandsmitglied von Mountain Wilderness Schweiz und Sebastian Moos, Projektleiter Wildnis, haben sie während rund 24 Stunden begleitet. Das Ziel von Frontflip ist, Jugendlichen die Freude an den Bergen und der Natur näherzubringen. Neben dem Einkauf von lokalem Raclettekäse, der abends auf dem Feuer geschmolzen wurde, versuchten die Jugendlichen auch, mit ihrem Smartphone Wildnis einzufangen. Die anschliessende Nacht im Freien war für viele eine Premiere.

Wildnis in Grindelwald?

«Sie, das stinkt so!» Es war ein harter Einstieg für die Jugendlichen aus Münchenbuchsee. Sie waren in Grindelwald bei über 30 Grad unterwegs gewesen. Der Besuch in der Käserei Eigermilch brachte etwas Abkühlung, doch viele hielten sich beim Duft im Käselager schützend die Hand vors Gesicht. Der beissende Geruch kommt vom Ammoniak, das reifende Käse ausstossen, wie Betriebsleiter Johann Wittwer erklärte. Mit einem Raclette-Käse aus lokaler Milch im Gepäck machte sich die Klasse von Fleur Fuchs und Jordi Pürro auf die Suche nach ihrem Bild von Wildnis in Grindelwald. Kenner mögen die Nase rümpfen wie die Schulklasse im Käselager: Wildnis in Grindelwald? Die Schulklasse belehrte uns eines Besseren: Kann nicht schon ein ausgetrocknetes Bachbett Wildheit verkörpern? Oder wie eine Schülerin meinte: Würden Menschen den Bach kontrollieren, hätten sie schon geschaut, dass da immer Wasser fliesst. 

Von der Suche nach Wildnis ging es zum Naturfreundehaus ob Grindelwald. Hier wirtschaftet derzeit Vorstandsmitglied Pascal Stern, der uns freundlich willkommen hiess. Auf der Wiese vor dem Naturfreundehaus wurden für die Nacht Isomatten und Schlafsacke aufgeschlagen. Der Verzicht auf einen wilderen Biwakplatz hat sich bewährt: Für die meisten Jugendlichen war es die erste Nacht im Freien. Gerade die mit der grössten Klappe hatten den grössten Bammel vor Spinnen und anderem Getier.

Höhepunkt der gesamten Schulzeit

Lehrerin Fleur Fuchs hat bereits 2016 mit einer Klasse bei Frontflip mitgemacht. Für viele der Schülerinnen und Schüler habe das Schlafen draussen zu den Höhepunkten ihrer gesamten Oberstufenzeit gehört, erzählte Fleur Fuchs. Das war auch einer der Hauptgründe gewesen, warum Mountain Wilderness Schweiz nach fast drei Jahren ohne Frontflip wieder eine Aktion durchgeführt hat. Dieses Jahr lag der Schwerpunkt beim Thema Wildnis, nachdem vor drei Jahren der Bergsport im Vordergrund gestanden hatte. Ob es auch für die heurige Klasse zum Höhepunkt werden wird? Die Reaktionen nach der Sternen-Nacht waren verhalten bis kritisch. «Das ist ein Skandal!» meinte sogar ein Schüler und andere beklagten sich über Rücken- oder Nackenschmerzen. 

Der Samen braucht Zeit zum Wachsen. Uns würde es nicht erstaunen, wenn auch diese Jugendlichen sich Ende Schulzeit an die Nacht im Freien zurückerinnern, den Sternenhimmel und die Rückenschmerzen längst vergessen sind. Oder wie Pascal Stern den Jugendlichen in einer berührenden Ansprache mitgab: Es verschlägt einen selten dorthin, wo man es sich anfangs ausgemalt hat. 

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Projektseite Frontflip
Frontflip Grindelwald 2016